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Die Magie der Start-ups

Arielle Zuckerberg (l.) und Cyan Banister haben den 181-Millionen-Dollar-Fonds mitgegründet. Foto: picture alliance / Jordan Strauss/Invision/AP

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Die Magie der Start-ups

Auch Arielle Zuckerberg mischt in der Hightech-Welt mit. Als Investorin ist die Schwester von Mark Zuckerberg derzeit zudem auf jüdischer Mission

von Paul Bentin  08.05.2025 11:06 Uhr

Auf Facebook gibt sie kaum etwas Persönliches von sich preis, postet vielleicht alle paar Monate etwas Belangloses. Trotzdem hat Arielle Zuckerberg dort rund 39.500 Follower. Etwas anders sieht es auf Instagram aus. Hier erfährt man deutlich mehr über die jüngste der drei Schwestern von Mark Zuckerberg, Chef des Big-5-Hightech-Unternehmens Meta, dem beide Social-Media-Plattformen gehören.

Ihre dort mehr als 29.000 Follower ließ die 1989 geborene Arielle beispielsweise im Januar 2024 daran teilhaben, dass sie gerade stolze Mutter eines Sohnes geworden ist. Und scrollt man ein wenig weiter, findet sich unter den Fotos ihrer vielen Reisen auch ein Bild des Viktoriaparks in Berlin-Kreuzberg, den sie offensichtlich 2017 besucht hat. Doch wer glaubt, dass Arielle einfach nur »die Schwester« ist, die dank des Vermögens ihres milliardenschweren Bruders ein »Dolce Vita« lebt, der irrt gewaltig.

Studium der Psychologie und Informatik

Nach dem Studium der Psychologie und Informatik verschlug es sie gleichfalls in die IT-Welt, zuerst als Produktmanagerin bei Start-ups wie Wildfire Interactive, dann ging es weiter bei Google. »Ich bin mit Hightech aufgewachsen«, sagte Arielle 2016 der Plattform »Medium«. »Mein Vater hatte immer die modernste Technik in seiner Zahnarztpraxis. Und mein Bruder bekam von ihm das Programmieren beigebracht, als er noch in der Grundschule war.«

Auch Israel war sie stets verbunden, nahm 2012 an einer Taglit-Reise teil und wurde dabei unter anderem vom damaligen Staatspräsidenten Schimon Peres empfangen, was dieser übrigens auf Facebook postete. Doch eines wollte Arielle nie, und zwar für Mark Zuckerberg arbeiten. Davon hatte ihr Randi Zuckerberg, eine ihrer älteren Schwestern, dringend abgeraten.

Und die musste es wissen – schließlich war Randi eine der ersten Angestellten von Facebook, verließ den Laden allerdings 2011 wieder, weil die Unternehmenskultur dort – so formulierte sie es in einem Beitrag für »Vogue« – zu wenig persönliche Entfaltungsmöglichkeiten erlaube. Arielle hörte auf ihren Rat und begann, sich einen eigenen Namen in der Hightech-Welt aufzubauen, wobei sie nebenbei auch dabei half, das Modelabel Lej zu etablieren.

Und schließlich machte sie eine zweite Karriere, diesmal als Investorin, genauer gesagt als Risikokapitalgeberin, die Start-ups finanzielle Mittel zur Verfügung stellt. Das geschieht in der Hoffnung, dass aus diesen profitable Firmen werden und man so fürstliche Gewinne einstreichen kann. 2019 wurde sie deshalb vom »Forbes«-Magazin in die Top-30-Liste der Szene aufgenommen, die vielversprechende Talente unter 30 Jahren sammelt.

Mal Risikokapitalgeberin, mal DJane beim »Burning Man«-Festival.

Aktuell ist Arielle Partnerin des Venture-Capital-Unternehmens Long Journey, das im großen Stil Nachwuchs-Unternehmen fördert. Jüngst sorgte man für Aufsehen, weil ein Fonds in Höhe von über 181 Millionen Dollar an den Start gebracht wurde – beziehungsweise exakt 181.181.181,80 Dollar. »Was hat es mit den ganzen 18er-Zahlen auf sich?«, schreibt Lee Jacobs, neben Arielle Zuckerberg einer der drei Long-Journey-Manager, und wie sie ebenfalls jüdischer Herkunft. »In der jüdischen Numerologie steht die 18 für ›Chai‹, also ›Leben‹. Als ich aufwuchs, bekam ich oft Geschenke, die sich um die Zahl 18 erhöhten. Als ein Segen für das Leben.«

Und es hat auch einen ganz konkreten Anlass, warum ausgerechnet jetzt dieser Fonds aufgelegt wurde. »Die schrecklichen Anschläge vom 7. Oktober in Israel weckten etwas, das in meinem Inneren schlummerte – ein tiefes inneres Wissen um meine Bestimmung und wofür ich zu kämpfen bereit bin. Dieser Fonds mit seinen sich wiederholenden 18er-Zahlen ist Ausdruck meines Engagements für das Leben und die Schöpfung«, so Jacobs.

Botschaft der Resilienz, der Kreativität und des Glaubens an die Zukunft

Noch etwas ist Arielle Zuckerberg und Lee Jacobs wichtig. Man möchte Gründern nicht nur finanziell unter die Arme greifen, damit sie ihre Geschäftsideen verwirklichen. Zugleich soll durch den Verweis auf die magischen Zahlen auch eine Botschaft der Resilienz, der Kreativität sowie des Glaubens an die Zukunft ausgesendet werden. »Unser Ansatz ist es, diese magisch verrückten Menschen zu suchen und zu finden, bevor deren Ideen im Mainstream angekommen sind«, ergänzt Cyan Banister, die Dritte im Bunde von Long Journey, aber ohne jüdischen Familienhintergrund. »Es gibt immer eine Truppe von Träumern und Verrückten. Man muss nur wissen, wo man suchen muss.«

Das mag etwas esoterisch klingen. Aber Long Journey ist für Skurrilität bekannt. So sitzen die Risikokapitalgeber in einem großen viktorianischen Haus in San Francisco, das einer Villa Kunterbunt gleicht. Gern bewegt man sich barfuß, und das Hawaiihemd gehört zum guten Ton.

Auch Arielle mag es unkonventioneller. Unter dem Kürzel »AZ« hat sie sich einen Ruf als DJane erworben und legt auf Partys auf. Schon zweimal war sie in dieser Funktion beim legendären »Burning Man«-Festival in der Wüste von Nevada dabei. Mit dabei war sie ebenfalls 2023 beim »Learning Man«-Event, wo mehrere Dutzend hochrangige Vertreter der Hightech-Branche im Mai 2023 ganz informell am Lake Tahoe zusammenkamen, um voneinander zu lernen.

Dabei ging es jedoch nicht um Virtuelles, sondern darum, wie man ganz Greifbares manuell herstellt, beispielsweise mit Holz arbeitet oder das perfekte französische Omelett zubereitet. »Auch Hightech-Leute können sich für Dinge begeistern, die nicht digital sind«, sagte Arielle Zuckerberg im Gespräch mit der »Washington Post«. So hätte sie von den Kollegen unter anderem gelernt, wie man mit einer Nähmaschine umgeht, was ihr »ein tiefes Gefühl der Befriedigung« verschafft habe. Das neue Hobby teilt sie mit ihrem Bruder. Der berichtete jüngst davon, dass er seinen Töchtern beim Nähen geholfen habe, was auch ihm viel Spaß bereitet habe – allerdings benutzte Mark Zuckerberg dafür einen 3D-Drucker.

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