Italien

Der Rebbe streamt

Corona-Station in Brescia/Lombardei Foto: dpa

Nach China ist Italien derzeit vom Coronavirus weltweit am meisten betroffen. Die Behörden appellieren an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben. Der Vorstand der jüdischen Gemeinde Mailand hat deshalb entschieden, alle Synagogen zu schließen.

Mehrere Rabbiner sowie der Zentralverband der Jüdischen Gemeinden Italiens UCEI boten Anfang der Woche zu Purim Fernlesungen der Megilla per Streaming an. Bei Rabbiner Elia Richetti in Mailand waren mehr als 300 Gemeindemitglieder auf YouTube zugeschaltet, etliche Tausend nahmen an der Lesung durch Zoom Meeting, eine Art Webkonferenz, der UCEI teil.

Synagogen In Rom wurden die Beter an Purim ausdrücklich darum gebeten, Abstand voneinander zu halten. Inzwischen wurden aber auch in der Hauptstadt die Synagogen geschlossen.

Ebenso wie in Venedig. Dort entschied der Vorstand bereits vor Purim, alle Synagogen bis auf Weiteres zu schließen. Gleiches gilt für die Gemeinde in Bologna. Und auch in Neapel bleiben die Bethäuser zu, denn dort gehören viele Gemeindemitglieder wegen ihres hohen Alters zu einem besonders gefährdeten Personenkreis.

Altersheime Bewohner jüdischer Altersheime können bis auf Weiteres keinen Besuch empfangen, Schulen und Kindergärten im ganzen Land sind bis zum 3. April geschlossen. Die Mailänder Gemeinde kündigte Fernunterricht an. In Venedig wirbt Rabbiner Daniel Touitou für einen Talmud-Tora-Unterricht per Streaming, und auch in Neapel gibt es ein solches Angebot.

Bei der Versorgung mit koscheren Lebensmitteln ist das jüdische Leben derzeit ebenfalls eingeschränkt. So kann man in Mailand nur in den Morgenstunden einkaufen.

Pessach In vielen Gemeinden wird beraten, wie man es unter diesen Umständen mit Pessach halten wird, das in vier Wochen beginnt. Ob Gemeindeseder stattfinden, ist noch nicht entschieden. »Falls die derzeitigen Anordnungen, die Versammlungen untersagen, auch nach dem 3. April in Kraft bleiben, wird dies unmöglich sein«, sagte Gemeinde-Generalsekretär Michael Calimani in Venedig.

»Dies scheint ein Unglück zu sein, aber es ist an uns, es in Gelegenheiten zu verwandeln«, kommentiert die Historikerin Anna Foa die Lage. Mancher Rabbiner meint dieser Tage, man sollte sich Zeit nehmen für längere Telefonate, tiefgehende Lektüren und für das Lernen über Angebote im Internet.

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  18.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Australien

Bericht: Die Heldentat von Ahmed Al-Ahmed sorgt auch in Syrien für Jubel

Die Berichterstattung über den »Helden von Sydney« hat auch dessen Heimatort erreicht und bringt Stolz in eine Trümmerlandschaft

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Sydney

Abschied von jüngstem und ältestem Opfer

Ganz Australien trauert: Die 10-jährige Matilda und der 87-jährige Holocaust-Überlebende Alex Kleytman sind beerdigt worden

 18.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025