Wieder soll es im schweizerischen Ferienort Davos zu judenfeindlichen Anfeindungen gekommen sein. Der Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Jonathan Kreutner, teilte der Jüdischen Allgemeinen mit, man sei über drei Vorfälle informiert worden, die vermutlich von derselben Person verübt wurden.
Der Mann habe in einem Geschäft in Davos ein jüdisches Paar beleidigt, angespuckt und sei anschließend sogar handgreiflich geworden, um die beiden aus dem Laden zu verdrängen, sagte Kreutner. Die Beschimpfungen hätten im Zusammenhang mit dem Krieg im Nahen Osten gestanden.
Später soll derselbe Mann ein älteres Paar angespuckt und eine jüdische Person in einem Bus beschimpft und ihr gegenüber mit der Hand Mordgesten gezeigt haben. Alle vier Opfer seien Touristen gewesen und aufgrund ihrer Kleidung als Juden erkennbar gewesen, erläuterte der SIG-Generalsekretär. Die Kantonspolizei Graubünden bestätigte gegenüber der schweizerischen Nachrichtenseite »20 Minuten«, dass eines der Opfer Anzeige erstattet habe.
Zahlreiche antisemitische Vorfälle
In den letzten Jahren stand Davos mehrfach wegen antisemitischer Vorfälle in den Schlagzeilen. Im vergangenen Jahr wurde ein 19-jähriger Brite von zwei Männern zusammengeschlagen. Zuvor hatte der Besitzer eines Bergbahnrestaurants für Entrüstung gesorgt, weil er auf Hebräisch ein Schreiben ausgehängt hatte, wonach an jüdische Gäste keine Sportgeräte mehr verliehen würden.
2023 weigerte sich ein deutsches Unternehmen, in der Schweiz Ferienhäuser an orthodoxe Juden zu vermieten, angeblich, weil diese Gästegruppe mit dem Mobiliar nicht schonend umgehe. Der regionale Tourismusdirektor erklärte damals, jüdische Touristen in Davos seien in besonderer Weise für die Vermüllung der Landschaft verantwortlich zu machen.
Unter Juden aus aller Welt ist der Kurort Davos im Kanton Graubünden seit vielen Jahren ein beliebter Urlaubsort, vor allem im Sommer. Das liegt auch daran, dass dort koscheres Essen angeboten wird.
Gemeinsam mit SIG-Vertretern hatten die Verantwortlichen vor Ort eine Taskforce eingesetzt, die im vergangenen Jahr Bericht erstattete und ein Bündel an Maßnahmen vorschlug, um antisemitischen Vorfällen vorzubeugen. Darin enthalten war die Einrichtung einer Ombudsstelle für Konfliktfälle und Leitlinien für Gastwirte und Tourismusbetriebe für den Umgang mit jüdischen Gästen. Kreutner zufolge habe sich vor Ort die Lage in den letzten Monaten deutlich verbessert.
Allerdings ist, wie in anderen Ländern, auch in der Schweiz seit dem 7. Oktober 2023 die Zahl antisemitischer Vorfälle dramatisch angestiegen. Häufig bestehe ein Zusammenhang zum Nahostkonflikt, bestätigte Kreutner.