Ungarn

»Das ist gegen die Halacha«

Gedenken am Holocaust-Mahnmal an der Donau Foto: imago

Der  Verband der jüdischen Gemeinden in Ungarn (Mazsihisz) hat dagegen protestiert, dass israelische Taucher in der Donau bei Budapest nach Überresten von Holocaust-Opfern suchen. »Die Nachricht hat unsere Gemeinschaft erschüttert«, teilte der Verband am Donnerstag in Budapest mit.

Die ungarischen Behörden sollten die Aktion wegen der damit einhergehenden Störung der Totenruhe umgehend stoppen, hieß es in der Erklärung weiter.

ERLAUBNIS Am letzten Dienstag war bekannt geworden, dass die israelische Organisation Zaka von den ungarischen Behörden die Erlaubnis erhalten hatte, in der Donau nach den Knochen Tausender Juden zu suchen. Diese waren im Holocaust Ende 1944 am Budapester Donauufer erschossen worden, ihre Leichen waren im Fluss versunken.

Die gefundenen sterblichen Überreste will die religiöse Organisation nach Israel bringen und dort bestatten. Eine diesbezügliche Genehmigung hatte der ungarische Innenminister Sandor Pinter nach einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Arie Deri am Montag in Budapest erteilt.

Nach ungarischen Medienberichten nahmen Taucher von Zaka bereits erste Erkundungen in der Donau vor. Auf Knochen seien sie dabei noch nicht gestoßen.

WÜRDE »Es ist überflüssig, nach eventuell noch vorhandenen Knochen zu suchen«, hielt die Mazsihisz-Erklärung vom Donnerstag fest. »Es verstößt gegen die Totenruhe und die Würde der jüdischen und nicht-jüdischen Toten, es verstößt gegen die Halacha.«

Die Erschießung von Juden an der Donau Ende 1944 bildete den Schlusspunkt des ungarischen Holocaust. Bereits zwischen April und Juni 1944 hatten die Behörden unter dem Hitler-Verbündeten Miklos Horthy (1868–1957) mehr als eine halbe Million ungarischer Juden in Zusammenarbeit mit den Deutschen nach Auschwitz deportiert.

Die Juden in Budapest blieben zwar von den Deportationen verschont. Aber im Oktober 1944 putschten sich – mit deutscher Unterstützung – die offen faschistischen Pfeilkreuzler an die Macht.

EISDECKE Ihre Milizen holten in Budapest im Winter Tausende Juden aus ihren Wohnungen, führten sie ans Donauufer und erschossen sie. Zuvor mussten die Opfer mit Eispickeln Löcher in den gefrorenen Strom schlagen.

Die Organisation Zaka ist bekannt für schwierige Einsätze in Israel etwa nach Unfällen und Selbstmordanschlägen, bei denen ihre Mitarbeiter vor Ort erste Hilfe leisten oder Leichenteile einsammeln.

Die von religiösen Israelis gegründete Organisation will dafür sorgen, dass Juden, die eines unnatürlichen Todes sterben, ein angemessenes Begräbnis erhalten.  dpa/ja

Der Vorfall ereignete sich vergangene Woche im AZ Zeno Campus-Krankenhaus in Knokke-Heist in Belgien.

Belgien

Antisemitischer Arzt diskriminiert jüdisches Mädchen

Der Radiologe notierte auf dem Diagnoseblatt »jüdisch (Israel)« und teilt in seinen Social-Media-Konten antisemitische Karikaturen

von Nicole Dreyfus  02.09.2025

Schweiz

35 Jahre orthodoxe Nachrichten

»Die Jüdische Zeitung« ist die einzige deutschsprachige Wochenzeitschrift charedischer Juden – die Zahl der Leser wächst

von Peter Bollag  02.09.2025

Europa

Angst im Gepäck

Fast überall auf dem Kontinent kommt es zu verbalen oder gewalttätigen Übergriffen gegen jüdische und israelische Touristen. Wir haben Reisende gefragt, wie sie damit umgehen

von Nicole Dreyfus  01.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  01.09.2025 Aktualisiert

Rom

Goethe, Gucci, Miete – Streit um historisches Kaffeehaus

Seit 2017 gibt es einen Konflikt mit dem Eigentümer, dem Israelitischen Krankenhaus – nun soll das Antico Caffè Greco offenbar schließen

von Sabina Crisan  31.08.2025

Frankreich

Rabbinerin und Medienstar

Delphine Horvilleur ist die prominenteste Vertreterin des liberalen Judentums im Land. Trotz antisemitischer Angriffe und Hass aus verschiedenen Richtungen hält sie am Dialog fest

von Christine Longin  31.08.2025

Schweiz

Antisemitische Hetze in Zürich

In den Stadtvierteln Enge und Wollishofen, wo viele Juden leben, sind israelfeindliche Plakate an öffentlichen Orten aufgetaucht

 29.08.2025

Würdigung

Tapfer, klar, integer: Maram Stern wird 70

Er ist Diplomat, Menschenfreund, Opernliebhaber und der geschäftsführende Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses. Zum Geburtstag eines Unermüdlichen

von Evelyn Finger  29.08.2025

Russland

Die Angst vor den Worten

Alla Gerber ist mit 93 Jahren immer noch eine gewichtige Gegenstimme in Putins Reich. Ein Besuch bei der Moskauer Journalistin und Publizistin

von Polina Kantor  28.08.2025