Schweden

Das Ende von Bullerbü

Jimmie Åkesson, Chef der Sverigedemokraterna Foto: IMAGO/TT

Spannung bis zum Schluss. Das Ergebnis der schwedischen Parlamentswahl vom 11. September steht inzwischen fest: 176 Sitze für den aus vier Parteien bestehenden konservativ-rechten Block, 173 für das linke Lager. Großer Sieger sind die Sverigedemokraterna (SD), die 20,5 Prozent der Stimmen erzielen konnten und hinter den Sozialdemokraten zweitstärkste Kraft wurden.

Die rechtspopulistische Partei war im Februar 1988 gegründet worden, mindes­tens 18 der 30 Gründer hatten direkte Verbindungen zu faschistischen Organisationen. Mit Gustaf Ekström war bei den SD zudem ein schwedischer SS-Mann aktiv, der freiwillig in der 11. SS-Freiwilligen-Panzer-Division »Nordland« gekämpft hatte.

verbot Vor der Wahl gehörte der Schulunterricht zu den Themen, die jüdische Wähler besonders beschäftigten. Diskutiert wurde ein Verbot der »Religiöse Friskolor«, freier konfessionell geprägter Schulen – ein Prozent der schwedischen Grundschüler besucht Bildungseinrichtungen, die von jüdischen, muslimischen oder christlichen Gemeinden betrieben werden. Für ein Verbot aller dieser »Religiöse Friskolor« hatten sich die schwedischen Grünen, Sozialdemokraten, Liberale sowie die Linkspartei und in Teilen die Sverigedemokraterna ausgesprochen.

Ein umfassendes Verbot der freien Schulen droht unter der neuen Regierung nicht mehr. Doch der Erfolg der SD weckt Ängste: Die jüdische Journalistin Margit Silberstein, die bis zu ihrer Pensionierung für den schwedischen Fernsehsender SVT gearbeitet hatte, erinnert in einem Kommentar für die Monitoring-Stiftung »Expo« an die erst Jahre später bekannt gewordene Bücherverbrennung in der Kleinstadt Höör von 1996.

walhalla Teilgenommen hatten unter anderem Mitglieder der Sverigedemokraterna. Auf einem Video ist unter anderem der langjährige SD-Lokalpolitiker Jan Bengtsson zu sehen, der ruft: »Adolf Hitler, streck deine Hand aus Walhalla aus und zeige uns den richtigen Weg!«

Die Vorstellung, dass »jeder fünfte Wähler eine Partei gewählt hat, die aus diesem braunen Sumpf heranwuchs«, sei »unangenehm«, schreibt Silberstein. Natürlich glaube sie nicht, »dass die Schwedendemokraten Schweden mit Hitlers Rassenlehre anstecken«. Aber: »Es reicht, dass sie den Ansatz von Wir und Sie, Übermenschen und Untermenschen befeuern und damit legitimieren.«

Stockholm

Wirtschaftsnobelpreis geht auch an jüdischen Ökonom

Joel Mokyr, Philippe Aghion und Peter Howitt werden für ihre Forschung zu nachhaltigem Wachstum geehrt

 13.10.2025

Kommentar

Kein Wunder in Bern

Bei gewaltbereiten Demonstrationen in der Schweizer Bundeshauptstadt hat sich ein Teil der Palästina-Solidarität einmal mehr selbst entlarvt: Es ging nie darum, das Leid im Gazastreifen zu beenden oder einen angeblichen Genozid zu stoppen

 12.10.2025

Malibu

Kiss-Sänger Gene Simmons bei Unfall verletzt

Der 76-Jährige soll hinter dem Steuer das Bewusstsein verloren haben

 10.10.2025

Meinung

Außen hui, innen pfui: Trumps Umgang mit den Juden

Während sich der US-Präsident um die Juden in Israel verdient macht, leidet die jüdische Gemeinschaft im eigenen Land unter seiner autoritären Innenpolitik. Das sollte bei aller Euphorie über den Gaza-Deal nicht vergessen werden

von Joshua Schultheis  09.10.2025

Literatur

Nobelpreis für Literatur geht an László Krasznahorkai

Die Literaturwelt blickt erneut gebannt nach Stockholm. Dort entscheidet man sich diesmal für einen großen Schriftsteller aus Ungarn - und bleibt einem Muster der vergangenen Jahre treu

von Steffen Trumpf  09.10.2025

Italien

»Mein Sohn will nicht mehr Levy heißen«

Wie ist es in diesen Tagen, Jude in einer europäischen Metropole zu sein? Ein Besuch bei Künstler Gabriele Levy im jüdischen Viertel von Rom

von Nina Schmedding  06.10.2025

Großbritannien

Empörung über Israels Einladung an Rechtsextremisten

Jüdische Verbände und Kommentatoren in Großbritannien sind entsetzt, dass Diasporaminister Chikli und Knesset-Sprecher Ohana ausgerechnet nach dem Anschlag von Manchester einen rechten Agitatoren hofieren

von Michael Thaidigsmann  06.10.2025

Türkei

»Zionist«: Robbie-Williams-Konzert in Istanbul am 7. Oktober abgesagt

Die Stadt verweist auf Sicherheitsbedenken – zuvor gab es online massive Proteste wegen jüdischer Familienbezüge des Musikers

 05.10.2025

7. Oktober

Ein Riss in der Schale

Wie Simchat Tora 2023 das Leben von Jüdinnen und Juden verändert hat

von Nicole Dreyfus  05.10.2025