Polen

Das Bethaus bleibt zu

Die Krakauer Izaak-Synagoge im jüdischen Viertel Kazimierz Foto: dpa

Zwei Monate ist es her, dass vermummte, bewaffnete Sicherheitskräfte den Betern den Zugang zur Krakauer Izaak-Synagoge verwehrten. Seitdem bleibt das Bethaus geschlossen. Die Eigentümerin, die örtliche jüdische Gemeinde, hatte das Gebäude zuvor elf Jahre lang an Chabad Lubawitsch vermietet.

Die chassidische Bewegung hatte die Synagoge für orthodoxe Beter zu einem der wichtigsten Orte in der Stadt gemacht. Jeden Tag lud Chabad Lubawicz, wie sich die Gruppierung auf Polnisch schreibt, in die angemietete Synagoge zum Gebet. Außerdem betrieb man in dem Gebäude den einzigen koscheren Laden der Stadt sowie ein koscheres Bistro.

Miete Die Schließung Anfang Juli hat zu einem offenen Streit zwischen Chabad Lubawicz und der örtlichen jüdischen Gemeinde geführt. Eliezer Gurary, seit 2013 einer der Krakauer Rabbiner und Co-Direktor von Chabad Lubawicz, ist verärgert. Er fordert die Gemeinde auf, die Synagoge sofort wieder zu öffnen und seiner Bewegung die Nutzung gegen ein monatliches Miet­entgelt weiterhin zu überlassen.

Vorausgegangen ist dem Konflikt die Frage nach der Verlängerung des Mietvertrags. Dabei hätte Chabad mit einer Erhöhung von bisher rund 680 auf knapp 5800 Euro rechnen müssen. Eine solche Steigerung um das Achtfache ist selbst für Krakauer Verhältnisse sehr ungewöhnlich.

Gurary hält dies für »nicht rechtens«. Laut Vertrag hätte sich das Mietverhältnis automatisch um weitere zehn Jahre zu gleichen Konditionen verlängern müssen, sagt er, denn weder Chabad noch die Gemeinde hätten den Mietvertrag gekündigt.

Der Rabbiner wirft der Gemeinde Profitgier vor.

Der Rabbiner wirft der Gemeinde Profitgier vor. Er sagt: »Die Izaak-Synagoge ist sehr aktiv, wir haben einen koscheren Laden und ein koscheres Bistro – da möchte die Gemeinde finanziell etwas davon abhaben.« Das hätten Gemeindevertreter so auch der Presse gesagt, betont Gurary. In einem Interview mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVP hatte der Vorsitzende der Gemeinde, Tadeusz Jakubowicz, erklärt, man habe versucht, den Konflikt »zivilisiert« zu klären, doch Chabad sei zu einem verabredeten Treffen nicht erschienen.

Gurary wirft der Gemeinde vor, sie wolle die Synagoge an eine Catering-Firma vermieten. »Wir haben Angst, dass sie jüdischen Besitz für private Zwecke missbraucht«, sagt er. Die Gemeinde diene nicht dem Wohl der Krakauer Juden.

Renovierungsarbeiten Auf Nachfrage bei der Gemeinde hieß es, Jakubowicz habe gerade »viel im Kopf« und keine Zeit für ein Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. Man verwies auf das offizielle Statement, in dem als Grund für die Schließung der Synagoge dringende Renovierungsarbeiten wegen beschädigter Substanz des Gebäudes, kaputte Fenster, unerlaubte Stromleitungen sowie Schimmelbefall genannt werden.

Viele Beter fragen sich nun, warum man die Miete derart erhöhen wollte, wo doch das Gebäude so marode ist.

Belgien

Gent bleibt hart: Lahav Shani bei Festival weiter unerwünscht

Nach massiver Kritik befasste sich der Verwaltungsrat des Musikfestivals am Montagabend erneut mit der Ausladung der Münchner Philharmoniker. Es blieb bei der Ausladung

von Michael Thaidigsmann  16.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  16.09.2025 Aktualisiert

Kommentar

Das Geraune von der jüdischen Lobby

Der Zürcher »Tages-Anzeiger« befasst sich kritisch mit dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund, der die Absage einer Veranstaltung mit Francesca Albanese an der Uni Bern gefordert hatte. Dabei war diese Intervention richtig

von Michael Thaidigsmann  15.09.2025

Argentinien

Raubkunst in der Immobilienanzeige

Die Tochter eines Naziverbrechers wollte ihre Villa verkaufen und führte Ermittler auf die Spur einer gestohlenen Kunstsammlung

von Andreas Knobloch  13.09.2025

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025