Türkei

Chanukka vor der Moschee

Chanukkafreude in Istanbul Foto: dpa

In aller Welt haben sich gestern Abend Menschen versammelt, um das letzte Chanukkalicht anzuzünden. Vielerorts nahmen an den Zeremonien auch Vertreter der Regierung oder der örtlichen Kommune teil. So in Istanbul – dort hatte nach einem Bericht der türkisch-jüdischen Zeitung Salom die Stadtverwaltung zu einer Zeremonie eingeladen.

Dabei wurden erstmals in der Geschichte der modernen Türkei die Chanukkalichter öffentlich entzündet. An der Veranstaltung vor der Ortakoy-Moschee auf der europäischen Seite des Bosporus nahmen neben dem »Chacham baschi«, dem Oberrabbiner der Türkei, Ishak Haleva (75), weitere führende Vertreter der jüdischen Gemeinde teil.

Vergangene Woche hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einer Chanukka-Botschaft erklärt: »Unsere jüdischen Bürger sind unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft.« Er wünsche allen Juden »anlässlich des Chanukkafests Frieden, Glück und Wohlbefinden«, zitierte ihn die Tageszeitung Hurriyet.

Widerspruch Die Haltung des türkischen Staates gegenüber der jüdischen Gemeinde bleibt widersprüchlich. Einerseits finanzierte die Regierung in den vergangenen Jahren die Restaurierung der Großen Synagoge von Edirne, andererseits schaut der Staat tatenlos zu, wie regierungsnahe Zeitungen gegen Juden hetzen. Beobachter sprechen von einem »erschreckenden Antisemitismus«, der zwar in der Türkei immer existiert habe, aber heute so sichtbar sei wie nie zuvor. Viele Juden verbergen ihre Identität, um nicht aufzufallen und zur Zielscheibe von Feindseligkeiten zu werden.

Jüdisches Leben in der Türkei blickt auf eine lange Geschichte zurück. Die Wurzeln der meisten Familien liegen in Spanien, von dort flohen ihre Vorfahren im 15. Jahrhundert vor der Inquisition. Vor der Gründung des Staates Israel 1948 lebten in der Türkei mehr als 120.000 Juden. Seitdem geht die Zahl stark zurück. Heute zählt die Gemeinde nur noch rund 17.000 Mitglieder. Jedes Jahr verlassen etwa 150 vor allem junge Juden das Land, weil sie in der Türkei keine Perspektive mehr sehen. tok

Großbritannien

Verdächtiger nach Anschlag auf Synagoge in Manchester festgenommen

Der Angriff auf die Synagoge am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur sorgte international für Bestürzung. Jetzt wurde ein weiterer Tatverdächtiger festgenommen

von Burkhard Jürgens  27.11.2025

Bereit fürs ICZ-Präsidium: Noëmi van Gelder, Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein (v.l.n.r.)

Interview

»Meinungsvielfalt gilt es auszuhalten« 

Am 8. Dezember wählt die Gemeindeversammlung der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich ein neues Präsidium. Zur Wahl stellen sich Noëmi van Gelder sowie Arthur Braunschweig und Edi Rosenstein für ein Co-Präsidium. Ein Gespräch über Herausforderungen an die Gemeinde, Grabenkämpfe und Visionen

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 27.11.2025

Schweiz

Antisemitismus auch in der queeren Szene benennen

Viele Jüdinnen und Juden fühlen sich teils unsicher, wenn in der queeren Szene über Israel gesprochen wird. Der Verein Keschet will das ändern

von Nicole Dreyfus  27.11.2025

Das Ausmalbuch "From the river to the sea" in einer Buchhandlung in Zürich.

Meinung

Ausmalen gegen die Realität

Kinderbücher sollten nicht dazu instrumentalisiert werden, Kinder niederschwellig zu prägen

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.11.2025

USA

Personifizierter Hass

Menschen wie Nick Fuentes waren lange ein Nischenphänomen. Nun drängen sie in den Mainstream - und sind gefährlicher denn je

von Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Meinung

Die polnische Krankheit

Der Streit um einen Tweet der israelischen Schoa-Gedenkstätte Yad Vashem zeigt, dass Polen noch immer unfähig ist, sich ehrlich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen

von Jan Grabowski  26.11.2025

USA

Ein Stadtneurotiker wird 90

Woody Allen steht als Autor, Regisseur und Schauspieler für einzigartige Filme. Doch bis heute überschatten Missbrauchsvorwürfe sein Lebenswerk

von Barbara Schweizerhof, Sophie Albers Ben Chamo  26.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025