Italien

Berlusconis Jüdin

In der Kritik: Sharon Nizza (29) Foto: Raz Gluzmann

Nach fünf Jahren im italienischen Parlament tritt die Journalistin Fiamma Nirenstein bei den Wahlen am 24. und 25. Februar nicht erneut an. Sie wandert nach Israel aus. »Es war eine wunderbare und intensive Zeit. Aber ich möchte jetzt zu den zwei großen Lieben meines Lebens zurückkehren – das sind Israel und der Journalismus«, erklärte die 67-Jährige in einem Interview mit der Tageszeitung Il Giornale.

Nirenstein, die bisher abwechselnd in Jerusalem und Florenz lebte, will die israelische Staatsbürgerschaft beantragen. »Israel ist für mich das einzige Land, das gebildeten und intelligenten Menschen eine Zukunftsperspektive bietet«, sagte sie.

VerraT Scharfe Kritik übte Nirenstein an Regierungschef Mario Monti, der im vergangenen November »Israel und die italienische Außenpolitik verraten« habe. Mit der Entscheidung, in der UN-Vollversammlung für Palästina als Beobachterstaat zu stimmen, habe Monti »wie ein Kind gehandelt, dem das ABC der Nahostpolitik fremd ist«.

Fiamma Nirenstein polarisierte immer wieder mit polemischen Erklärungen die italienische Öffentlichkeit und die Leser der Tageszeitung La Stampa, für die sie als Nahost-Korrespondentin tätig war. Im Dezember 2006 wechselte sie zu Berlusconis Hausblatt Il Giornale, zwei Jahre später bot ihr der Ex-Premier eine Kandidatur für seine Partei »Volk der Freiheit« an.

Vorwurf Kurz vor ihrem Abgang wirft Nirenstein der jüdischen Dachorganisation des Landes vor, die Linke zu begünstigen und eine »eklige Delegitimierungskampagne« gegen ihre frühere Mitarbeiterin, die Kandidatin Sharon Nizza (29), zu führen. Der Informationsdienst der Union jüdisch-italienischer Gemeinden hatte die in Israel lebende Nizza in den vergangenen Wochen mehrmals dafür kritisiert, dass sie Berlusconi unterstützt. Der frühere Ministerpräsident stieß viele Menschen vor den Kopf, als er am Internationalen Holocaust-Gedenktag die guten Seiten des faschistischen Diktators Benito Mussolini würdigte.

Nirenstein warf dem Informationsdienst vor, ein »Instrument der Desinformation« zu sein. Eine politische Partei als Ganzes zu delegitimieren, sei in einem demokratischen System falsch. (mit jta)

Shlomo Graber anlässlich eines Vortrags in einer Schule in Rosenheim im Jahr 2017.

Nachruf

Der Junge mit der Nummer 42649

Mit Shlomo Graber ist einer der letzten Holocaust-Überlebenden der Schweiz im Alter von 99 Jahren verstorben

von Nicole Dreyfus  27.08.2025

Atlanta

Woody Allen verteidigt Auftritt bei Moskauer Filmfestival

In einem CNN-Interview legt der Regisseur und Schauspieler dar, warum er an dem russischen Event teilnahm

 27.08.2025

Cerro Pachón

Vera Rubin Observatory startet wissenschaftliche Mission  

Die nach einer jüdischen Wissenschaftlerin benannte Sternwarte auf einem Berg in Chile läutet eine neue Ära der Astronomie ein

von Imanuel Marcus  27.08.2025

Paris

Wegen Brief zu Antisemitismus: Frankreich bestellt US-Botschafter ein

Weil er den französischen Behörden Versäumnisse im Vorgehen gegen Judenhass vorgeworfen habe, soll Charles Kushner heute im Außenministerium erscheinen

 25.08.2025

Frankreich

Freizeitpark-Chef verwehrt israelischen Kindern den Zutritt

Der Betreiber des Parks hatte 150 israelische Kinder weggeschickt. Nun wurde er wegen Diskriminierung angeklagt. Ihm drohen bis zu fünf Jahre Haft

 24.08.2025

Literatur

Vitaler Verteidiger der Freiheit

Zu seinem 96. Geburtstag beschenkt der wachsame Jahrhundertzeuge Paul Lendvai seine Leser mit einem neuen Buch

von Marko Martin  24.08.2025

Norwegen

Die nördlichste Synagoge der Welt

In Trondheim feiert die Gemeinde ihr hundertjähriges Bethaus. Zum Glück ist die Schabbat-Frage schon lange geklärt

von Elke Wittich  24.08.2025

Raubkunst

Drei Millionen Franken für Bührle-Stiftung

Die Stadt Zürich beantragt Kredit für vertiefte Provenienzforschung der Sammlung Bührle

 22.08.2025

New York

Monica Lewinsky stellt mit Amanda Knox Serie vor

Worum geht es in »The Twisted Tale of Amanda Knox«?

von Lukas Dubro  21.08.2025