Griechenland

Aufruf zum anonymen Antisemitismus

Yanis Varoufakis hetzt gegen Israel. Foto: imago images/ANE Edition

»Demonstrieren Sie Ihren Antisemitismus, und zwar sicher und anonym«, auf diese Formel lässt sich ein Rundschreiben der europaweit, auch in Deutschland, antretenden Protestpartei DiEM25 des früheren griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis bringen. Von Belgien aus verschickte die Partei kürzlich per E-Mail einen Aufruf zur Sammlung von Unterschriften für den Boykott gegen Israel. Es ist nur eine weitere Eskalation in einer bereits langen Liste von Vorfällen.

In dem Schreiben wird behauptet, die Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh sei von der israelischen Armee ermordet worden. Als Beleg dafür wird ein Artikel der linksliberalen britischen Tageszeitung »The Guardian« verlinkt, in dem vor allem Mutmaßungen zu finden sind. Es geht weiter mit Kritik an der Siedlungspolitik.

kriegsverbrechen Erst danach erfahren die Leser der E-Mail das eigentliche Anliegen: »Es ist an der Zeit, dass die EU aufsteht und diese Kriegsverbrechen beendet. EU-Bürger können helfen, indem sie sich eine Minute Zeit nehmen, um unseren Aufruf zur Beendigung des Handels mit israelischen Siedlungen in Palästina zu unterzeichnen«, heißt es da.

In dem Schreiben wird behauptet, die Al-Jazeera-Journalistin Shireen Abu Akleh sei von der israelischen Armee ermordet worden.

Im Folgenden setzt DiEM25 die Siedlungspolitik mit der russischen Invasion in der Ukraine gleich. Der EU wird vorgeworfen, mit zweierlei Maß zu messen. Es gebe, erklärt die Partei, eine Bewegung von Bürgerinnen und Bürgern der EU, zu der die Organisationen Human Rights Watch, Avaaz und SumOfUs gehören würden, die das gesetzliche Verbot von Importen aus den Siedlungsgebieten fordern.

Die Leser werden zur elektronischen Unterschrift eines entsprechenden Aufrufs aufgefordert. Dieser sei eine offizielle Aktion der EU, heißt es. Die Unterschrift würde vertraulich behandelt und anonym auf gesicherten EU-Servern gespeichert. Damit wird auch impliziert, dass den Unterzeichnern bei Veröffentlichung der Liste womöglich Ungemach drohen könnte.

tracker Ein interessantes Detail des in der Mail angegebenen Links zur Unterschrift ist der elektronische Tracker, der registriert, ob der jeweilige Empfänger der Mail ihn aufgerufen hat, um zu unterschreiben. Wo und von wem diese Daten gesammelt werden könnten, erfährt niemand.

»Die Heuchelei in der Kampagne hat offensichtlich Methode.«

Victor Eliezer, GEneralsekretär des Zentralrats der Juden in Griechenland

Victor Eliezer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Griechenland, ist dieser Aufruf nicht entgangen. »Die Heuchelei in der Kampagne hat offensichtlich Methode.« Erst vor wenigen Wochen wurden elf Israelis Opfer einer Serie von Terroranschlägen, verübt von fanatisierten Palästinensern.

gesinnungsgenossen »Herr Varoufakis und viele seiner Gesinnungsgenossen in Europa haben dazu geschwiegen. Das Blut der Juden interessiert sie offensichtlich nicht. Wenn Israel aber die Sicherheit seiner Bürger verteidigt, kommen sie sofort mit dem Vorwurf der ›Aggression‹. Dabei verweisen sie auf die russische Invasion in der Ukraine und fordern die Verurteilung Israels. Dank ihrer Doppelmoral ist es ihnen völlig gleichgültig, wenn Israelis um Angehörige trauern, weil diese in einer Bar oder auf der Straße plötzlich aus dem Leben gerissen wurden.«

Es ist nicht das erste Mal, dass die der Boykottbewegung BDS nahestehende Partei von Varoufakis den jüdischen Staat offen attackiert. Erst im Mai 2021 warf man Israel »Völkermord« vor. Zu Terroranschlägen der Hamas hingegen hört man kein Wort, wie Eliezer kritisiert.
Politische Beobachter in Griechenland rechnen im Herbst mit vorgezogenen Neuwahlen. Varoufakis’ Partei kämpft dabei um den Wiedereinzug in das Parlament.

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  03.11.2025

USA

Unsicher in New York

Zohran Mamdani ist der mögliche nächste Bürgermeister der Metropole – und für viele Juden ein Problem

von Mark Feldon  30.10.2025

Judenhass

»Ich werde Selbstmordattentäter diese Nacht«: Mann plante Messerangriff auf Juden

Der arabischstämmige Mann wurde im letzten Moment von der Polizei festgenommen. Nun stand er vor Gericht

von Nicole Dreyfus  30.10.2025

Barcelona

Mordverdacht: Ermittlungen gegen Sohn von Mango-Gründer

Spanischen Medienberichten zufolge sind die Umstände des Todes des Modeunternehmers Isak Andic im Dezember 2024 noch nicht geklärt. Doch es gibt einen Verdacht

 30.10.2025

München

Europäische Rabbiner sagen Baku-Konferenz aus Sicherheitsgründen ab

Rund 600 Teilnehmer aus aller Welt sind angemeldet. Viel Geld war in die Vorbereitung geflossen

von Imanuel Marcus, Mascha Malburg  28.10.2025 Aktualisiert

Meinung

Antisemitismus der Anständigen

Judenhass in der Schweiz ist brandgefährlich, weil er so höflich und diskret daherkommt

von Zsolt Balkanyi-Guery  27.10.2025

Meinung

Die SP im moralischen Blindflug

Mit zwei widersprüchlichen Resolutionen beweist die Sozialdemokratische Partei der Schweiz einmal mehr ihre ethische Orientierungslosigkeit

von Nicole Dreyfus  27.10.2025

USA

Der reichste Mann der Welt – für einen Tag

Larry Ellison gehört zu den Großen des Silicon Valley und hält Künstliche Intelligenz für die wichtigste Erfindung der Menschheit

von Sara Pines  26.10.2025

Nachruf

Letzter Kämpfer des Aufstands des Warschauer Ghettos gestorben

Michael Smuss wurde 99 Jahre alt

 24.10.2025