Grossbritannien

Antisemitische Stimmung beim Parteitag

Vor und während der Abstimmungen schwenkten zahlreiche Delegierte palästinensische Fahnen und skandierten »Freies Palästina!«. Foto: dpa

Labours Antisemitismus nimmt kein Ende. Beim Parteitag in Liverpool verabschiedeten die Delegierten am Dienstag einen Antrag, in dem Israel kritisiert und ein Einfrieren der britischen Waffenverkäufe an Israel unterstützt wird.

Die Partei prangert »Israels Gewaltanwendung gegen palästinensische Demonstranten an der Grenze zu Gaza« an und fordert die britische Regierung auf, das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) stärker als bisher zu finanzieren. Vor und während der Abstimmungen schwenkten zahlreiche Delegierte palästinensische Fahnen und skandierten »Freies Palästina!«.

Entschuldigung Am Sonntag hatte der Journalist Andrew Marr Labour-Chef Jeremy Corbyn in einer Live-Sendung des britischen Fernsehens mit verschiedenen, als antisemitisch aufgefassten Aspekten seines Verhaltens konfrontiert und ihm die Möglichkeit gegeben, sich vor laufender Kamera mit einer Bitte um Entschuldigung an die jüdischen Briten zu wenden. Doch Corbyn weigerte sich und wiederholte stattdessen seine einstudierte Tirade, er sei schon sein ganzes Leben lang gegen Rassismus.

Die Organisation Jewish Labour Movement protestierte beim Parteitag erneut gegen den Judenhass in der Partei. Die jüdische Labour-Abgeordnete Luciana Berger empfand es als nötig, zum Parteitag mit zwei Leibwächtern zu erscheinen.

Am Dienstagabend sollte auf dem Parteitag ein neuer Film der linken Aktivistin Jackie Walker gezeigt werden. Walkers Mitgliedschaft bei Labour war vor zwei Jahren wegen antisemitischer Äußerungen auf Eis gelegt worden. Seitdem stilisiert sie sich zum Opfer einer politischen Hetzkampagne.

Bombendrohung Wegen einer Bombendrohung konnte der Film jedoch nicht gezeigt werden. Eine Sprecherin erklärte, ein Mann habe bei der Rezeption des Gebäudes, in dem der Film gezeigt werden sollte, angerufen und behauptet, es würden dort zwei Bomben liegen, weil es sich, »um ein großes jüdisches Treffen« handele.

Nach der Evakuierung des Gebäudes stellte sich die Bombendrohung jedoch als falsch heraus. Walkers Lebenspartner behauptete später, der Anrufer habe gesagt, der Grund für die Bomben sei ein »antisemitisches Treffen« gewesen. Seiner Meinung nach wurde die Filmvorführung »von den Feinden der Demokratie« sabotiert.

Auf Twitter wurde diese Behauptung von anderen wiederholt, obwohl amtlich bestätigte Informationen bislang fehlen. Die Polizei ermittelt.

Mehr dazu in unserer Printausgabe am Donnerstag

München/Gent

Charlotte Knobloch spricht von »historischem Echo«

Nach der Ausladung des israelischen Dirigenten Lahav Shani von einem Musikfestival meldet sich Charlotte Knobloch mit deutlichen Worten

 11.09.2025

Italien

Jüdisches Touristen-Paar in Venedig attackiert

Die Täter schrien »Free Palestine«, bevor sie die Ehefrau mit einer Flasche attackierten und ihren Ehemann ohrfeigten

 11.09.2025

Georgien

Sicher und schön

Der Kaukasus-Staat pflegt Erbe und Zukunft der Juden. Und bietet atemberaubende Natur. Ein Besuch

von Michael Khachidze  11.09.2025

Belgien

Argerich, Maisky, Schiff empört über Gent-Festival

Bekannte jüdische und nichtjüdische Musiker haben eine Petition gestartet, um gegen die Ausladung der Münchner Philharmoniker und ihres Dirigenten Lahav Shani zu protestieren

 11.09.2025

Imanuels Interpreten (13)

Herb Alpert: Der Universalkünstler

Vom Trompeter zum Philantropen: Der Sohn jüdischer Einwanderer aus Kalifornien erreichte in den 90 Jahren seines bisherigen Lebens viel

von Imanuel Marcus  10.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  10.09.2025 Aktualisiert

Südafrika

Unvergessliche Stimme

Die Schoa-Überlebende Ruth Weiss hat sich als Journalistin, Schriftstellerin und Kämpferin für Menschenrechte einen Namen gemacht. Sie wurde 101 Jahre alt. Ein Nachruf

von Katrin Richter  10.09.2025

Belgien

Aus der Straße des Antisemiten wird die Straße der Gerechten

In Brüssel gibt es jetzt eine Rue Andrée Geulen. Sie ist nach einer Frau benannt, die im 2. Weltkrieg mehr als 300 jüdische Kinder vor den deutschen Besatzern rettete. Doch bei der Einweihung herrschte nicht nur eitel Sonnenschein

von Michael Thaidigsmann  08.09.2025

Vuelta

Spanischer Radprofi Romo stürzt wegen Protestaktion

Die »propalästinensischen« Proteste bei der Spanien-Rundfahrt nehmen kein Ende. Auf der 15. Etappe ist es zu Stürzen gekommen

 07.09.2025