Türkei

Alarm am Bosporus

Maskiert: Mitglieder einer paramilitärischen Armee-Einheit in Teheran Foto: ddp

Iranische Terroristen sollen in die Türkei eingesickert sein, um Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen zu verüben. Das meldet der Sender Skynews. Demnach sollen 400 iranische Agenten der sogenannten al-Quds-Brigade Gewaltaktionen vorbereiten.

Die Einheit unterstehe Teherans geistlichem Führer Ali Khamenei. Von türkischer Seite lag dazu zunächst kein Kommentar vor. Die Nachricht kam kurz nach einem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und inmitten steigender Spannungen zwischen den Nachbarn und regionalen Rivalen.

Skynews will Dokumente erhalten haben, nach denen die Terroreinheit auch hinter den jüngsten Anschlägen in Georgien, Thailand und Indien stehe. Geheimdienste in Ostasien hatten in den vergangenen Monaten mehrere mutmaßliche Pläne für Terroranschläge der Iraner aufgedeckt.

Nuklearprogramm »Das ist ein Land, das Terror exportiert«, sagte US-Außenministerin Hillary Clinton am Wochenende bei der internationalen Syrien-Konferenz in Istanbul über den Iran. In knapp zwei Wochen finden in der Bosporusmetropole nach mehr als einjähriger Pause wieder Gespräche zwischen den UN-Vetomächten plus Deutschland und dem Iran über das Teheraner Nuklearprogramm statt.

Der Atomstreit könnte den Hintergrund für mögliche Anschlagsvorbereitungen des iranischen Regimes im Ausland bilden. Westliche Experten rechnen damit, dass der Iran auf einen israelischen Angriff auf die Atomanlagen »asymmetrisch« reagieren würde, das heißt, mit Terroranschlägen nicht nur in der Region selbst, sondern weit darüber hinaus, und einem verstärkten Einsatz der libanesischen Hisbollah-Miliz gegen Israel.

Jüdische Einrichtungen wurden in der Türkei zuletzt vor knapp zehn Jahren zum Ziel von Terror: Mehr als 60 Menschen starben im November 2003 bei einer Serie von Selbstmordanschlägen auf zwei Synagogen in der Istanbuler Innenstadt sowie auf das britische Konsulat und eine britische Bank.

Die damaligen Täter hatten allerdings keinerlei Verbindungen zum Iran, sondern waren Mitglieder einer streng sunnitischen Extremistengruppe aus türkischen Islamisten. Seitdem werden die Synagogen streng bewacht. Von einer zusätzlichen Anhebung der Sicherheitsmaßnahmen wegen der mutmaßlichen iranischen Terrorteams ist bisher nichts bekannt.

Politisch gesehen wären iranisch gelenkte Anschläge in der Türkei für Teheran ein großes Wagnis. Obwohl die türkische Regierung gegen eine atomare Bewaffnung des Iran eintritt, verteidigt Ankara stets das Recht der Iraner auf eine friedliche Nutzung der Kernenergie. Terroranschläge in der Türkei würden Ankara sicher von dieser Haltung abbringen.

Interview

Der Medienschaffer

Der Ausnahmejournalist und Unternehmer Roger Schawinski über Erfolg, Judenhass und den 7. Oktober

von Nicole Dreyfus  28.03.2024

Nachruf

Joe Lieberman stirbt mit 82 Jahren

Fast ein Viertel Jahrhundert lang setzte er sich als Senator auch für jüdische Belange ein

von Imanuel Marcus  28.03.2024

USA

Bildhauer Richard Serra gestorben

Für mehr als 100 öffentliche Orte schuf er Skulpturen – von Philadelphia und St. Louis bis Bochum und Kassel

 27.03.2024

Moskau

Evan Gershkovich bleibt in Untersuchungshaft

Putin will den inhaftierten US-Journalisten gegen russische Gefangene auszutauschen

 26.03.2024

Glosse

Woher stammt der Minderwertigkeits-komplex vieler Schweizer gegenüber Deutschen?

Und was verbindet die Identitätskarte mit der Rappenspalterei?

von Nicole Dreyfus  25.03.2024

Schweiz

Antisemitismus-Problem an Schulen

Die Zahlen sind erschreckend, doch die Stadt Bern wiegelt ab. Und jüdische Eltern verlieren das Vertrauen

von Nicole Dreyfus  24.03.2024

Großbritannien

»Beste Wünsche für eine Refua Schlema«

Oberrabbiner Sir Ephraim Mirvis und das Board of Deputies wenden sich nach ihrer Krebsdiagnose an Prinzessin Kate

 24.03.2024 Aktualisiert

Jubiläum

Mehr als koscheres Pastrami-Sandwich

New York feiert in diesem Jahr seinen 400. Geburtstag. Eine Reise durch die jüdische Geschichte der Stadt

von Hannes Stein  23.03.2024

Iran

Von Schuschan bis Teheran

Tausende Juden leben noch in der Islamischen Republik. Dieser Tage feiern sie Purim – trotz allem

von Mascha Malburg  21.03.2024