Spionageverdacht

Absage an Austausch

US-Senator Dick Durbin war positiv gestimmt, als er seinen Besuch in Kuba Ende vergangener Woche beendete. Die Zeichen standen auf Verständigung – nicht nur in Bezug auf Ölbohrungen, sondern auch im Fall des jüdischen IT-Spezialisten Alan Gross. Zum ersten Mal seit der Festnahme des vermeintlichen US-Spions, der in Kuba im Frühjahr 2011 zu einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, hatte die kubanische Diplomatie signalisiert, dass ein Austausch von Spionen denkbar wäre.

In US-Gefängnissen sitzen vier kubanische Agenten. Ein Austausch wäre eine Variante, um das latent angespannte Klima zwischen Washington und Havanna zu verbessern. Diese Hoffnung hegte auch Gross’ Ehefrau Judy, die im Dezember die US-Regierung aufgefordert hatte, endlich etwas für die Freilassung ihres Mannes zu unternehmen.

Humanitäre Gründe Der 62-jährige Gross ist seit Dezember 2010 in Kuba im Gefängnis, weil er Mobiltelefone, Notebooks und andere Kommunikationstechnik illegal eingeführt hatte, um die Verständigung innerhalb der jüdischen Gemeinde auf der Insel und nach außen zu verbessern. Das ist zumindest die Darstellung von Alan Gross und seiner Frau. Die kämpft seit der Festnahme ihres Mannes für dessen Freilassung aus humanitären Gründen und findet es an der Zeit, dass Präsident Barack Obama den Machthabern in Havanna endlich signalisiert: »Wir sollten uns an einen Tisch setzen und verhandeln!«

Doch diesem Wunsch kommt Washington nicht nach. Die Leitlinie heißt offenbar: Freilassung aus humanitären Gründen oder gar nicht. Einem Austausch von Spionen erteilte der Sprecher des State Department Ende vergangener Woche eine Absage. »Nicht möglich« sei ein Austausch, so William Ostick. Die Fälle seien nicht vergleichbar und die fünf Kubaner schließlich von einem Bundesgericht verurteilt worden. Sie verbüßten ihre Strafen, so Ostick, der auch betonte, dass Gross kein Spion sei.

Doch genau das bestreiten die Kubaner. Gross müsse bekannt gewesen sein, dass er illegal in Kuba aktiv war. Warum ihn das State Department jedoch dorthin schickte, ihn mit erheblichen Mitteln aus dem Programm zur Förderung der Demokratie in Kuba ausstattete, ist unklar. Ist er nur »benutzt worden«, wie er im Prozess behauptete, oder steckt mehr dahinter, wie die Kubaner glauben? Unstrittig ist, dass Gross im Auftrag des US-Aid gegen kubanische Gesetze verstoßen hat.

Auch in den USA wäre es illegal, wenn Bürger anderer Staaten über Land fahren und Telekommunikationstechnik anbieten würden, nicht nur in Kuba. Dazu hat sich das State Department nie geäußert. Aus gutem Grund oder weil es die Förderung nach einer humanitären Freilassung von Alan Gross nicht gefährden wollte?

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Kommentar

In Zohran Mamdanis New York werden Juden geduldet, nicht akzeptiert

»Liberale Zionisten« müssen in der Regierung des neuen Bürgermeisters keinen »Lackmustest« fürchten. Was beruhigend klingen soll, zeigt, wie stark der Antisemitismus geworden ist - nicht zuletzt dank Mamdani

von Gunda Trepp  07.11.2025 Aktualisiert

Hurrikan Melissa

»Ich habe seit einer Woche nicht geschlafen«

Wie ein Rabbiner vom Wirbelsturm in Jamaika überrascht wurde – und nun selbst Betroffenen auf der Insel hilft

von Mascha Malburg  06.11.2025

Kommentar

Wo Israel antritt, rollt der Ball ins moralische Abseits

Israelische Spieler und Fußballfans werden schon lange dafür diskriminiert, dass sie von anderen gehasst werden.

von Louis Lewitan  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

New York

ADL will Mamdani unter Beobachtung stellen

Die Anti-Defamation League erwartet vom neugewählten New York Bürgermeister nichts Gutes. Jetzt hat die jüdische Organisation angekündigt, man werde genau hinschauen

 05.11.2025

Amsterdam

Wegen IDF-Kantor: Concertgebouw sagt Chanukka-Konzert ab

Die renommierte Musikhalle hat wegen des geplanten Auftritts von IDF-Chefkantor Shai Abramson das alljährliche Konzert abgesagt. Die jüdische Gemeinschaft ist empört und will gegen den Entscheid klagen

von Michael Thaidigsmann  05.11.2025 Aktualisiert

Essay

Mamdanis demokratische Steigbügelhalter

Führende Politiker der Demokraten haben aus Opportunismus die Wahl des Israel-Hassers Zohran Mamdani zum New Yorker Bürgermeister ermöglicht - und so in Kauf genommen, dass aus Worten gegen Israel wieder Gewalt gegen Juden werden könnte

von Menachem Z. Rosensaft  05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025