Argentinien

Abiturienten skandieren »Heute verbrennen wir Juden«

Urlaubsort Bariloche: Auch in Argentinien wächst der Judenhass Foto: IMAGO/Addictive Stock

Traditionell begehen argentinische Abiturienten das Ende ihrer Schulzeit mit einer Abschlussfahrt nach San Carlos de Bariloche. Der beliebte Urlaubsort in Patagonien war einst Sehnsuchtsort deutscher Auswanderer. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich am Nahuel-Huapi-See am Fuße der Anden auch NS-Verbrecher wie der einstige SS-Hauptsturmführer Erich Priebke nieder.

Anfang September waren auch Schüler der Privatschule »Escuela Humanos« aus Canning, einem Vorort von Buenos Aires, in Bariloche. Wie bei solchen Anlässen üblich, war die Stimmung im Bus ausgelassen. Doch ein Video, das sich vergangene Woche in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer verbreitete, sorgt nun in ganz Argentinien für Empörung. In dem Clip sind mehrere Schüler zu sehen, wie sie den Slogan »Hoy quemamos Judíos« (»Heute verbrennen wir Juden«) skandieren und dabei die Hände hochstrecken.

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Noch verstörender: In dem kurzen Video ist auch ein erwachsener Reisebegleiter zu erkennen, wie er lachend im Mittelgang des Buses steht und in den antisemitischen Slogan einstimmt. Auch der Vater eines der Schüler soll während des Vorfalls an Bord des Buses gewesen sein. Argentinischen Medienberichten zufolge wurde das Video am 10. September in Bariloche aufgenommen. Die Reise der Schulabgänger war von dem auf Studien- und Schülerreisen spezialisierten Unternehmen Baxtter organisiert worden, für das auch der Begleiter arbeitet.

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Die Escuela Humanos, die 2019 noch im argentinischen Senat mit dem Preis »Weltbotschafterin für den Frieden« ausgezeichnet wurde, distanzierte sich scharf vom Verhalten ihrer Schüler. In einer Stellungnahme erklärte die Schulleitung: »Ebenso verurteilen wir das Verhalten des Veranstalters und des verantwortlichen Koordinators und stellen klar, dass unsere Einrichtung keinerlei Verbindung zu solchen Praktiken und Botschaften hat.«

Man habe sich bereits mit der DAIA, dem Dachverband der jüdischen Gemeinden in Argentinien, in Verbindung gesetzt, um das Geschehene aufzuarbeiten und Schulungsmaßnahmen durchzuführen.

Das Reiseunternehmen Baxtter veröffentlichte seinerseits eine Erklärung, in der es sich »kategorisch und energisch« von den »abwegigen Äußerungen der Gruppe« distanzierte. Auf Instagram postete Baxtter ein Video, das Reisebegleiter bei einem Seminar mit Verantwortlichen der DAIA zeigt.

Argentinien: Zuletzt starker Anstieg des Antisemitismus

Auch der argentinische Staatspräsident äußerte sich zu dem Vorfall. Kurz und knapp schrieb Javier Milei auf der Plattform X: »REPUDIABLE. Fin.« (»VERWERFLICH. Ende.«) und setzte gleich seine für Justiz und für Wissenschaft zuständigen Minister in Kopie. Später erlaubte sich Milei noch einen dezenten Seitenhieb auf die Privatschule. Er teilte den Tweet einer US-Nachrichtenseite zu dem Vorfall, in dem es hieß: »Die Schule, die sich selbst als ›Botschafterin des Friedens‹ bezeichnet und eine ultra-progressive Agenda verfolgt, wurde durch diesen abscheulichen Antisemitismus bloßgestellt.«

Seit dem 7. Oktober 2023 ist auch in Argentinien die Zahl antisemitischer Vorfälle stark angestiegen. Laut den jüngsten Zahlen der DAIA war der Dezember 2024 mit 141 Meldungen der Monat mit den meisten Vorfällen des vergangenen Jahres. Rund zwei Drittel der judenfeindlichen Vorfälle wurden in den sozialen Netzwerken registriert.

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