New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio hat am Sonntag angekündigt, über neun Postleitzahlenbereiche in Queens und Brooklyn erneut einen Covid-Lockdown für Schulen und »nicht versorgungsrelevante Unternehmen« zu verhängen. Erst wenige Tage zuvor waren die öffentlichen Schulen wieder geöffnet worden. Nun sollen 100 von ihnen sowie 200 private Schulen wieder schließen.
Die neue Regelung soll ab Mittwoch gelten und umfasst Teile von Far Rockaway, Kew Gardens sowie von Borough Park, Midwood, Gravesend, Bensonhurst und Sheepshead Bay. Wie die Jewish Telegraphic Agency (JTA) berichtete, leben in den betroffenen Gegenden große orthodoxe Gemeinden. In den vergangenen Tagen seien dort mindestens drei Prozent der Corona-Tests positiv ausgefallen, meldete die New York Times.
fortschritte »Heute ist leider kein Tag zum Feiern. Heute ist ein schwieriger Tag«, sagte Bürgermeister de Blasio und fügte hinzu, dass die Stadt »entschiedener handeln wird als vor einigen Monaten«. Per Twitter erklärte er wenige Stunden später: »Wir werden die Fortschritte, die wir gemacht haben, nicht aufs Spiel setzen.«
Er wolle verhindern, dass sich das Virus »tiefer in die Stadt« ausbreitet und zu einer »zweiten Welle« wird, wie sie im Frühjahr mehr als 24.000 New Yorker getötet hat.
SYNAGOGEN Gotteshäuser sind von der neuen Regelung bislang ausgenommen. Sie könnten »offen bleiben, wenn auch mit Einschränkungen«, erklärte der Bürgermeister.
In den vom geplanten Lockdown betroffenen Stadtteilen leben rund 500.000 Menschen, darunter eine große Zahl von Charedim. Viele ärgern sich über die neuen Maßnahmen, weil sie das Gefühl haben, die Stadt greife sie besonders heraus.
»Die Menschen sind sehr wütend und erschöpft«, sagte Yosef Hershkop, ein chassidischer Mann aus Brooklyn, der für ein Notfallzentrum arbeitet, im Gespräch mit JTA. »Es ist ja nicht so, dass wir die Einzigen in New York wären, die COVID bekommen.«
Der Herausgeber der Wochenzeitung »Jewish Voice«, David Ben Hooren, sagte, »die jüdische Gemeinde fühlt sich herausgegriffen und es gibt ein Element des Antisemitismus«. Dies sei das Gefühl bei den Menschen auf der Straße. »Die Spannungen sind hoch.«
SUKKOT Auch dass der Bürgermeister die neuen Maßnahmen ausgerechnet am Sonntag, dem zweiten Tag von Sukkot, bekanntgab, als orthodoxe Juden weder Telefon noch Computer benutzen konnten und daher erst nach Sonnenuntergang davon erfuhren, verärgert viele. »Die Ankündigung mitten an einem jüdischen Feiertag zeigt die Inkompetenz und mangelnde Sensibilität des Rathauses gegenüber der jüdischen Gemeinde«, twitterte Daniel Rosenthal, Mitglied im Stadtrat von Queens.
De Blasio hatte bei der Ankündigung gesagt, er sei sich des Feiertags bewusst, fühle sich aber verpflichtet, den Plan bekannt zu geben, sobald er ausgearbeitet worden sei.
BEMÜHEN Dass die Gefahr einer zweiten großen COVID-Welle besteht, haben laut JTA auch führende Vertreter der charedischen Community erkannt. Sie fordern die Einhaltung der bestehenden Richtlinien. Viele sagen, sie bemühten sich, Rituale und Traditionen mit den Gesundheitsregeln in Einklang zu bringen.
Die orthodoxe Dachorganisation Agudath Israel of America verteilte vergangene Woche zusammen mit dem Boro Park Jewish Community Council 400.000 Masken. Amerikanischen Medienberichten zufolge sagen viele Familien ihre Barmizwa-Feiern ab oder planen, die Zahlen der Gäste stark zu reduzieren.
Rabbi Avi Shafran, Direktor für öffentliche Angelegenheiten bei Agudath Israel of America, sagte, die meisten in der Gemeinde seien »entschlossen, das Notwendige zu tun«, um das Coronavirus zu bekämpfen. ja