Konferenz

14 Millionen »Möchtegern-Juden«

Jüdisch? Einwohner von Papua-Neuguinea Foto: imago

Fast 14 Millionen Menschen weltweit sind überzeugt davon, mit Juden verwandt zu sein oder verlorenen jüdischen Stämmen anzugehören. Das sagte der britische Historiker Tudor Parfitt, Professor und Direktor des Center of Global Jewish Communities an der Florida International University, laut einem Bericht der Zeitung »Haaretz« bei einer Konferenz des Van-Leer-Instituts in Jerusalem über judaisierende Bewegungen.

Viele dieser Menschen lebten in Afrika, Asien und Südamerika – zum Beispiel im Norden Indiens, Papua-Neuguinea oder Nicaragua, aber auch in schwarzen Gemeinschaften in den USA. Die Zahl der »Möchtegern-Juden« (etwa 13,5 bis 14 Millionen) sei damit ungefähr genauso groß wie die gesamte jüdische Bevölkerung weltweit.

Verlorene Stämme
Viele Betroffene seien davon überzeugt, den zehn sogenannten verlorenen Stämmen anzugehören , die angeblich aus dem Königreich Israel deportiert wurden, nachdem es vom babylonischen Imperium erobert wurde. Dazu gehören auch die Bnei Menashe aus dem Nordosten Indiens, von denen viele in den vergangenen Jahren nach Israel einwanderten, konvertierten und nun als orthodoxe Juden leben.

Zu den Menschen, die sich neuerdings mit dem Judentum identifizieren, gehören nach Angaben des britischen Historikers aber auch Einwohner Lateinamerikas (vor allem Brasilianer, Peruaner, Kolumbianer und Nicaraguaner), die überzeugt sind, von »Anusim« abzustammen – Menschen, die durch die Spanische Inquisition vor mehr als 500 Jahren gezwungen wurden, sich taufen zu lassen.

abuyadaya Es gibt aber auch Stämme wie die Abuyadaya in Uganda, die sich dem Judentum angeschlossen haben, ohne sich als Abkömmlinge eines verlorenen Stammes zu sehen. Eine weitere Gruppe besteht aus Menschen, die sich »jüdisch fühlen«, ohne eine genetische Verwandtschaft zum Judentum anführen zu können.

Bei diesem Phänomen spiele der Holocaust eine paradoxe Rolle, sagte Parfitt laut »Haaretz«: »Die Igbo- und die Tutsi-Stämme in Afrika haben ihren eigenen Völkermord erlebte, und als Ergebnis dessen nehmen sie sich selbst verstärkt als Juden wahr.«

Parfitt plädierte bei der Konferenz in Jerusalem dafür, eine Gemeinschaft Zehntausender Judentums-Anwärter aus Papua-Neuguinea zur Einwanderung nach Israel zu ermutigen. »Sie sind außerordentlich gute Rugby-Spieler, und wenn man irgendetwas davon versteht, sollte man sie unbedingt hierherholen«, sagte er laut dem Zeitungsbericht.

Belgien

IS droht mit Anschlägen auf Synagogen und Kirchen

Die Hintergründe

 18.12.2025

Sydney

Jüdische Bäckerei schließt wegen Antisemitismus

Nach Jahren der Anfeindungen und dem schwersten antisemitischen Anschlag auf australischem Boden hat eine beliebte jüdische Bäckerei für immer geschlossen

 18.12.2025

Strassburg

Glühwein und Kippa

In der selbst ernannten »Weihnachtshauptstadt« lebt eine traditionsbewusste jüdische Gemeinde. Wie passt das zusammen? Eine Reise zu koscheren Plätzchen und Pralinen mit »Jahresendgeschmack«

von Mascha Malburg  18.12.2025

Meinung

Weitermachen oder die jüdische Resilienz

Verfolgung, Exil und Gewalt konnten es nicht brechen: Die Widerstandsfähigkeit des jüdischen Volkes prägt seine Geschichte bis heute

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Australien

Bericht: Die Heldentat von Ahmed Al-Ahmed sorgt auch in Syrien für Jubel

Die Berichterstattung über den »Helden von Sydney« hat auch dessen Heimatort erreicht und bringt Stolz in eine Trümmerlandschaft

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Sydney

Abschied von jüngstem und ältestem Opfer

Ganz Australien trauert: Die 10-jährige Matilda und der 87-jährige Holocaust-Überlebende Alex Kleytman sind beerdigt worden

 18.12.2025

Faktencheck

Bei den Sydney-Attentätern führt die Spur zum IS

Nach dem Blutbad am Bondi Beach werden auch Verschwörungsmythen verbreitet. Dass der jüngere Attentäter ein israelischer Soldat sei, der im Gazastreifen eingesetzt wurde, entspricht nicht der Wahrheit

 17.12.2025

Analyse

Rückkehr des Dschihadismus?

Wer steckt hinter den Anschlägen von Sydney – und was bedeuten sie für Deutschland und Europa? Terrorexperten warnen

von Michael Thaidigsmann  17.12.2025