Die ungarische Billigfluggesellschaft Wizz Air will ihre Präsenz in Israel deutlich ausbauen und bereits im April einen eigenen Standort am Ben-Gurion-Flughafen eröffnen. Das kündigte Firmenchef József Váradi bei einem Treffen mit Verkehrsministerin Miri Regev in Jerusalem an. Demnach sollen laut »ynet« in den kommenden drei Jahren rund eine Milliarde Dollar (860 Millionen Euro) investiert werden.
Nach Angaben Váradis will Wizz Air dafür zehn zusätzliche Maschinen dauerhaft in Israel stationieren, das Streckennetz massiv erweitern und rund 4000 neue Arbeitsplätze schaffen. Etwa 500 davon würden direkt bei der Airline entstehen, der Rest in Bereichen wie Bodenabfertigung, Wartung oder Dienstleistungen im Umfeld des Flughafens.
Die Gespräche zwischen dem Ministerium und Europas zweitgrößter Billigfluglinie liefen bereits seit eineinhalb Jahren. Erst vor wenigen Wochen waren hochrangige Vertreter der israelischen Luftfahrtbehörden zu einem Arbeitsbesuch in Budapest gewesen. Die Regierung erhofft sich durch den Schritt sinkende Ticketpreise, mehr Frequenzen und ein deutlich größeres Streckenangebot.
Risiken für Israel
Der Vorstoß stößt jedoch auf heftigen Widerstand israelischer Airlines. Sie warnen vor Wettbewerbsnachteilen – insbesondere, wenn Wizz Air operative Privilegien erhält, die bislang lokalen Anbietern vorbehalten sind. »Wir sind nicht gegen Wettbewerb. Wir verlangen lediglich gleiche Bedingungen. Sonst werden israelische Fluglinien verschwinden«, mahnte Arkia-Chef Oz Berlovich laut »ynet«.
Mit einer eigenen Basis am Ben-Gurion-Flughafen zwischen Tel Aviv und Lod bekäme Wizz Air Zugang zu begehrten Start- und Landerechten während der Stoßzeiten. Diese sogenannten »Seventh Freedom«-Rechte würden es dem Unternehmen ermöglichen, Flüge direkt in Israel zu beginnen, ohne dass die Maschinen zuvor aus Ungarn oder einem anderen europäischen Land einfliegen müssen. Sicherheitstechnisch bliebe die Airline dennoch als ausländisches Unternehmen eingestuft.
Israels Luftfahrtbehörden warnen, ein zu starker Fokus auf ausländische Billigairlines könnte sich im Kriegsfall rächen. Während israelische Gesellschaften auch in schweren Sicherheitslagen weiterfliegen, stellen ausländische Anbieter ihre Verbindungen oft komplett ein. Eine Verlagerung des Marktes könne so die Anbindung des Landes gefährden.
Neue Ziele
Mit den in Israel stationierten Jets könnte Wizz Air künftig neue Regionen anfliegen – darunter Ziele im Balkan, im Kaukasus, in den Golfstaaten oder in Nordafrika. Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass zusätzliche Kapazitäten die Preise auf vielen Routen spürbar senken würden. Eine Bedingung der Regierung lautet, dass Wizz Air auch Inlandsflüge zwischen Tel Aviv und Eilat anbieten soll.
Bei einem Besuch von Ministeriumsvertretern in Budapest hatte Wizz Air erklärt, dass viele heutige Verbindungen für die Airline ineffizient seien, da Maschinen in Europa übernachten müssen. Eine israelische Basis würde diese Kosten weitgehend eliminieren. Dennoch betont die Fluggesellschaft, der Start werde nicht »sofort oder in den kommenden Monaten« erfolgen – auch wenn April als Zielmarke im Raum steht.
Einer der größten Konkurrenten von Wizz Air, RyanAir, hatte im Oktober alle Israelflüge eingestellt. Das Argument der Airline: Der Ben-Gurion-Flughafen verlange zu hohe Gebühren. im