Jom Hasikaron

»Wir sind für die Verzweiflung verantwortlich«

Um elf Uhr morgens (Ortszeit) schrillt die Sirene, um an die gefallenen Soldaten und Opfer von Terrorismus zu erinnern. Am heutigen Mittwoch ist Jom Hasikaron in Israel. Zur selben Zeit übernimmt das Verteidigungsministerium die Verantwortung für die Verzweiflungstat des ehemaligen Soldaten Itzik Saidyan.

VERLETZUNGEN Der 26-Jährige hatte sich am Montag vor seinem Rehabilitationszentrum in Petach Tikwa mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und anschließend selbst angezündet – nur einen Tag vor Jom Hasikaron. Er wird im Sheba-Krankenhaus mit lebensgefährlichen Verletzungen behandelt.

Saidyan, ein einstiger Infantriesoldat der Golani-Brigade, hatte die Gaza-Operation von 2014 überlebt und hat eine 25-prozentige Behinderung wegen einer Postraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Er hatte beantragt, zu 50 Prozent als behindert anerkannt zu werden. Das Verteidigungsministerium lehnte dies ab.

VERZWEIFLUNG Der Generaldirektor im Ministerium, Amir Eshel, erklärte, sein Ministerium sei »verantwortlich dafür ist, Itzik Saidyan in die Verzweiflung getrieben zu haben«. Er versprach, die Dienste für die behinderten Armeeveteranen und ehemalige Soldaten, die unter PTBS leiden, zu verbessern.

»Das Feuer, das Itzik Saidyan entzündet hat, ist ein Weckruf«, so Eshel. »Es ist schockierend in jeglicher Hinsicht. Itzik ist ein Armeeveteran in unserer Pflege. Wir sind verantwortlich, und ich als Generaldirektor in dem Ministerium bin verantwortlich.« Er beauftragte eine Kommission, den Fall zu untersuchen.

»Tun Sie alles, damit dies der letzte Fall ist! Schlagen Sie Soldaten nicht die Tür vor der Nase zu.«

Leah Saidyan

Stabschef Aviv Kohavi besuchte den Patienten und sicherte seiner Familie Hilfe zu. »Es ist unglaublich schmerzhaft«, sagte er. Saidyans Schwester Leah drängt Behörden: »Tun Sie alles, damit dies der letzte Fall ist! Schlagen Sie den verletzten Soldaten nicht die Tür vor der Nase zu«.

BEDEUTUNG Zur selben Zeit empfing Präsident Reuven Rivlin Familien von gefallenen Soldaten im Beit Hanasi, der präsidialen Residenz, in Jerusalem. »Die Art, wie Sie Ihr Leben leben, lehrt uns viel über Mut, die Bedeutung von Leben und Tod. So schmerzhaft und quälend dies ist, kann es etwas zum Leben hinzufügen«, so die Worte des Präsidenten.

Die Angehörigen von Gefallenen, Meital Itkis, Maya Moreno, Shakib Shaanan, Hanan Proshak und Noa Karsenty, erzählten ihre Geschichten. Meital Itkis verlor ihre beiden Brüder durch Armeeunfälle: Barak Itkis, ein Raketenboot-Offizier, starb durch einen Schuss eigener Soldaten im Alter von 20 Jahren. Amichai Itkis, ein F-16-Pilot, kam bei einem Unfall mit 28 Jahren ums Leben, nur vier Wochen, bevor er heiraten wollte.

VERLUST »Ich bin seit 23 Jahren die Tochter einer Familie von Gefallenen. Als Barak getötet wurde, war ich gerade neun Jahre alt. Als wir die Nachricht erhielten, versprach ich meinem Vater, dass wir das Leben wählen würden. Zwölf Jahre später, als wir immer noch versuchten, mit unserem Verlust umzugehen und das beste aus dem Leben zu machen, starb mein Bruder Amichai.«

Sie habe die schreckliche Botschaft gemeinsam mit Amichais Verlobter Keren erhalten, erinnerte sich Meital Itkis. »Ich ging zu meinen Eltern und fand sie schreiend und weinend vor Schmerz. Da wurde mir klar, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Wenn ich sie nicht bitten würde, auch dieses Mal wieder das Leben zu wählen, würde es niemand tun. Ich wollte ein Leben mit Bedeutung führen. Denn ich war jetzt ihr einziges Kind.«

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