Nach den tagelangen blutigen Unruhen in Syrien zwischen drusischen Milizen und sunnitisch-muslimischen Beduinenstämmen ist die Lage in der Stadt Suweida Berichten zufolge vorerst unter Kontrolle. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte schrieb auf X von vorsichtiger Ruhe. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete auf Telegram unter Berufung auf das Innenministerium, die Stadt sei von allen Stammeskämpfern geräumt, die Zusammenstöße in den Stadtvierteln seien beendet.
Die Stadt Suweida ist mehrheitlich von Drusen bewohnt. Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist und in mehreren Ländern im Nahen Osten lebt. Etwa 153.000 Drusen leben als Staatsbürger in Israel, weitere 20.000 Drusen sind syrische Staatsbürger, wohnen aber auf den von Israel besetzten Golanhöhen.
Den Unruhen fielen laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bislang fast 1.000 Menschen zum Opfer. Überprüfen lässt sich dies nicht, die Angaben der Beobachtungsstelle, die den Konflikt in Syrien mit einem Netzwerk aus Informanten verfolgt, gelten aber als in der Regel verlässlich. US-Außenminister Marco Rubio forderte auf der Onlineplattform X die sofortige Einstellung aller Kämpfe in der Unruheregion im Süden Syriens. Die andauernden Vergewaltigungen und das »Abschlachten unschuldiger Menschen« müssten ein Ende haben, schrieb er.
Regierungstruppen eskalierten die Spannungen
Die Gewalt im Süden Syriens war vor rund einer Woche ausgebrochen. Truppen der syrischen Übergangsregierung griffen ein, um «die Auseinandersetzungen zu beenden». Doch das Gegenteil erfolgte: Die Spannungen eskalierten erst, zwischen bewaffneten Drusen, Beduinen und den Regierungstruppen. Letztere beschuldigen Augenzeugen, sich auf die Seite der Beduinen geschlagen zu haben.
Allen Beteiligten werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. So wird den Regierungstruppen vorgeworfen, Zivilisten massakriert und drusische Männer mit Zwangsrasuren erniedrigt zu haben. Als Reaktion bombardierte Israel Regierungsgebäude in Damaskus und Konvois der Regierungsarmee auf dem Weg nach Suweida mit dem erklärten Ziel, die Drusen in Syrien zu schützen.
Nach dem Sturz von Syriens Ex-Machthaber Baschar al-Assad im Dezember 2024 und Jahren des Bürgerkriegs bleibt die Lage im ethnisch und religiös vielfältigen Syrien weiterhin fragil. Seit dem Sturz Assads kam es mehrfach zu Gewalt in verschiedenen Landesteilen mit teils Hunderten Toten. mit dpa