EU-Israel-Beziehungen

Unerwünschte Personen

Sie waren nur kurz auf israelischem Boden und mussten das Land umgehend wieder verlassen: Israel hat am Montag zwei Mitgliedern des Europäischen Parlaments die Einreise verweigert. Die irische Abgeordnete Lynn Boylan und ihre französische Kollegin Rima Hassan waren Teil einer Delegation von Parlamentariern und aus Brüssel nach Tel Aviv eingeflogen. Innenminister Mosche Arbel verweigerte den beiden linken Politikerinnen aber wegen ihrer Kampagnen gegen Israel die Einreise und schickte sie nach Europa zurück.

Seit ihrer Wahl in das Europaparlament ist die im syrischen Aleppo geborene Hassan die schärfste Kritikerin Israels im Europäischen Parlament. Sie habe sich nachdrücklich für einen Boykott gegen Israel eingesetzt, sagte Arbel. Boylan ist Mitglied der nationalistischen Sinn Fein, einst politischer Arm der Terrororganisation IRA.

Boylan erklärte, es sei geplant gewesen, sich mit Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie Mitgliedern der Zivilgesellschaft zu treffen. Das Einreiseverbot kritisierte sie scharf. «Israel ist ein Schurkenstaat, und dieser schändliche Schritt zeigt, wie sehr das Land das Völkerrecht missachtet. Europa muss Israel nun zur Rechenschaft ziehen.«

Israel hat seit längerem Gesetze, die es ermöglichen, Ausländern die Einreise zu verbieten, die zum Boykott des jüdischen Staates aufrufen oder den Holocaust leugnen. Jüngst wurde von der Knesset auch ein Gesetz verabschiedet, das Personen die Einreise untersagt, die den Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 leugnen oder sich für die internationale Strafverfolgung israelischer Soldaten aussprechen.

Auch Boylans Vorgänger als Vorsitzender der Parlamentsdelegation für die Beziehungen zu den Palästinensern, dem Spanier Manu Pineda, verweigerte Israel 2022 die Einreise.

Lesen Sie auch

Außenminister Gideon Saar sagte nach einer Sitzung des EU-Israel-Assoziationsrates in Brüssel, man sei es gewohnt, kritisiert zu werden. »Das ist in Ordnung, solange die Kritik nicht mit Delegitimierung, Dämonisierung oder Doppelmoral verbunden ist, was wir von Zeit zu Zeit bei Angriffen gegen Israel beobachten können.«

Rima Hassan beschwerte sich nach ihre Abweisung am Flughafen Ben Gurion bitterlich und rief ihre Anhänger zu einem Protest in Brüssel auf. Die israelischen Behörden hätten vorab die Liste der Namen der Mitglieder der Delegation erhalten, teilte sie auf ihrem X-Account mit. Es habe sich dabei um eine »offizielle Mission« der Palästina-Delegation des Europaparlaments gehandelt, an der auch andere Abgeordneten und Mitarbeiter teilgenommen hätten. »Dieser Staat ist derart chaotisch, dass das israelische Außenministerium die Zusammensetzung und das Programm der Delegation von Januar an genehmigt hatte, bis das Innenministerium unsere Einreise bei Ankunft am Flughafen annulliert«, so Rima Hassan anschließend.

In den sozialen Netzwerken wurde die Abweisung von Unterstützern Israels gefeiert und von Gegnern als Beweis herangezogen, dass Israel gar keine echte Demokratie sei. »Die pro-israelischen Trolle lügen genauso wie der Völkermordstaat, den sie verteidigen. Nein, es war nicht nur Rima Hassan, die zurückgewiesen wurde, sondern eine ganze offizielle Delegation des Europäischen Parlaments, die daran gehindert wurde, ihre Mission in den besetzten Gebieten Palästinas durchzuführen, und wir alle wissen, warum«, schrieb Hassan auf X.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Sie habe Dutzende von »Drohbotschaften und Anrufen von israelischen Nummern erhalten«, behauptete Hassan in einem anderen X-Post. Die größte Sorge der Israelis sei es, dass die palästinensischen Flüchtlinge zurückkehrten. »Das erinnert sie daran, worauf sie gegründet haben.« Hassans Großeltern väterlicherseits lebten bei Akkon im Norden Israels, ihre Mutter stammt aus dem Westjordanland. Rima Hassan wuchs in einem Flüchtlingslager bei Aleppo auf und lebt seit ihrem zehnten Lebensjahr in Frankreich.

Schon vor ihrer noch jungen Karriere als Europaabgeordnete hatte sie mit ihrer einseitigen Haltung zum Nahostkonflikt und Bemerkungen zu jüdischen Verbänden in Frankreich Kontroversen ausgelöst. So warf sie der Regierung in Paris vor, sich ihre Haltung zu Israel vom jüdischen Dachverband CRIF diktieren zu lassen.

Auf X drohte Hassan am Montag: »Ich sage euch, was ich heute den israelischen Behörden gesagt habe: Wenn nicht ich nach Palästina zurückkehre, werden es meine Kinder sein, wenn nicht meine Kinder, werden es meine Enkelkinder sein. Kein palästinensischer Flüchtling vergisst sein Land und seine Rückkehr dorthin. Keiner. Wir werden so viele Generationen opfern, wie nötig sind, aber früher oder später werden wir zurückkehren.«

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Politik

»Geradeaus« mit Gadi Eizenkot

Zu den Gründungsmitgliedern der neuen Partei des früheren Stabschefs gehört auch die Tochter einstiger Hamas-Geiseln

von Sabine Brandes  17.09.2025

Jerusalem

Netanjahu kündigt Treffen mit Trump an, warnt Hamas und kritisiert Katar

Vor seinem Besuch im Weißen Haus will der Ministerpräsident vor den Vereinten Nationen sprechen

 17.09.2025

Nahost

Israelische Armee weitet Offensive aus

Laut Armeesprecher Effie Defrin hat eine Befreiung der in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln höchste Priorität: »Ihre sichere Rückkehr ist der Kern unserer Mission. Sie sind der Grund, warum wir weiterkämpfen.«

 17.09.2025

Luftfahrt

Schlägerei während Flugs von Tel Aviv nach Bukarest

Israelische Passagiere prügeln sich. Anschließend gibt es Bußgelder. Medien berichten über mutmaßlich religiöse Motive

 16.09.2025 Aktualisiert