Wirtschaft

Trotz Krieg an die Börse

Bleiben im Geschäft: junge Start-up-Mitarbeiter Foto: Marina Choikhet

Wie für alle Israelis begann auch für Mitarbeiter der boomenden Start-up-Szene des Landes in den vergangenen Wochen so mancher Tag mit Raketenalarm. »Jedes Mal, wenn ein solches nationales Ereignis wie der Gazakrieg stattfindet, wirkt es sich auf alle von uns aus«, berichtet Jeremie Brabet-Adonajlo, Chef der Firma Pzartech, die sich auf 3D-Druck spezialisiert hat.

»Ein Hightech-Start-up muss sehr viel und extrem konzentriert arbeiten können. Es ist an einem normalen Tag schon nicht immer einfach, vom Krieg mal ganz zu schweigen. Unser Technischer Leiter schafft in den letzten Wochen kaum etwas, da er sich um seine Freunde an der Front große Sorgen macht.«

W-lan Wenn Familienmitglieder, Freunde und Mitarbeiter zum Wehrdienst eingezogen werden, ist das für eine kleine Firma mit nur wenigen Angestellten ein besonders schwerer Schlag, der schnell zu Produktivitäts- und Kundenverlusten führen kann: »Wir sind nur ein Sechs-Mann-Unternehmen«, erläutert Yael Kochman von der Content-Marketing-Firma Roojoom. »Zwei Kollegen wurden gleich zu Beginn des Krieges eingezogen. Unser Web-Developer ist immer noch im Einsatz, weshalb wir unsere Produkte momentan viel langsamer entwickeln. Unsere internationalen Kunden reagieren mit Verständnis. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen, und benutzen unsere eigenen Roojooms (Präsentationen), um Nachrichten und witzige Karikaturen zur aktuellen Lage online zu verbreiten.«

Diese insgesamt belastende Situation mache israelische Neugründungen gleichzeitig jedoch besser und erfinderischer, meint Gil Ben Artzy, Mitbegründer des Start-up-Accelerators »UpWest Labs«, denn »sie lassen sich durch nichts entmutigen, machen mit noch mehr Elan weiter und konzentrieren sich nicht auf Probleme, sondern auf deren Lösung«.

Investoren »Finanziell gesehen, wird es uns nicht so stark treffen«, versichert Ben Lang. »Unsere Investoren wissen aus Erfahrung, dass wir stets das Beste aus solchen Situationen machen und unter den härtesten Bedingungen neue Produkte und Lösungsansätze erzeugen können«, so der 20-jährige Erfinder von »MappedInIsrael«. »Einige Firmen haben sich sogar mittlerweile im Schutzkeller W-Lan und ein Whiteboard einrichten lassen, damit sie ihre Sitzungen und Videokonferenzen dort weiterführen können.« Ben Lang absolviert momentan noch seinen Militärdienst und lässt sich in den schwierigen Wochen seiner Abwesenheit vom Arbeitsplatz von seinem Vater beruflich unterstützen.

Tatsächlich scheinen israelische Neugründer in diesem Krieg unschlagbar zu sein: Nach Informationen des Tel Aviver IVC-Research-Zentrums sind seit Beginn der Auseinandersetzungen Investitionen in israelische Start-ups rasant angestiegen. Fünf davon feiern in dieser Woche ihren offiziellen Börsengang, und der Jerusalemer Softwarehersteller für fahrerlose Autos, »Mobyleye NV«, hat durch seine Börseneinführung am vergangenen Freitag bereits 890 Millionen US-Dollar Kapital gewonnen.

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025

Meinung

Die Namen in die Welt schreien

24 junge Männer in der Gewalt der Hamas sind wahrscheinlich noch am Leben - sie können und müssen durch ein Abkommen gerettet werden

von Sabine Brandes  28.04.2025

Fecht-EM

Schweizer Fechter schauen bei israelischer Hymne demonstrativ weg

Nachdem die U23-Mannschaft der Schweizer Fechter gegen Israel protestierte, äußert sich nun der Schweizer Fechtverband und verurteilt den Vorfall

von Nicole Dreyfus  28.04.2025