Jom Haschoa

Trauriger Tag mit froher Botschaft

Auch in diesem Jerusalemer Café erheben sich die Menschen um 10 Uhr zur Gedenkminute am Jom Haschoa Foto: Flash 90

Es ist der traurigste Tag im Jahr. Jom Haschoa – der Holocaust- Gedenktag. An diesem Montag jedoch ist er von einer guten Nachricht durchzogen. Ein tiefes Aufatmen geht durch die Zeremonien überall im Land. Der Al-Qaida-Chef und Drahtzieher der Anschläge vom 11. September, Osama bin Laden, ist tot. Ein Erzfeind Israels weniger. »Die Welt wird heute eine bessere sein«, sagt Staatspräsident Schimon Peres.

Pünktlich um 10 Uhr schrillen die Sirenen von Nahariya bis nach Eilat, von Tel Aviv bis nach Jerusalem. Auf einmal steht alles still: Menschen, Autos, Maschinen. Zwei Minuten lang gedenken die Israelis der sechs Millionen von den Nazis ermordeten Juden. Ein bedrückender Moment. Im Weitergehen aber raunen sich heute manche zu: »Hast du schon gehört, die Amerikaner haben bin Laden.« Per SMS fliegt die Nachricht zu Freunden und Bekannten, die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter überschlagen sich mit den News, das »Gesicht des Terrors« sei endlich gefunden und getötet worden.

Programm Gewöhnlich gibt es an diesem Tag kein Fernsehprogramm oder lediglich Sendungen zum und über den Holocaust. Auch im Radio erläutern Historiker geschichtliche Zusammenhänge, Überlebende erzählen ihre persönlichen Geschichten, die zentrale Feier der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird live übertragen. In diesem Jahr liegt der besondere Fokus auf »Fragmente der Erinnerung« und damit den Gesichtern hinter den Dokumenten, Fotos und Filmaufnahmen. Doch schon am Morgen unterbricht dann aber eine besonders wichtige Nachricht das Programm. Kanal zwei zeigt eine kurze Nachrichtensendung zum Tod des Mega-Terroristen mit Einspielern aus der Rede des US-Präsidenten Barack Obama von vergangener Nacht.

Politik Premierminister Benjamin Netanjahu gratuliert zur gelungenen Aktion in Pakistan: »Der Staat Israel freut sich mit dem amerikanischen Volk. Dies ist ein Sieg der Gerechtigkeit, der Freiheit und der gemeinsamen Werte der Nationen, die Seite an Seite gegen Terror kämpfen.« Gleichzeitig richtet Jerusalem seine Aufmerksamkeit wegen eventueller Vergeltungsschläge von Terroristen auf Gaza und den nördlichen Sinai, obwohl es nach Angaben von Sicherheitsexperten dafür bislang keine konkreten Hinweise gibt. Der Sprecher der Palästinensischen Autonomiebehörde, Ghassan Katib, erklärt seine Zuversicht: »Der Tod Bin Ladens ist gut für den Frieden.« Die Hamas im Gazastreifen hingegen verurteilt die »Ermordung«, beklagt vergossenes muslimisches Blut und betrauert den »heiligen Krieger«.

Gespräch

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Glosse

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Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

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