Jerusalem

Trauer um Kaliver Rebben

Rabbi Menachem Mendel Taub sel. A. (1923–2019) Foto: Flash 90

Der Kaliver Rebbe Menachem Mendel Taub, der als Einziger seiner Familie das Warschauer Ghetto und das Konzentrationslager Auschwitz überlebt hat, ist am Sonntag in Jerusalem gestorben. Taub, der älteste der »Admorim« (ein religiöser Ehrentitel für berühmte Rabbiner), war laut israelischen Medienberichten seit Pessach wegen Schwäche nicht in der Lage gewesen, sein Haus zu verlassen.

Zuletzt hatten sich Rettungssanitäter bemüht, den Rabbiner wiederzubeleben, doch Taub starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Würdigung An seiner Beisetzung am Sonntagabend nahmen Tausende von Menschen teil. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin würdigte den Rabbiner als einen Menschen, der sein Leben der Erinnerung an die Opfer der Schoa gewidmet habe. Dabei sei er von einer wahren Liebe zu Israel inspiriert gewesen. Auch Regierungschef Benjamin Netanjahu pries die Lebensleistung des Rabbiners.

Taub wurde 1923 in der Stadt Marita in Transsilvanien geboren. Noch vor dem Krieg verlobte er sich mit Shifra Shapira. Beide überlebten die Schoa und heirateten nach dem Krieg. Zunächst siedelten sie in die USA über, anschließend zogen sie nach Bnei Brak und später nach Jerusalem.

 

Taub wurde von Josef Mengele in Auschwitz für Menschenversuche missbraucht und konnte sich keinen langen Bart wachsen lassen.

Schma Israel Nachdem er von Josef Mengele für Menschenversuche mit Chemikalien missbraucht worden war, konnte Taub sich keinen Bart mehr wachsen lassen. Er hatte auch keine biologischen Kinder. Taub und seine Frau adoptierten zwei Mädchen.

Anders als andere ultraorthodoxe Rabbiner gab Taub häufig Interviews, um über seine Erlebnisse während der Zeit der Verfolgung zu sprechen. Oft erzählte er, dass er Gott versprochen habe, regelmäßig das Gebet »Schma Israel« zu sprechen, falls er überleben werde.

»Als wir im Warschauer Ghetto waren, wenige Stunden, bevor wir gehen mussten, versuchten sie, uns in die Flammen zu werfen. Ich sagte: Gott im Himmel, was haben sie denn davon? Bald werde ich mit meinen Brüdern und Schwestern im Himmel sein (...), und niemand ist übrig. Lass uns am Leben. Ich verspreche, ich werde immer das Schma Israel sagen«, zitierte ihn die israelische Zeitung »Haaretz«. Das tat er häufig am Ende von öffentlichen Zeremonien zur Erinnerung an die Schoa.

Zuletzt hatte Taub sich bei US-Präsident Donald Trump dafür bedankt, dass er Jerusalem offiziell als Israels Hauptstadt anerkannt hatte.

Gedenktage Zuletzt hatte Taub sich bei US-Präsident Donald Trump dafür bedankt, dass er Jerusalem offiziell als Israels Hauptstadt anerkannt hatte. In einem anderen Zusammenhang hatte sich Taub kritisch darüber geäußert, dass in Israel bei Gedenktagen vor allem an den physischen Widerstand der Juden gegen die Nazis erinnert wird.

»Warum nehmen wir die physischen Kämpfer wichtiger?«, fragte er im Jahr 2000 in einem Interview mit der »New York Times«. »Was ist mit den Rabbinern und den Jeschiwaschülern, die bis zum Schluss an den religiösen Geboten festgehalten haben? Haben sie die Seele des jüdischen Volkes nicht verteidigt? Sind sie heute nicht genauso wichtig wie F16-Kampfflugzeuge und A-Bomben?«

Rabbiner Menachem Mendel Taub war der siebte in einer Kette von Generationen chassidischer Rabbiner aus Kaliv. Die ultraorthodoxe Zeitung »Hamodia« berichtete, dass Taubs Enkel Rabbiner Yisrael Mordechai Horowitz sein Nachfolger werden soll.

Fußball

Manuel Neuer sieht rot. Daniel Peretz bekommt seine Chance

Für den Israeli ist es insgesamt erst der dritte Pflichtspieleinsatz im Tor der Bayern-Profis

von Klaus Bergmann  03.12.2024 Aktualisiert

Meldungen

Preis, Genehmigung, Siedler

Kurznachrichten aus Israel

von Sabine Brandes  03.12.2024

Nahost

Hamas und Autonomiebehörde wollen gemeinsam Gaza regieren

Die Einigung ist bemerkenswert, doch es ist höchst zweifelhaft, ob der Plan umgesetzt wird

 03.12.2024

Gaza-Krieg

Sieben Beteiligte an Massaker in Israel getötet

Zudem seien Positionen der Hamas wie Beobachtungsposten und Scharfschützenstellungen zerstört sowie Waffen und Munition beschlagnahmt worden

 03.12.2024

Israel

Gefängnischef zwölf Stunden lang verhört

Polizeiminister Ben-Gvir fordert deshalb die Entlassung der Generalstaatsanwältin. Sie hat allerdings auch einen Vorschlag

 03.12.2024

Syrien

Rebellen gegen den Diktator von Damaskus

Israel sorgt sich, dass der Iran sich nun noch stärker beim Nachbarn einnisten könnte

von Sabine Brandes  03.12.2024

Nahost

»Wenn man eine Waffenruhe hat, gibt es natürlich Verletzungen«

Die USA warnen davor, die Verstöße gegen die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah überzubewerten

 03.12.2024

Naher Osten

Erstmals seit Waffenruhe: Hisbollah beschießt Israel

Die Terror-Miliz feuerte zwei Mörsergranaten

 02.12.2024

USA

Schwiegervater von Trumps Tochter wird Nahost-Berater

Massad Boulos, ein Christ aus dem Libanon, hat auch Verbindungen zur Schiitenmiliz Hisbollah

von Sabine Brandes  02.12.2024