Syrien

Suweida: Berichte über Hinrichtungen und Misshandlungen

Syrische Regierungstruppen ziehen sich aus Suweida zurück. Foto: picture alliance / Anadolu

Mit der jüngsten Eskalation der Gewalt im südlichen Syrien gibt es auch neue Vorwürfe brutaler Misshandlungen und Tötungen. Im Zuge der Kämpfe seien in einer Woche rund 200 Menschen »auf der Stelle hingerichtet« worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Aktivisten berichteten, wie Anwohner der Provinz Suweida enthauptet und ihre Häuser in Brand gesetzt worden seien. Fotos und Videos verbrannter und verstümmelter Leichen und von Demütigungen wurden anschließend wie Trophäen in sozialen Netzwerken geteilt.

Die Region wird mehrheitlich von Drusen bewohnt. Berichten zufolge hatten sunnitisch-muslimische Beduinenstämme vergangene Woche hier die Minderheit angegriffen. Die Drusen sind aber ebenfalls bewaffnet. Auch ihnen werden Gräueltaten an beduinischen Familien vorgeworfen.

Am Sonntagnachmittag schien die Lage in der Stadt Suweida vorerst unter Kontrolle. Das syrische Innenministerium teilte mit, der Ort sei von Stammeskämpfern geräumt und die Zusammenstöße seien beendet.  Israel hatte vergangene Woche im Süden sowie in Damaskus mehrere Ziele bombardiert, um die Drusen zu schützen. Auch heute flogen laut Aktivisten israelische Kampfflugzeuge über der Region.

USA: »Alle Konfliktparteien« stimmen Waffenruhe zu

Der Beobachtungsstelle zufolge kam es in einigen Dörfern aber weiterhin zu Gefechten. Stammeskämpfer hätten dort unter anderem mit Mörsergranaten angegriffen. Laut der Beobachtungsstelle, deren Angaben beim Konflikt in Syrien in der Regel als verlässlich gelten, stieg die Zahl der Todesopfer auf insgesamt über 1.000. 

Nach Darstellung des US-Sondergesandten für Syrien, Thomas Barrack, einigten sich »alle Konfliktparteien« auf eine »Pause und Einstellung der Feindseligkeiten« ab 17.00 Uhr (Ortszeit; 16.00 Uhr MESZ). Er hatte zuvor bereits eine Waffenruhe zwischen Syrien und Israel verkündet.

Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die aus dem schiitischen Islam entstanden ist. Viele von ihnen leben auch in Israel und dienen im Militär und der Regierung. Israel will durch die Stärkung der Drusen auch verhindern, dass sich Iran-treue Milizen oder extremistische Gruppen im strategisch wichtigen Suweida ansiedeln. Die Provinz liegt in Nähe der von Israel annektierten Golanhöhen.

»Warum dieses barbarische Töten?«

»Wie sind wir in solch roher Gewalt und Erniedrigung versunken?«, schreibt der aus Syrien stammende Journalist Maher Akraa, der in der Schweiz lebt und zu Hassrede im Internet forscht. »Warum dieses barbarische Töten, Verstümmeln und Beleidigen unserer Menschheit?« Die Massaker gegen drusische und Beduinen-Familien seien »wahrlich erschreckend«.

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Ein angeblich aus Suweida stammendes Video zeigt, wie feiernde Kämpfer ein paar Leichen herumfahren, die sie auf die Motorhauben ihrer Geländewagen platziert haben. In einem weiteren Video werden drei Männer gezwungen, vom Balkon eines Wohnhauses zu springen, und werden dabei erschossen. Unabhängig überprüfen lässt sich die Herkunft der Videos nicht. Syrische Aktivisten für Menschenrechte verbreiten sie aber und erklären, die Videos seien glaubhaft.

Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf spricht von glaubhaften Berichten über Menschenrechtsverletzungen. »Dazu gehören Hinrichtungen im Schnellverfahren und willkürliche Tötungen, Entführungen, Zerstörung von Privateigentum und Plünderungen von Häusern«, teilte das Büro mit. Auch US-Außenminister Marco Rubio sprach aus der Plattform X mit Blick auf die Gewalt im Süden Syriens von »Vergewaltigungen und dem Abschlachten Unschuldiger«. 

Parallele zu Gewalt gegen Alawiten im März

»Diese Gräueltaten unterscheiden sich nicht von denjenigen gegen die Alawiten«, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdul Rahman, der dpa. Er bezog sich dabei auf die Gewalt an der syrischen Küste im März, bei denen vor allem an Alawiten - einer religiösen Minderheit mit Wurzeln im schiitischen Islam - regelrechte Massaker angerichtet wurden. »Der einzige Unterschied ist, dass die Drusen anders als die Alawiten bewaffnet sind«, sagte Abdul Rahman. Mit seinem Netzwerk aus Informanten in Syrien zählte er an der Küste im März rund 1.600 getötete Zivilisten. 

Die Regierung al-Scharaas hatte nach den Massakern an den Alawiten im Frühjahr eine Aufarbeitung versprochen und dafür einen Ausschuss gegründet. Seitdem ist aber wenig passiert. Al-Scharaa hat selbst einen Abschlussbericht dazu erhalten, die Ergebnisse sind bisher aber unter Verschluss. Kritiker werfen seiner Regierung vor, dass Täter straffrei davonkommen würden und die Justiz weitgehend verdeckt arbeite.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Volker Türk, hat auch für die Gewalt in Suweida »unabhängige, zügige und transparente Ermittlungen zu allen Verstößen« gefordert. Damit müsse auch die Wiederholung solcher Gewalt verhindert werden: »Rache und Vergeltung sind keine Antwort.« mit dpa

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