Hamas

»Sie wurden fast täglich gequält«

Als die Soldaten der israelischen Armee bei der Befreiungsmission in den Raum stürmten, habe ihr Sohn zunächst gedacht, dass sie ihn töten würden. »So schlimm war die Gehirnwäsche der Terroristen«, berichtete Evgenia Kozlova, die Mutter der befreiten Geisel Andrey Kozlov, in Interviews mit der BBC und der New York Times.

»Sie sagten ihnen, dass niemand sie will, dass niemand für sie kämpft«, so die Mutter. »Und dass die Streitkräfte sie töten wollen, denn das sei die Lösung für den Krieg. Andrey habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, dass die Armee gekommen war, um sie nach Israel zurückzubringen.

»Erst als ein Soldat ihnen sagte: ›Wir sind es! Wir lieben euch und sind gekommen, um euch in Sicherheit zu bringen‹, glaubte er es. Jetzt sind die Soldaten seine Superhelden.«

Monatelange Strafen, Angst und Isolation

Tatsächlich zeigen vom israelischen Militär veröffentlichte Bodycam-Aufnahmen Andrey und Almog Meir Jan, eine weitere Geisel, wie sie ängstlich ihre Hände hochhalten und sich hinter Kissen verstecken, nachdem ihre Retter in den Raum eingedrungen waren.

Am vergangenen Samstag hatten israelische Spezialeinheiten in einer dramatischen Aktion die israelischen Geiseln Kozlov (27), Meir Jan (22) und Shlomi Ziv (40) sowie die weibliche Geisel Noa Argamani (25) aus Privatwohnungen in Nusreirat tief im Gazastreifen gerettet.

Sechs lange Monate lang erlitten Meir Jan, Kozlov und Ziv Strafen, Angst und Isolation von der Außenwelt, heißt es in einem Bericht des Wall Street Journal. Während der schwierigen Monate der Gefangenschaft waren die drei Männer Berichten zufolge gezwungen, in einem einzigen dunklen Raum zu leben und auf Matratzen auf dem Boden zu schlafen.

»Er wusste lange Zeit nicht, dass ich für ihn und die anderen Geiseln gekämpft habe.«

Orit Meir

Dass sie zu dritt gefangen gehalten wurden, hätte jedem einzelnen von ihnen das Überleben erleichtert. »Sie haben eine sehr starke Verbindung aufgebaut«, so die Mutter von Meir Jan, Orit Meir. Doch Almog habe gedacht, »dass ich mein Leben einfach weiterlebte. Er wusste lange nicht, dass ich ständig für ihn und die anderen Geiseln gekämpft habe.« Den drei Männern sei andauernd von den Terroristen gesagt worden, dass Israel »sie nicht will und nichts für sie tut«.

Die Wächter, die die einzige Verbindung der Geiseln zur Außenwelt waren, hätten ihnen Essen gegeben und es ihnen zum Teil erlaubt, Körperpflege zu betreiben, doch sie hätten auch Strafen verhängt, wenn sie der Meinung waren, dass die Geiseln ihre strengen und merkwürdigen Regeln nicht befolgten. Zu den Strafen gehörten Berichten zufolge, dass man sie im Badezimmer einsperrte oder an heißen Tagen absichtlich Decken auf die Männer legte.

Einige Dinge seien so schrecklich gewesen, dass »Andrey sie für immer verheimlichen will, sagte er uns«, so seine Mutter. Dass er die ersten zwei Monate gefesselt gewesen sei, erzählte er. »Zuerst waren seine Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Es sei ein regelrechtes Geschenk gewesen, als sie ihm schließlich die Arme vor dem Rücken fesselten, anstatt auf dem Rücken.«  Und auch, dass sie gezwungen wurden, »flüsternd zu sprechen«, wie Andreys Vater Mikhail hinzufügte.

Die Hamas-Wächter beschimpften die Geiseln

Die Hamas-Wächter hätten die Geiseln auch häufig verbal beschimpft. »Sie sagten ihnen: ›Du bist ein Tier, du bist ein Esel, du bist dreckig.‹ Andrey kennt diese Worte jetzt perfekt auf Arabisch.«

Auch Kozlovs Freundin, Jennifer Master, berichtete im israelischen Kanal 12 über die schlimmen Bedingungen der Geiselhaft. Andrey sei jetzt »in einem sehr, sehr fragilen Zustand«, während er das Geschehene verarbeitete. Sie waren vor dem 7. Oktober erst drei Monate ein Paar, doch nach dem Massaker der Hamas hatte die junge Frau pausenlos für die Befreiung ihres Liebsten gekämpft. »Ich habe ihn nicht aufgegeben und jeden Tag daran geglaubt, dass er am Leben war und lebend zurückkommen würde«, sagte sie.

»Andrey, Almog und Shlomi wurden viermal in andere Häuser gebracht. Im Oktober und November herrschte eine schwere Nahrungsmittelknappheit, sodass sie fast nichts zu essen hatten. Sie wurden mehr psychisch als physisch schwer misshandelt«, erzählte sie.

Ihr Freund habe ein Tagebuch geführt, in das er jeden Tag geschrieben habe, »einen weiteren Tag, einen weiteren Tag... und versprach sich damit selbst, dass er lebend zurück nach Hause kommen wird.« Das Dokument wurde in Gaza zurückgelassen. Kozlov habe in den Tagen seit seiner Rettung wiederholt, er sei während der Rettung »wiedergeboren« worden, berichtete seine Freundin.

»Das Lachen und die glücklichen Gesichter, die sie bei ihrer Rückkehr nach Israel machten, kommen von dem Adrenalin durch die Befreiungsaktion.«

Arzt dr. itai pessach

Anfang dieser Woche berichtete der israelische Arzt, der die vier geretteten Geiseln nach ihrer Rückkehr ins Land behandelte, dass sie während ihrer Gefangenschaft »fast jeden Tag geschlagen und misshandelt worden« seien. Itai Pessach, der Leiter des Teams zur Aufnahme von Geiseln im Sheba Medical Center, sagte, dass die Geiseln »sehr sehr harsche Erfahrungen« gemacht hätten. Zusätzlich zur körperlichen Misshandlung litten sie unter Unterernährung, da sie während der acht Monate in Gefangenschaft keine angemessene Nahrung erhielten, was »erhebliche Auswirkungen auf ihre Gesundheit hat«.

»Das Lachen und die glücklichen Gesichter, die sie bei ihrer Rückkehr nach Israel machten, kommen von dem Adrenalin der Befreiung«, erklärt der Mediziner. »Doch klar ist, sie wurden in der Geiselhaft fast jeden Tag gequält.«

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