Diplomatie

Rede mit Folgen

Israels Premier Benjamin Netanjahu Foto: Flash 90

Der US-Außenminister John Kerry hat in seiner voraussichtlich letzten Rede zum Nahostkonflikt die israelische Regierung heftig kritisiert. Er erklärte, dass der Status quo auf eine Einstaatenlösung verweisen würde. Außerdem verteidigte Kerry die Entscheidung der USA, sich bei der UN-Resolution gegen die jüdischen Siedlungen im Westjordanland zu enthalten.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kommentierte Kerrys Rede mit den Worten, dieser sei »von der Frage der Siedlungen besessen«. In einer Ansprache im israelischen Fernsehen nannte Netanjahu den Auftritt Kerrys eine »große Enttäuschung« und warf dem amerikanischen Politiker vor, die einzige Demokratie im Nahen Osten zu attackieren, während der Terror sich ausbreite und die Region in Flammen stünde.

Naher Osten »Das ist es, worauf sich der Außenminister eine Stunde lang bezieht«, wetterte Netanjahu. »Vielleicht hat Kerry nicht bemerkt, dass Israel der einzige Ort im Nahen Osten ist, an dem Weihnachten sicher und friedlich gefeiert werden kann. Aber leider interessiert ihn das nicht.«

Hätte die Regierung von US-Präsident Barack Obama so viel Zeit in die Frage des Umgangs mit dem palästinensischen Terror investiert wie in die der Bautätigkeiten in Jerusalem, sagte der Premier weiter, wäre der Frieden zwischen Israelis und Palästinensern wahrscheinlich vorangebracht worden.

Kerry hatte in seiner Rede betont: »Wenn die Lösung eine Einstaatenlösung ist, kann Israel entweder jüdisch oder demokratisch sein. Es kann aber nicht beides sein und wird niemals in Frieden leben.«

Prinzipien Der amerikanische Außenminister stellte die Grundlagen für ernsthafte Verhandlungen vor, wenn beide Parteien bereit seien, sich über folgende Punkte zu verständigen: einen israelischen und einen palästinensischen Staat auf Basis der Grenzen von 1967, gleiche Rechte für alle Bürger, eine Lösung für palästinensische Flüchtlinge, Jerusalem als Hauptstadt, das Ende der Besatzung, die Wahrung israelischer Sicherheitsbedürfnisse und einen entmilitarisierten palästinensischen Staat.

Der ehemalige Berater Obamas, Dennis Ross, sagte am Donnerstag, dass John Kerry das Gesagte wohl einfach loswerden musste, räumte im israelischen Armeeradio aber zugleich ein, dass der gewählte Zeitpunkt »seltsam« anmute.

Netanjahu bezeichnete die Ansprache Kerrys als voreingenommen. »Genau wie die Resolution, die John Kerry in den Vereinten Nationen vorangetrieben hat, richtet sich diese Rede ausschließlich gegen Israel. Mehr als eine Stunde lang bezog er sich obsessiv auf die jüdischen Siedlungen und hat dabei nicht einmal die Wurzel des Konfliktes angesprochen – die palästinensische Opposition gegen einen jüdischen Staat, in welchen Grenzen auch immer.«

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025