Gaza

Realityshow des Grauens

»Lasst mich nicht in Gaza zurück«, steht auf den Plakaten der Geiseln. Foto: Flash 90

Das Warten hat kein Ende. Zumindest nicht für die 73 Geiseln, die noch immer in Gaza sind. Jede Woche wird aufs Neue gerätselt, wer dieses Mal freikommt - und ob es überhaupt eine Übergabe von Geiseln geben wird. Jedes Mal werden Angehörige bitter enttäuscht, wenn der Name ihres Liebsten nicht gefallen ist.

Die Hamas darf entscheiden, welche Menschen, die auf der Liste aufgeführt sind, aus Gaza entlassen werden. Zwar war vereinbart worden, dass Frauen, Kinder und Kranke zuerst nach Hause dürfen, doch im Fall von Shiri, Ariel und Kfir Bibas hat sich die Terrororganisation nicht daran gehalten. Ihr Schicksal ist weiterhin völlig unklar.

Entsprechend des Waffenstillstands- und Geiselbefreiungsabkommens müssen die entsprechenden Namen spätestens einen Tag zuvor bis zum Mittag veröffentlicht werden. Doch bislang hat die Hamas dies vor fast jeder Freilassung hinausgezögert. Es ist das grausame Prozedere einer Terrororganisation.

Entführer spielen grausame »Spiele« mit ihren Opfern

Wie die Öffentlichkeit durch mittlerweile befreite Geiseln erfuhr, lassen die Entführer sogar ihre Opfer manchmal erst im letzten Moment wissen, dass sie befreit werden oder spielen grausame »Spiele«. Sie sagen jenen, die nicht auf der Liste stehen, dass sie nach Hause dürfen und umgekehrt.

Doch auch die israelische Bevölkerung und die ganze Welt sind in dauerhafter Ungewissheit. Man fragt sich ständig, wer noch lebt und wer tot ist. Bislang ist bestätigt, dass von den 33 Geiseln auf der ersten Liste der Phase eins des Abkommens acht nicht mehr am Leben seien. Das bestätigten israelische Sicherheitskräfte. Wer das ist, weiß man allerdings nicht. Und so wird mit jeder Befreiung von Geiseln weiter gemutmaßt und gerechnet.

Geiseln werden in einer zynischen Show auf einer Bühne der Terrororganisation vorgeführt

Auch sind der genaue Zeitpunkt der Übergabe und der Ort in Gaza, an dem es geschehen soll, zuvor nicht bekannt. Es ist unklar, ob und wann offizielle israelische Stellen darüber informiert sind. Erst wenn es in den Medien heißt, »die Wagen des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) sind unterwegs«, weiß man, dass die Übergabe der Geiseln kurz bevorsteht.

Bislang berichtete jeden Samstag der katarische Nachrichtensender Al-Jazeera live aus Gaza. Anfangs wurden die Geiseln durch bedrohliche palästinensische Menschenmengen geführt, was besonders im Fall von Arbel Yehoud und Gadi Mozes ersichtlich war. Beide sagten, sie hätten dabei »Todesangst« gehabt.

Während der vergangenen Freilassungsaktionen, die immer an anderen Orten stattfinden, ging es durch einen von der Hamas abgetrennten Bereich geordneter zu. Allerdings werden die Geiseln in einer zynischen Show auf einer Bühne der Terrororganisation vorgeführt.

Privatsphäre und Würden der Menschen sollen geschützt werden

Aufnahmen von israelischen Sendern gibt es auch nach der Übergabe der Geiseln durch das IKRK an die israelische Armee nicht. Dadurch sollen die Privatsphäre und Würde der freigelassenen Menschen geschützt werden. Armee und Krankenhäuser veröffentlichen allerdings mit Erlaubnis der Familien Fotos und Videos der Treffen zwischen den Angehörigen. 

Besonders für die Familien aller Geiseln sind diese Tage der reinste Psychoterror. Denn sie warten seit mehr als einem Jahr und vier Monaten sehnsüchtig darauf, ihre Liebsten endlich wieder in die Arme schließen zu können – doch werden sie bis zum letzten Moment auf die grausame Folter gespannt.

Teheran

Israel greift iranischen Staatssender an

Einen halben Tag lang herrschte Ruhe in der iranischen Hauptstadt. Dann flog Israels Luftwaffe neue Angriffe. Der Angriff auf IRIB wird live ausgestrahlt

 16.06.2025

Schmuggel

Ein Löwenbaby per Drohne

Israelische Behörden sind in der Negevwüste einem offenbar groß angelegten illegalen Handel mit exotischen Tieren auf der Spur. Sogar Giraffen sollen dabei sein

von Sabine Brandes  16.06.2025

Kommentar

Der Öl-Preis muss fallen, damit die Mullahs stürzen

Wenn der Preis für Rohöl auf unter 10 US-Dollar fällt, gehen die Saudis nicht pleite, aber der Revolutionsführer Khamenei sehr wohl. Putin übrigens auch.

von Saba Farzan  16.06.2025

Krieg gegen Iran

In Israel zählt man die Minuten

Jeden Moment kann der Alarm losheulen, dann bleiben nur wenige Minuten, um zum Bunker zu eilen. Während die Straßen wie ausgestorben sind, spielt sich das öffentliche Leben in den Schutzräumen ab

von Sabine Brandes  16.06.2025

Luftfahrtmesse

Frankreich schließt israelische Stände

Die Betreiber sollen entgegen der Auflagen Angriffswaffen ausgestellt haben

 16.06.2025

Jerusalem/New York

Netanjahu: Iranisches Regime will Trump töten

In einem Interview mit »Fox News« spricht der Ministerpräsident auch über den Krieg gegen das iranische Regime und dessen Atomprogramm

 16.06.2025

Israel im Krieg

Gestrandeten Israelis drohen lange Wartezeiten auf Rückreise

Israelis, die im Ausland von den Angriffen zwischen Iran und Israel überrascht wurden, müssen mit langem Warten bei der Rückkehr rechnen. Der Luftraum bleibt geschlossen, die Landwege gelten als gefährlich

 16.06.2025

Interview

»Israel macht den Job, den alle sich erhoffen«

Der Militärexperte Carlo Masala über Raketeneinschläge in Israel, Erwartungen in der Region und die Zukunft des Iran

von Sophie Albers Ben Chamo  16.06.2025

Todesstrafe

Iran richtet angeblichen Mossad-Spion hin

Der Hingerichtete war zuvor wegen der angeblichen Weitergabe sensibler Informationen an den Mossad zum Tode verurteilt worden

 16.06.2025