Tierschutz

Mehr Rechte für das liebe Vieh

Kuhweide in der Jesreel-Ebene Foto: Flash 90

Die schlimmste Anstalt für Tierquälerei ist zu. Zumindest vorerst. Nach einem verstörenden Fernsehbericht über die grauenvolle Behandlung von Schafen, Kühen und Kälbern schloss das Landwirtschaftsministerium den größten Schlachthof des Landes, Dabbah.

Der Vorstoß kommt nach den neuesten Änderungen des Tierschutzgesetzes. Ab sofort ist nicht nur Tierquälerei, sondern auch das Vernachlässigen von Vierbeinern in Israel eine Straftat. »Man kann die schrecklichen Bilder aus Dabbah nicht ignorieren«, mahnte Landwirtschaftsminister Uri Ariel (Jüdisches Haus).

Die Änderungen im Gesetz erweitern klar die Verantwortlichkeit von Tierhaltern. Nun ist es nicht nur strafbar, Tiere zu quälen, sondern auch, sich nicht entsprechend um sie zu kümmern, etwa ihnen nicht ausreichend Futter und Wasser sowie Schutz vor Wetterverhältnissen zukommen zu lassen. Die Änderungen wurden vom neuen Ressortchef Ariel eingebracht.

Zum ersten Mal enthält das Gesetz einen Passus, der die Strafe für Vernachlässigung konkretisiert: Wer sich nicht daran hält, kann bis zu ein Jahr ins Kittchen wandern. Wer Hunde, Katzen, Pferde oder andere Tiere vorsätzlich schlecht behandelt, sogar drei bis vier Jahre. Das Gesetz geht noch weiter: Zukünftig können auch Firmen, die sich schuldig machen, wegen strafbarer Handlungen belangt werden.

System Genauso geschieht es jetzt mit Dabbah. In der Schlachtanstalt in Deir Al-Assad in Galiläa werden jährlich 120.000 Tiere geschlachtet. Es spielten sich unerträgliche Szenen ab, wie der investigative Fernsehbericht zeigte. Neben völlig überfüllten Ställen waren Bilder zu sehen, in denen Schafe von Lastwagen geschmissen, geschlagen und mit Elektroschocks misshandelt wurden. Außerdem lebten Kühe noch und litten fürchterlich, nachdem man ihnen die Kehle durchgeschnitten hatte. In Dabbah war die Tierquälerei kein Einzelfall, sondern System.

»Null Toleranz für Tierquäler, lautet das Motto«, betonte Ariel nach dem Skandal. Er habe die Behörden seines Ministeriums angewiesen, alle nötigen Schritte einzuleiten, und machte klar: »Ich habe vor, das Gesetz umzusetzen und noch stärker auszuweiten. Dazu werden auch Überraschungsbesuche von Inspektoren an entsprechenden Orten gehören.«

Die Grausamkeit von Dabbah hat vorerst ein Ende, doch gut wird es vielen Tieren auch nach den Anpassungen nicht gehen. Vor allem die importierten Vierbeiner leiden zum Teil auf grässliche Weise. Blutjunge Kälber werden aus dem fernen Südamerika oder Australien nach Israel geliefert, um die Lust am zarten rosa Fleisch zu stillen. Für die Importtiere gelten die Änderungen nicht. Warum? Weil die Fleischproduktion ein immenser Wirtschaftsfaktor ist, der dem selbigen Ministerium untersteht. Darum machte der zuständige Minister Arie Deri von der orthodoxen Schas-Partei klar, dass für die Importtiere nicht nur der Leiter des Landwirtschaftsressorts, sondern auch er persönlich zuständig sei.

Hinter dem Einwand steckt die Befürchtung, dass ein umfassender Tierschutz für Kühe und Hühner das Fleisch verteuern könnte – was den Wählern sicher nicht schmecken würde.

Konflikt Zwar besuchte Minister Ariel ein Zentrum der Organisation »Let the animals live«, doch viele Tierschutzorganisationen im Land kritisieren, dass der Bereich dem Landwirtschafts- und nicht dem Umweltministerium unterstellt ist. »Daraus ergibt sich ein Interessenkonflikt«, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung mehrerer Verbände, »denn natürlich kann der Landwirtschaftsminister es nicht allen recht machen. Der Tierschutz wird zugunsten der Wünsche der Bauern zurückgestutzt und vernachlässigt.« In der vergangenen Legislaturperiode war ein Knesset-Antrag auf Übertragung des Bereiches gestellt worden und hatte gute Chancen, umgesetzt zu werden. Doch mit der neuen Regierung ist das Geschichte.

»Let the animals live« ist eine der Organisationen, die den Antrag auf Schließung von Dabbah eingereicht hatten. Zudem forderten die Aktivisten, den verantwortlichen Tierärzten die Lizenzen zu entziehen.

Bilder Zwar sei das geschehen, dennoch meinen die Tierschützer: »Niemand kann sich nach diesen furchtbaren Bildern noch in die Tasche lügen und darauf beharren, es gebe so etwas wie humanes Schlachten. Es gibt nur eine Alternative – eine vegane Kost. Die ist günstig, leicht herzustellen und gesund.« Trotz ihres Aufrufs zur Umstellung des Speiseplans betonen sie, dass die Behörden das Tierschutzgesetz in jedem Fall umsetzen müssen.

Doch genau daran hapert es. Zahlen aus den vergangenen Jahren belegen, dass nicht einmal die Geldstrafen korrekt eingefordert wurden, die Tierquälern auferlegt worden waren. Im Jahr 2013 beispielsweise wurden Bußgelder in Höhe von fast einer Million Schekel (etwa 200.000 Euro) verhängt. Diese Summe hätte vollständig in einen Fonds fließen müssen, der dem Tierschutz zugutekommt.

Doch in Wirklichkeit erreichten weniger als 10.000 Euro den Fonds – magere 4,6 Prozent. Wo ist das Geld? Das Landwirtschaftsministerium weiß es genau: »Es ist nicht so, dass es verschwunden ist. Die Strafen wurde gar nicht erst eingesammelt.«

Israel

Winterwarnungen und das Warten auf Schnee

Am Samstag zieht ein stärkeres Tiefdruckgebiet auf, begleitet von Starkregen, starken Winden und spürbarer Kälte

von Sabine Brandes  26.12.2025

Gazastreifen

Erneut tödlicher Zwischenfall

Israels Armee: Zwei Terroristen wurden getötet, die eine unmittelbare Bedrohung dargestellt hätten

 26.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Sicherheit

Katz sagt erneut, Israel werde nicht komplett aus Gaza abziehen

Nach Kritik nach ähnlichen Äußerungen war der Verteidigungsminister zunächst zurückgerudert. Nun erklärt er: »Ich lege nie den Rückwärtsgang ein«

 25.12.2025

Israel

US-Botschafter: Iran zieht falsche Lehren aus Angriffen auf Atomanlagen

»Ich hoffe, sie haben die Botschaft verstanden, aber offenbar haben sie sie nicht vollständig verstanden«, sagte Mike Huckabee

 25.12.2025 Aktualisiert

Spionage-Verdacht in Israel

Ex-Premier Bennett im Visier des Iran

Ein israelischer Staatsbüger soll den einstigen Ministerpräsidenten Naftali Bennett ausspioniert haben. Dem Verdächtigen steht eine Anklage bevor

von Sabine Brandes  25.12.2025

Israel

Regierung will Waffenproduktion des Landes ausbauen

Laut Premier Netanjahu ist dafür eine Summe von 93 Milliarden Euro vorgesehen – Lehre aus Rüstungsbeschränkungen verbündeter Staaten

 25.12.2025

Kurznachrichten

Mauer, Vorwurf, Erdgas

Meldungen aus Israel

von Sophie Albers Ben Chamo  24.12.2025

Statistik

Zahl der Christen in Israel leicht gestiegen

Jüdische und muslimische Familien haben im Vergleich zu christlichen mehr Kinder

 24.12.2025