Mail aus Jerusalem

Spiel Eine Idee, auf die nur Machos kommen können: Die Redaktion des israelischen Männermagazins »Blazer«, das sich auf Bilder knapp geschürzter Frauen spezialisiert, forderte die Damen-Fußballnationalmannschaft zu einem Duell auf dem Rasen heraus. Den Fehdehandschuh nahmen die Kickerinnen auch auf. In einem feministisch angehauchten Unterhaltungsroman würde das Spiel mit einem haushohen Sieg des schönen Geschlechts enden. In der Realität aber konnten sich die Herren gegen ihre Gegnerinnen mit 4:2 durchsetzen. Zwar konnten sie hinterher wegen Muskelkater mehrere Tage lang nicht laufen, doch fassten sie stolz zusammen: »So schlecht sind wir nicht«. Das Leben ist eben nicht immer politisch korrekt.

Schulen Israels Erziehungswesen steht vor einer Herausforderung. Wie eine jüngst veröffentlichte Studie prognostiziert, werden in 30 Jahren fast acht von zehn israelischen Kindern in einer ultraorthodoxen oder in einer arabischen Schule lernen. Nun aber sind Absolventen beider Schulsysteme weitaus schlechter auf das Arbeitsleben vorbereitet, als es bei Eleven der säkularen und der nationalreligiösen Lehranstalten der Fall ist. Deshalb, so die Verfasser der Studie, müsse Israel die ultraorthodoxen Schulen durch die Verstärkung weltlichen Unterrichts und die arabischen durch angemessene Budgetierung auf den Stand des 21. Jahrhunderts bringen. Andernfalls drohe Israel in absehbarer Zeit ein Wirtschafts- und Sozialkollaps.

Standort In den vergangenen Jahren haben immer mehr Bettler die Westmauer als lohnenden Standort entdeckt. Jetzt wollen die Verwaltung des Westmauer-Komplexes und die Polizei energisch gegen die Schnorrer vorgehen, um die Würde des Ortes zu wahren und Besucher vor Belästigungen zu schützen. Unter anderem sollen Bettler, die einmal des Platzes verwiesen wurden, abgelichtet, bei erneuten Annäherungsversuchen sofort erkannt und damit wirksam ferngehalten werden. Dagegen laufen die Betroffenen nun Sturm. Im Judentum, so einer der Bettler, seien milde Gaben ein zentrales Gebot. Dass dieses gerade am heiligen Ort verboten werden soll, sei ein Skandal.

Sicherheit »Big Brother is watching you« – der Große Bruder sieht dich. Mit diesen Worten wurde in George Orwells fiktiver Diktatur Ozeanien den Bürgern eingeschärft, dass sie unter ständiger Kontrolle standen. Nicht ganz so schlimm wird es in Tel Aviv zugehen, doch auch dort beabsichtigt die Polizei, große Teile des Stadtgebiets unter laufende Beobachtung zu stellen. Zu diesem Zweck wollen die Ordnungshüter rund dreitausend in Tel Aviver Gebäuden angebrachte Sicherheitskameras vernetzen und polizeilicher Observierung unterordnen. Damit, versprechen die Beamten, wird die Reaktionszeit polizeilicher Eingreifkräfte im Notfall erheblich verkürzt – zum Wohl der Bürger und der Gäste der Stadt.
Strafe
Mutwillige Zerstörung der Nationalfahne – etwa ihre Verbrennung am Unabhängigkeitstag durch antizionistische Randalierer – steht in Israel unter Strafandrohung. Allerdings wurde der dafür vorgesehene Bußgeldbetrag seit der Verabschiedung des einschlägigen Gesetzes im Jahre 1949 nicht aktualisiert und liegt theoretisch auch heute bei 300 Pfund. Damals war das sehr viel Geld, inzwischen aber wurde die Währung zweimal reformiert, so dass die damals saftige Zahlung heute nur noch drei Agorot entspricht – umgerechnet 0,6 Eurocent. Jetzt wurde in der Knesset eine Gesetzesvorlage eingebracht, mit der das Strafmaß wieder zu einem wirksamen Mittel der Abschreckung werden soll. Danach soll das Bußgeld auf umgerechnet zehntausend Euro steigen. Wer nicht zahlen will, muss gemeinnützige Arbeit leisten.

Spezialität
Aus Kichererbsen kann man mehr als nur Hummus machen. Experten des israelischen Volcani-Instituts – eines weltweit führenden Zentrums für Agrarforschung – haben aus Kichererbsen Milchersatz entwickelt. Ziel der Aktion ist es, das neue Produkt auf den Weltmarkt zu bringen und israelischen Bauern neue Anbaumöglichkeiten für Kichererbsen zu verschaffen. Bei einer Kostprobe erklärten 80 Prozent der Teilnehmer, die »Hummus-Milch« niemals in ihren Kaffee tun zu wollen – auch wenn sie fanden, dass die neue Spezialität eigentlich akzeptabel schmeckt. Allerdings soll der Hummustrunk auch nicht der herkömmlichen Milchwirtschaft, sondern der Sojamilch Konkurrenz machen. Und auf diesem Markt rechnen sich die Israelis durchaus Erfolgschancen aus.

Soldaten
Israelische Soldaten als Symbol strotzender Männlichkeit – dieses Bild sprach Michael Lucas, einen amerikanischen Produzenten von Pornofilmen für Homosexuelle, so sehr an, dass er daraus ein Geschäft machte. Der Filmemacher organisiert Schwulenreisen ins Heilige Land, bei denen die Gäste Militärstützpunkte besuchen und sich mit Soldaten fotografieren lassen können. Den Zutritt verschafft den Gästen eine Spende an die israelische Vereinigung für die Soldatenwohlfahrt – als Förderer der Organisation sind sie bei der Armee willkommen. Vorwürfe der Geschäftemacherei weist Lucas von sich. Er zeige der Welt, erklärte er der Tageszeitung Yedioth Ahronoth, Israel lediglich von seiner schönen Seite.

Untersuchungskommission

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»Ich bin immer noch seine Verlobte«

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