Kurzmeldungen

Mail aus Jerusalem

Offen: 60 Prozent der lesbischen Frauen bekennen sich zu ihrer Orientierung. Foto: Flash 90

gattin
Die Politikergattin, die ihre Nase in die von ihrem Ehemann betreuten Staatsgeschäfte steckt – genau das war Sonia Peres, die in der vergangenen Woche in Tel Aviv verstorben ist, nicht. Obwohl sie 67 Jahre lang mit einem der dienstältesten Politiker Israels – ja der ganzen Welt – verheiratet war, wollte Sonia nie »die Frau an seiner Seite« sein. Schließlich habe sie am Ende des Zweiten Weltkrieges keinen Staatsmann, sondern den damaligen Kibbuzgenossen und Milchbauern Peres geehelicht. Als der Gatte 2007 zum Präsidenten gewählt wurde, kam Sonia nicht in die Präsidialresidenz mit, sondern zog es vor, getrennt von ihrem Mann in Tel Aviv zu leben. Gleichwohl war ihr ihre Familie, mit der sie engen Kontakt pflegte, sehr wichtig.

Greifer
Das sogenannte Profiling – die Einteilung der Passagiere in unterschiedliche Risikogruppen – spielt in Israel eine wichtige Rolle bei der Terrorismusabwehr. Es wird bei den Abflugkontrollen am Ben-Gurion-Flughafen und anderen Airports eingesetzt. Allerdings teilt auch der israelische Zoll Fluggäste nach einer ähnlichen Methode in Gruppen ein, um potenzielle Schmuggler nach der Landung zu erwischen. Das ausgeklügelte Raster enthält, wie der Zoll jetzt enthüllte, insgesamt sage und schreibe 700 verschiedene Parameter. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 11.261 Schmuggelversuche vereitelt. Das entspricht ungefähr einem von 1.000 Passagieren. Wie hoch die Dunkelziffer ist, bleibt natürlich trotz des Profilings unbekannt.

Gerät
Radiosender kämpfen in Israel – wie auch anderswo – gegen die übermächtige Konkurrenz neuer Medien. Da ist es um die Einschaltquoten nicht immer gut bestellt. Dagegen schreitet das gute alte Radio unter ultraorthodoxen Israelis von Erfolg zu Erfolg. Einer Medienauswertung zufolge ist die Einschaltquote des führenden ultraorthodoxen Senders, Radio Kol Chai, in der zweiten Jahreshälfte 2010 auf fast sechs Prozent gestiegen – dies obwohl inzwischen ein zweiter ultraorthodoxer Sender seinen Betrieb aufgenommen hat. Die Radiobetreiber bieten fast alles, was das Herz begehrt. Bis hin zu einer Hitparade religiöser Lieder. Vor allem aber: Da Fernsehempfänger im ultraorthodoxen Sektor so gut wie gar nicht und Internetanschlüsse nur begrenzt vorhanden sind, ist das Radiogerät für viele das wichtigste elektronische Medium.

Gays
Die Emanzipation gleichgeschlechtlich orientierter Bürger macht in Israel gegenüber früheren Jahren Fortschritte. Einer Studie zufolge erklären heute immerhin 60 Prozent der lesbischen Frauen und 55 Prozent der homosexuellen Männer, sich zu ihrer Orientierung völlig offen zu bekennen. Ferner zeigte die Studie, dass Männer im Durchschnitt mit 14,5 Jahren an ihrer Heterosexualität zu zweifeln beginnen, während es bei Frauen 18 Jahre sind. Beim Outen vertrauen sich die meisten zuerst einem Freund, dann der Mutter und erst danach dem Vater an. Am Arbeitsplatz behalten besonders viele ihre Neigung für sich. 60 Prozent aller israelischen Lesben und Schwulen möchten Eltern werden und eigene Kinder großziehen.

Geld
Jahrzehntelang versuchte Israel – vergeblich – seine labile Währung gegen Abwertungen zu verteidigen. Jetzt aber ist der Schekel nicht nur eine der stärksten Valuten auf dem Globus, sondern auch eine begehrte Geldanlage für internationale Spekulanten, die ihn oft dem Dollar und Euro vorziehen. Folge: Der Außenwert des einstmals müde belächelten israelischen Geldes ist so hoch, dass die Wirtschaft wegen Exportausfällen Schäden in Milliardenhöhe erleidet. Jetzt hat sich die Bank von Israel entschlossen, den Zufluss ausländischen Spekulationskapitals durch besondere Auflagen zu erschweren. Als Nächstes wird die Flucht in den Schekel möglicherweise durch gezielte Besteuerung weiter erschwert. Da können sich alteingesessene Landesbewohner nur noch ungläubig die Augen reiben.

Gene
In Israel wird großer Wert auf genetische Diagnostik gelegt. Das kommt beispielsweise aschkenasischen Juden zugute, die durch rechtzeitige Untersuchung die Eheschließung mit einem Partner vermeiden können, mit dem sie am tödlichen Tay-Sachs-Syndrom erkrankte Kinder zur Welt bringen würden. Allerdings profitieren auch, wie die Genetikforscherin und Präsidentin der Ben-Gurion-Universität in Beersheva, Rivka Carmi, erklärte, die Beduinen im Negev von den vorbeugenden Untersuchungen. Wegen häufiger Cousin-Ehen leidet diese Bevölkerungsgruppe häufig an spezifischen genetischen Störungen wie der Abwesenheit eines Wachstumshormons. Eine andere Störung wiederum verursacht Gehörlosigkeit. Durch moderne Gentests, so Carmi, war es möglich, die Kindersterblichkeit unter den Beduinen zu senken.

Gelände
Aus dem Gehege ins Gelände! Der israelischen Nationalparkbehörde ist es im Rahmen eines Langfristprogramms gelungen, eine Reihe von Tierarten, die lange Zeit in der freien Wildbahn nicht oder kaum noch zu finden waren, wieder in der Natur heimisch zu machen. Ein Beispiel sind nahöstliche Damhirsche, die in kleinen Gruppen aus Gehegen in offene Flächen Galiläas überführt werden und heute bereits einen freilebenden Bestand von 200 Tieren aufweisen. Ebenso viele asiatische Esel streifen durch den Negev. Ein weiterer Erfolg sind die 100 Adler, die ihre Schwingen unbehindert ausbreiten. Die Arbeit der Tierschützer ist allerdings mühsam und oft frustrierend – so etwa ist die Ansiedlung der Damhirsche in den Bergen rings um Jerusalem gescheitert, weil die Tiere von streunenden Hunden angefallen wurden.

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