Tel Aviv

»Lass es, du fängst dir höchstens eine«

»Lass es, du fängst sie nicht. Du fängst dir höchstens eine.« Eine Million Mal habe ich diese zwei Sätze schon gesagt. Aber ich kann auf meinen Hund einreden wie auf einen kranken Gaul, er kapiert es nicht. Es will nicht in seinen Kopf, dass die Katzen in Tel Aviv viel selbstbewusster und gewiefter sind als er. Es muss an seinem Namen liegen: Carter. Spricht man ihn deutsch aus, heißt er wie einer von ihnen: Kater.

Er liebt es, ihnen das Futter wegzufressen. Was ihm Schelte von mir einbringt. Und grimmige Blicke der Katzen. Diese leben zwar auf den Straßen, Höfen und in Parkanlagen, aber gefüttert werden sie dennoch. Überall stehen kleine Behälter mit Futter und Wasser. Es gibt Tausende Katzen. Aber in meinen 19 Jahren hier in Israel habe ich noch nie einen einzigen Straßenhund gesehen. Nicht mal in der Wüste. Selbst dort gehören die freilaufenden Hunde, die aussehen wie kleine Hyänen, irgend jemandem.

In meinen 19 Jahren hier in Israel habe ich noch nie einen einzigen Straßenhund gesehen.

zeitlupe Die Katzen hingegen gehören niemandem. Nur sich selbst. Und Tel Aviv. Sie lümmeln träge in der Sonne, auf Autodächern, sie bilden Grüppchen, und manchmal schreien sie nachts wie kleine Kinder. Ich glaube, dann lieben sie sich. Und machen noch mehr Straßenkätzchen. Mit gelb-grünen Augen, die ein wenig schräg in ihren Gesichtern stehen. Sie sehen nach Nahem Osten aus und so, als ob sie alles Wissen der Welt in sich vereinen. Sie gehen würdevoll, wie in Zeitlupe, sie springen elegant auf hohe Mauern und lassen sich nicht streicheln.

Sie weichen auch nicht von der Stelle, wenn mein Hund Carter auf sie zumarschiert. Oder kleine Bocksprünge an der Leine macht, um endlich eine zu erwischen. Die Katzen schauen ihn grimmig an, kneifen die Augen zusammen, grummeln, und wenn er ihnen zu nahe kommt, fauchen sie ihn an. Es heißt so viel wie: »Lass es. Du fängst uns nicht. Du fängst dir höchstens eine.«

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025