Gaza

Jetzt spricht Shani Louks Vater

Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Gaza

Jetzt spricht Shani Louks Vater

Die Deutsch-Israelin wollte am 7. Oktober tanzen und feiern - dann kam der Terrorangriff

von Sara Lemel  18.05.2024 23:19 Uhr

Die israelische Armee hat im Gazastreifen die Leiche der Deutsch-Israelin Shani Louk gefunden. Das teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. 

Louk war am 7. Oktober beim Terrorangriff der Hamas in den Küstenstreifen verschleppt und später für tot erklärt worden. Zum Zeitpunkt des beispiellosen Angriffs war sie zusammen mit Hunderten anderen jungen Menschen auf dem Supernova-Festival in Südisrael gewesen.

Neben Louk wurden dem Armeesprecher zufolge zwei weitere Leichen von Festivalbesuchern gefunden. Alle drei seien auf dem Festival ermordet worden, teilte Hagari weiter mit. Ihre Leichen wurden demnach in der Nacht bei einem Sondereinsatz der Armee und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet im Gazastreifen geborgen.

Es habe sich um einen Einsatz auf Basis von Geheimdienstinformationen gehandelt. Nach der Identifizierung der Toten seien die Familien informiert worden. »Wir werden weiterkämpfen, um die Geiseln nach Hause zu holen«, sagte Hagari. Nähere Angaben zum Fundort der Leichen machte er nicht. 

Vater: »Es hat sich ein Kreis geschlossen«

Der Vater von Shani, Nissim Louk, sagte dem TV-Sender Channel 13, die Familie sei am Morgen informiert worden. Die Leiche sei in einem tiefen und kühlen Tunnel im Norden des Gazastreifens gefunden worden und sei in gutem Zustand gewesen. Es sei ein »Geschenk«, dass sie nun Gewissheit hätten und dass ihre Tochter friedlich beigesetzt werden könne, sagte Louk.

»Es wird einen Ort geben, wo man einen Kranz niederlegen kann, vielleicht etwas zu ihrer Erinnerung bauen kann«, meinte er. Es hat sich ein Kreis geschlossen«, meinte er. »In ihrem Leben hat Shani Licht ausgestrahlt«, sagte er über seine Tochter, die nur 22 Jahre alt wurde.

Sie hätten schon vorher keine Hoffnung mehr gehabt, dass Shani noch am Leben sein könnte, sagte der Vater. Die israelische Armee hatte bereits Ende Oktober über den Tod Louks informiert, über das Schicksal der anderen zwei Geiseln hingegen hatte Ungewissheit geherrscht. 

Ihre Mutter Ricarda Louk sagte damals, man habe einen Splitter eines Schädelknochens gefunden und damit eine DNA-Probe gemacht. Wenn man an diesem inneren Schädelknochen verletzt sei, könne man nicht mehr leben, sagte die Mutter damals. Das erforderliche DNA-Vergleichsmaterial hätten die Eltern den Behörden schon vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt. Ein Teil der Familie lebt in Baden-Württemberg.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu schrieb auf der Plattform X: »Das Herz bricht wegen des großen Verlustes. Meine Frau Sara und ich trauern mit den Familien.« Er versprach, alle Geiseln - tot oder lebendig - zurückzubringen. 

Geiseln schnellstmöglich zurückbringen

In einer Stellungnahme des Forums der Angehörigen der nunmehr 129 Geiseln im Gazastreifen hieß es, die Familien hätten »in tiefer Trauer und mit gebrochenem Herzen« die Mitteilung des Armeesprechers gehört. Shani Louk, Amit Buskila und Itzik Gelernter seien »brutal getötet worden, als sie tanzten und das Leben feierten.« Alle Geiseln müssten schnellstmöglich zurückgebracht werden - »die Lebenden zur Heilung, die Ermordeten zu einem würdigen Begräbnis.«

Bilder und Videos, die nach dem Terrorangriff im Internet kursierten, zeigten den Körper der jungen Frau auf einem Pick-up der Angreifer. Ihre Familie hatte die junge Frau nach eigenen Angaben auf den Aufnahmen erkannt und sich schon kurz darauf mit der Bitte um Hilfe an die Öffentlichkeit gewandt.

Zunächst ging Shani Louks Familie davon aus, dass die junge Frau bei dem Überfall schwer am Kopf verletzt worden, aber am Leben sei und sich im Gazastreifen befinde.

Israel

Arbel Yehoud musste Geiselhaft barfuß überstehen - auch im Winter

Die 29-Jährige hat in der Ruine ihres Hauses im Kibbuz Nir Oz ein Interview gegeben und grausame Details aus ihrer Gefangenschaft geschildert

 30.04.2025

Raanana

Randale bei israelisch-palästinensischem Gedenken an Opfer

Bei Tel Aviv greifen ultrarechte Aktivisten Zuschauer einer Gedenkfeier sowie Polizisten an. Auch in Tel Aviv kommt es zu einem Vorfall

 30.04.2025

Debatte

Medienberichte: Israels Regierung hebt Entlassung Bars auf

Israels Führung wollte den Geheimdienstchef loswerden, am Montag erklärte Ronen Bar selbst seinen Rücktritt. Die Regierung nimmt nun ihren Entlassungsbeschluss zurück - womöglich nicht ohne Grund

von Cindy Riechau  29.04.2025

Jom Hasikaron

Ganz Israel trauert

Mit dem ersten Sirenenton am Abend beginnt das Gedenken für die gefallenen Soldaten und Terroropfer

von Sabine Brandes  29.04.2025

Rekord

So viele Menschen leben in Israel

Eine neue Statistik liefert überraschende Antworten

 29.04.2025

Tel Aviv

»Sie würde aussehen wie ein Sumo-Ringer«

Benjamin Netanjahu bestreitet im Korruptionsprozess gegen ihn, dass seine Frau 160 Kisten Champagner bekommen hat

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Israel

Israels Geheimdienstchef Bar räumt seinen Posten 

Israels Führung will den Inlandsgeheimdienstchef des Landes schon länger loswerden. Nun plant Ronen Bar, sein Amt bald niederzulegen. Grund ist aber nicht der Wunsch der Regierung

 28.04.2025

Sport

Nach Anti-Israel-Eklat: Jetzt sprechen die Schweizer Fechter

Bei der Nachwuchs-EM der Fechterinnen und Fechter kommt es in Estland zu einer viel diskutierten Szene. Nun haben sich die verantwortlichen Schweizer erklärt

 28.04.2025