Nach offiziellem Inkrafttreten der Feuerpause im Gazastreifen hat sich das israelische Militär auf die Aufnahme der Geiseln vorbereitet, die spätestens Montagmorgen von den Terroristen der Hamas übergeben werden sollen. Die Hamas hat nach eigenen Angaben alle lebenden Geiseln an drei geheimen Orten im Gazastreifen versammelt, von wo aus sie an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz übergeben werden sollen.
»Israel ist bereit und vorbereitet für die sofortige Aufnahme all unserer Geiseln«, teilte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Sonntag mit. Für Beobachter ist dies ein Hinweis, dass die Geiseln möglicherweise sogar bereits am Sonntagabend freigelassen werden könnten. Der israelische TV-Sender N12 berichtete, es werde mit der Freilassung im Verlauf der Nacht zu Montag gerechnet.
Das »Wall Street Journal« berichtete, die Hamas habe Israel über arabische Vermittler mitgeteilt, sie habe 20 lebende Geiseln versammelt und sei bereit, diese noch am Sonntag freizulassen. Dies sei auch das erste Mal, dass die Hamas bestätigt habe, dass 20 der bei dem Massaker am 7. Oktober 2023 verschleppten Geiseln am Leben sind. Insgesamt befinden sich nach israelischen Informationen noch 48 Geiseln im Gazastreifen, darunter eine Frau. Insgesamt sieben der Geiseln sind auch deutsche Staatsbürger.
Die israelische Armee geht davon aus, dass sämtliche Geiseln vor der Ankunft Donald Trumps freigelassen werden. Der US-Präsident soll am Montag um 9.20 Uhr in Israel landen.
Armee in engem Kontakt mit Familien der Geiseln
»Wir begleiten die Familien der Geiseln weiterhin und bleiben in engem Kontakt mit ihnen«, sagte Armeesprecher Effie Defrin am Freitag. Die Vorbereitungen würden »mit der nötigen Sensibilität, Verantwortung und großer Vorfreude« getroffen.
Da die voraussichtlich 20 noch lebenden der insgesamt 48 Geiseln möglicherweise auf einmal übergeben werden, wurde der Erstaufnahmekomplex den Angaben zufolge erweitert, hieß es. So gebe es persönliche Betreuungsdienste, Privatzimmer und medizinische Versorgung. In dem Komplex sollen die Rückkehrer ihre Familienmitglieder zum ersten Mal wiedersehen. Daher wurde auch ein eigener Bereich für die Familien eingerichtet. Von der Erstaufnahme aus sollen die dann ehemaligen Geiseln in Krankenhäuser zur weiteren Behandlung geflogen werden und dort auch weitere Angehörige treffen.
Angesichts der in den vergangenen Monaten veröffentlichten Geiselvideos der islamistischen Hamas herrscht in Israel und besonders bei den Angehörigen große Sorge, in welchem körperlichen und seelischen Zustand die Betroffenen nach zwei Jahren in der Gewalt der Hamas sind. In den Videos waren die dort in Tunneln gezeigten Geiseln stark unterernährt und schwer von der Gefangenschaft gezeichnet. dpa/ja