Religionsfreiheit

Israel warnt Europa vor weiteren Beschränkungen

Der Vorsitzende der Jewish Agency, Isaac Herzog, wandte sich in einem Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU. Foto: imago/ZUMA Press

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshof zum rituellen Schächten Mitte Dezember haben israelische Offizielle jetzt die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union aufgefordert, mehr gegen die schleichende Einschränkung religiöser Grundfreiheiten zu unternehmen.

GRUNDRECHTE In einem Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU-Länder schrieb Isaac Herzog, der Vorsitzende der Jewish Agency for Israel (JAFI), es gebe ein unter Europas Juden ein »wachsendes Unbehagen« und ein »Gefühl der Zurückweisung«. Die jüdischen Traditionen, so Herzog, würde zusehends von bestimmten Teilen der europäischen Öffentlichkeit in Frage gestellt. »Ich beziehe mich auf die Gesetzgebung, die das koschere Schächten von Tieren untersagt, und auf Initiativen, die religiöse Beschneidung per Gesetz zu verbieten«, schrieb Herzog.

Dekrete, die das Schächten von Tieren ohne vorherige Betäubung in zwei der drei Regionen Belgiens verbietet, wurden kürzlich vom Europäischen Gerichtshof für vereinbar mit der EU-Grundrechtecharta erklärt. In seinem Brief schrieb Herzog, das koschere Schächten sei ein »nicht verhandelbarer Aspekt« der jüdisch-orthodoxen Religionspraxis.

WARNUNG Ausdrücklich nahm der JAFI-Vorsitzende auf seinen gleichnamigen Großvater Bezug, der von 1921 bis 1936 Oberrabbiner Irlands war und Jahre später erster Oberrabbiner des neu gegründeten Staates Israel wurde. »Während seiner Amtszeit gelang es ihm, eine Initiative zum Verbot des koscheren Schlachtens zu blockieren. Ich weiß, was das für ihn und seine Gemeinde bedeutete«, so Herzog in seinem Schreiben.

Er schloss mit der Warnung, dass jüdische Gemeinden, die seit Jahrhunderten in Europa präsent seien, bald das Gefühl haben würden, nicht mehr willkommen zu sein. »Werden sie sich in Ländern akzeptiert und willkommen fühlen, die ihre Freiheiten beschneiden, ein Leben gemäß ihrer Traditionen zu führen? Wir alle müssen uns diese Frage mit einem Gefühl der Dringlichkeit stellen. Ich teile diese Gedanken mit Ihnen, um Sie zu bitten, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, damit die Antwort auf diese Frage nicht negativ ausfällt«, bat Herzog.

ANSTRENGUNGEN Auch die israelische Ministerin für Diaspora-Angelegenheiten, Omer Yankelevich, forderte Europas Verantwortliche auf zu handeln. Das Schächturteil des EuGH schade der »Lebensfähigkeit der jüdischen Gemeinden«, schrieb Yankelevich am Dienstag in einem Gastbeitrag für die Tageszeitung »Jerusalem Post«. Angesichts seiner Vergangenheit müsse Europa mehr für die »Menschenrechte« seiner jüdischen Bürger tun, fügte sie hinzu.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ihr Diaspora-Ministerium wolle, so Yankelevich weiter, die Anstrengungen der jüdischen Gemeinden und Institutionen koordinieren, um »die Heuchelei des Verbots des koscheren Schlachtens […] anzuprangern und »um diplomatische Kanäle zu nutzen, mit der Europäischen Union und anderen Gremien in Kontakt zu treten«.

Es sei an der Zeit, so die Politikerin der Partei Blau-Weiß von Verteidigungsminister Benny Gantz, sich zu einer »vereinigten jüdischen Koalition zusammenzuschließen, um die Stärke und Lebensfähigkeit des europäischen Judentums zu sichern.« mth

Debatte

Jüdischer Weltkongress verurteilt israelfeindlichen Weltkirchenrat

Es gibt reichlich Kritik an einer Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »Apartheid« vorgeworfen wird. Nun reagiert der Jüdische Weltkongress - und hat Fragen an die Kirchen

 11.07.2025

"Newsmax"-Interview

Netanjahu zu Hamas: Werden diese »Monster« besiegen

Die Bemühungen um eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen dauern an. Israels Ministerpräsident Netanjahu hofft, dass es dazu bald kommt. Vorerst aber geht der Kampf gegen den palästinensischen Terror weiter

 11.07.2025

Tel Aviv/Ramallah

Israeli stirbt bei Anschlag im Westjordanland

Seit Beginn des Krieges ist die Lage auch im Westjordanland extrem angespannt. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen und auch tödlichen Anschlägen auf Israelis

 11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Israel

Eli Sharabis Bestseller bald auch auf Englisch

Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers vom 7. Oktober 2023 soll das Buch der ehemaligen Geisel veröffentlicht werden

von Sabine Brandes  10.07.2025

Westjordanland

Israeli stirbt bei Terroranschlag

Der 22-jährige Sicherheitsmann wurde in der Nähe des Einkaufszentrums von Gusch Etzion von zwei Männern angegriffen

 10.07.2025

Brüssel

EU-Chefdiplomatin lobt »konstruktiven Dialog« mit Israel

Die Außenbeauftragte Kaja Kallas hat in einer Erklärung Schritte zur Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen angekündigt

 10.07.2025

Nahost

Finanziert Katar den Wiederaufbau in Gaza?

Angeblich hat Israel grundsätzlich zugestimmt, dass Gelder aus dem Golfemirat bereitgestellt werden können

von Sabine Brandes  10.07.2025

Washington

Netanjahu: »Kein Geiseldeal um jeden Preis«

Von den 50 verschleppten Menschen in der Gewalt der Hamas sollen 20 noch am Leben sein

von Sabine Brandes  10.07.2025