U21-EM

Israel ringt Titelverteidiger Deutschland 1:1 ab

Die Elfmeter-Fehlschützen Youssoufa Moukoko und Jessic Ngankam wurden von den Teamkollegen aufgemuntert, Trainer Antonio Di Salvo stand enttäuscht vor seiner Trainerbank.

Die Hoffnungen von Deutschlands U21-Fußballern auf den nächsten Titel-Coup haben nach zwei verschossenen Elfmetern gleich zum EM-Start einen Dämpfer erlitten. Der Treffer von Kapitän Yann Aurel Bisseck (26. Minute) reichte am Donnerstag vor 2442 Zuschauern im Regen von Georgien nur zu einem 1:1 (1:1) gegen Israel - auch weil Moukoko (3.) und Ngankam (80.) zwei Elfmeter vergaben. 

Dor Turgeman (20.) hatte Israel in Führung gebracht. Der so wichtige Auftaktsieg gelang Titelverteidiger Deutschland trotz einer fragwürdigen Gelb-Roten Karte gegen Israels Eden Karzev (45.+2) nicht mehr. »Wir hatten genug Torchancen, vor allem mit den zwei verschossenen Elfmetern. Jetzt sitzt der Frust natürlich tief. Das war eine vergebene Chance auf den Sieg«, sagte Di Salvo beim TV-Sender Sat.1 und fügte hinzu: »Wir haben das Spiel kontrolliert, hatten weitere Torchancen. Es hat die Präzision gefehlt.«

Für die deutsche Mannschaft, die vor dem Turnier zahlreiche Ausfälle von Stammspielern wegstecken musste, geht es am Sonntag mit der Partie gegen Tschechien weiter. Die Tschechen stehen nach dem 0:2 gegen England, der letzte deutsche Gegner am Mittwoch, ebenfalls unter Druck. »Wir müssen heute sauer sein, morgen geht es weiter. Wir müssen gegen Tschechien gewinnen, da setzen wir alles dran«, betonte Di Salvo, der als Minimalziel das Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris ausgegeben hat, für die sich die drei besten Teams der EM neben Olympia-Gastgeber Frankreich qualifizieren.

Etwa eine Stunde vor Spielbeginn hatte in Kutaissi starker Regen eingesetzt, der erst in der zweiten Halbzeit aufhörte. »Man muss sich den Gegebenheiten anpassen«, sagte Di Salvo. »Einfluss hat es ganz bestimmt.« Doch der Ball lief bei seiner Elf zunächst gut durch die eigenen Reihen. Mit einem dominanten Start untermauerte das Team nach zuletzt drei Final-Teilnahmen in Serie seinen Titel-Anspruch, den Moukoko selbstbewusst formuliert hatte.

Der 18-Jährige erwischte gegen Israel allerdings nicht seinen besten Tag. Nach dem schwach geschossenen Elfmeter nach einem Foul an Kevin Schade in der Anfangsphase vergab der Dortmunder weitere Großchancen (15./54.). Zu allem Überfluss verhinderte Moukoko durch eine Abseitsposition auch noch einen Treffer von Josha Vagnoman (37.).

Und das rächte sich. Mit dem schnellen Umschaltspiel und den langen Bällen der Israelis in die Spitze bekam die deutsche Auswahl zunehmend Probleme. Einen Fehlpass von Torhüter Noah Atubolu (13.) konnte der Gegner nicht nutzen. Sieben Minuten später reichte dann ein verlorener Zweikampf von Yannik Keitel im Mittelfeld - Supertalent Oscar Gloukh von Red Bull Salzburg schickte Turgeman und dieser ließ Bisseck aussteigen. Di Salvo, der dem Wetter am Spielfeldrand in Regenjacke trotzte, verfolgte den Rückschlag ohne große Regung. Für den 44-Jährigen ist es das erste Turnier als Chef nach Jahren als Co-Trainer unter Stefan Kuntz.

Di Salvos Team kämpfte sich zurück in die Partie und bekam die schnellen Angreifer der Israelis immer besser in den Griff. Offensiv half eine Standardsituation: Einen Freistoß von Angelo Stiller köpfte Bisseck nahezu unbedrängt ins Tor. Und der Titelverteidiger drängte auf den zweiten Treffer, erst recht in Halbzeit zwei in Überzahl. Gegen die tief verteidigenden Israelis tat sich das Team bei der Suche nach Lücken aber schwer. Di Salvo brachte in Jessic Ngankam (72.) weitere Offensiv-Power. Der Stürmer von Hertha BSC schnappte sich nach einem Foul an Tom Krauß den Ball - scheiterte aber wie zuvor Moukoko vom Elfmeterpunkt. Den Nachschuss setzte Schade neben das Tor.

Rassistische Beleidigungen überschatteten das Spiel: Dieses Mal wollte Youssoufa Moukoko nicht schweigen. Nach dem 1:1 (1:1) gegen Israel zum EM-Auftakt mit zwei Elfmeter-Fehlschüssen berichtete der deutsche U21-Nationalspieler emotional von rassistischen Beleidigungen gegen sich und seinen Teamkollegen Jessic Ngankam auf Instagram.

»Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche. Wenn wir verlieren, kommen diese Affen-Kommentare. Jessic hat sie bekommen, ich habe sie bekommen. Solche Dinge gehören einfach nicht zum Fußball«, sagte der 18-Jährige nach dem enttäuschenden Remis der deutschen U21-Fußballer am Donnerstagabend im georgischen Kutaissi.

 »Wir verschießen nicht extra, sondern versuchen, der Mannschaft zu helfen. Wenn man solche Nachrichten bekommt, das ist ekelhaft«, sagte Moukoko. Auch Trainer Antonio Di Salvo verurteilte die Kommentare an seine Spieler aufs Schärfste. »Jede Art von Rassismus und Diskriminierung, das ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht«, sagte der 44-Jährige. Er sei »persönlich schockiert und enttäuscht«. dpa/ja

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025

Berlin

Israel-Flagge vor Rotem Rathaus eingeholt

Nach mehr als zwei Jahren wurde die Fahne am Dienstag vom Mast geholt. Die Hintergründe

 02.12.2025

Westjordanland

Messer- und Autoangriff auf israelische Soldaten

Innerhalb weniger Stunden kam es zu gleich zwei Anschlägen auf Vertreter des israelischen Militärs

 02.12.2025

Tel Aviv

Was passiert nach Netanjahus Begnadigungsantrag?

Versuche, die Prozesse durch eine Absprache zu beenden, gab es bereits. Selbst die Richter regten eine Einigung an. Wie steht es um die beantragte Begnadigung?

 01.12.2025

Ehemalige Geiseln

»Eli war wie ein Vater für mich«

Alon Ohel und Eli Sharabi treffen sich nach der Freilassung zum ersten Mal wieder

von Sabine Brandes  01.12.2025

Haifa

Nach abgesagter Auktion: Holocaust-Zeugnisse jetzt in Israel

Die geplante Versteigerung von Holocaust-Zeugnissen in Deutschland hatte für große Empörung gesorgt. Nun wurden viele der Objekte nach Israel gebracht und sollen dort in einem Museum gezeigt werden

von Sara Lemel  01.12.2025