Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat in Jerusalem strategische Gespräche mit seinem griechischen Amtskollegen Kyriakos Mitsotakis geführt. Im Mittelpunkt standen die Stärkung der Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung, Sicherheit, Energie, Konnektivität, Katastrophenschutz und Innovation. Im Anschluss war ein Dreiertreffen mit dem zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulidis geplant.
Neue regionale Konstellationen im östlichen Mittelmeer
Der Besuch findet in einer Phase statt, in der sich die regionale Sicherheits- und Kooperationsarchitektur im östlichen Mittelmeer neu ordnet. Vor dem Hintergrund der zunehmend feindseligen Haltung der Türkei gegenüber Israel rückt der jüdische Staat enger an seine regionalen Partner Griechenland und Zypern heran. Beide Länder gelten wiederum als Rivalen Ankaras im Mittelmeerraum. Aus zyprischen Regierungskreisen hieß es, eine vertiefte militärische Zusammenarbeit mit Israel werde geprüft. Die Armeen der drei Länder halten häufig gemeinsame Übungen ab, im September hatte Zypern das in Israel gekaufte Luftabwehrsystem Barak aufgestellt.
Diskussion über gemeinsame Eingreiftruppe
Medienberichten zufolge wird auch die Schaffung einer gemeinsamen schnellen Eingreiftruppe mit insgesamt 2.500 Soldaten erwogen. Vorgesehen sind demnach 1.000 Soldaten aus Griechenland, 1.000 aus Israel und 500 aus Zypern. Zypern soll eine zentrale Rolle als Knotenpunkt für Einsatz und Unterstützung spielen. Der Truppe könnten Schiffe, Luftfahrzeuge und Infrastrukturen in Zypern, auf einer griechischen Insel sowie in Israel zur Verfügung stehen, ebenso je eine Staffel der griechischen und der israelischen Luftwaffe. Ob sich diese Pläne tatsächlich umsetzen lassen, ist offen.
Fokus auf maritime Sicherheit und Infrastruktur
Für Zypern ist insbesondere die maritime Dimension wichtig, vor allem mit Blick auf den Schutz von Energiepipelines, Kabeln und kritischer maritimer Infrastruktur. Vorgesehen ist der Einsatz griechischer und israelischer Boote sowie U-Boote. Im Mittelmeer war es in der Vergangenheit immer wieder zu Spannungen mit der Türkei gekommen.
Griechenland bereit zu Hilfe im Gazastreifen
Vor seinem Besuch in Israel hatte der griechische Ministerpräsident auch den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in Ramallah getroffen. Griechenland hält an seiner Position fest, dass eine Lösung des Nahostkonflikts nur auf Grundlage einer Zweistaatenlösung erreicht werden kann. Zudem prüft Athen eine Beteiligung am Wiederaufbau des Gazastreifens sowie an einer internationalen Stabilisierungstruppe, die dort eingesetzt werden soll. dpa