Yehuda Meshi-Zahav

In kritischem Zustand

Yehuda Meshi-Zahav, Gründer des charedischen Rettungsdienstet »Zaka« Foto: Flash90

Yehuda Meshi-Zahav hat versucht, sich das Leben zu nehmen. Er wurde am Donnerstagmorgen bewusstlos in seiner Wohnung in Jerusalem gefunden. Der Gründer der Rettungsorganisation Zaka ist nach dem Selbstmordversuch ins Krankenhaus gebracht worden. Ärzte beschrieben seinen Zustand als »kritisch«.

LEBENSWERK Gegen den charedischen Mann waren in den vergangenen Wochen schwere Vorwürfe wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung aufgekommen. Nur wenige Tage, bevor er den Israel-Preis für sein Lebenswerk hätte erhalten sollen, hatte die israelische Tageszeitung Haaretz als erste über die Vorwürfe gegen ihn berichtet.

Nach der Veröffentlichung verzichtete er auf die höchste Ehre des Staates und trat von der Leitung des Rettungsdienstes zurück, den er vor fast 30 Jahren gegründet hatte.

Meshi-Zahav soll jahrelang Frauen und Kinder sexuell missbraucht haben. Er bestreitet die Vorwürfe.

Die Vorwürfe gegen ihn stritt er verhement ab und betonte, es habe sich um einvernehmliche sexuelle Kontakte gehandelt. Einige der Opfer seien jedoch zur Zeit des Geschehens minderjährig gewesen, wird berichtet. Meshi-Zahav soll jahrelang Frauen und Kinder sexuell missbraucht haben. Status, Macht und Geld sollen ihm dabei geholfen haben. Angeblich reichen die Taten bis in die 80er-Jahre zurück.

Die Polizei hat mittlerweile Ermittlungen aufgenommen. Viele Fälle seien allerdings bereits verjährt. Aus öffentlichen Gerichtsunterlagen geht zudem hervor, dass Meshi-Zahav vor Jahren ein privates Unternehmen – ebenfalls unter dem Namen »Zaka« – gegründet haben soll, dass Millionen von Dollar als Spenden erhielt. Angeblich hätten er und andere Familienmitglieder einen Teil des Geldes behalten und als sogenannten »Schmiergeld-Fond« benutzt.

KRITIKER Meshi-Zahav ist eine prominente Person in der israelischen Gesellschaft, er galt als Vermittler zwischen Ultraorthodoxen und Säkularen, Juden und Arabern. Für seine Rolle als Kritiker der eigenen strengreligiösen Gemeinde, vor allem der Rabbiner, in Zeiten der Corona-Pandemie war er in den vergangenen Monaten verstärkt in den Schlagzeilen gewesen.

Der Suizidversuch erfolgte nur wenige Stunden, bevor der Fernsehkanal zwölf einen investigativen Bericht veröffentlichen wollte. Nach Angaben der Sendung »Uvda« (»Tatsache«) soll es darin um Zeugenaussagen von sechs Personen gehen, die zusätzliche Beschuldigungen gegen Meshi-Zahav erheben. Einige der Schilderungen seien besonders »schrecklich«.

-------

Haben auch Sie das Gefühl, in einer ausweglosen Situation zu sein? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Teilen Sie Ihre Sorgen. Nutzen Sie eines der zahlreichen Hilfsangebote – zum Beispiel das der Telefonseelsorge. Sie erreichen diese unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222, per E-Mail oder Chat unter https://online.telefonseelsorge.de. Hilfe bei depressiven Gefühlen und Suizidgedanken bietet auch der KrisenKompass der TelefonSeelsorge: kostenlos zum Download im App Store und im Play Store.

Wirtschaft

Netanjahus unglücklicher »Sparta«-Vergleich

Israels Premierminister spricht in einer Rede von wirtschaftlicher Isolation und sieht sein Land in einer ähnlichen Situation wie einst der griechische Stadtstaat. Politik und Märkte reagieren unerwartet heftig

von Sabine Brandes  18.09.2025

Israel

Zwei Tote bei Anschlag an Grenze zu Jordanien

Der Angreifer ist offenbar in einem Lastwagen angekommen, der humanitäre Hilfsgüter für den Gazastreifen transportierte. Der Anschlag könnte laut Medien auch Auswirkungen auf Gaza-Hilfen haben

 18.09.2025 Aktualisiert

Nachruf

Sie trug ein strassbesetztes Krönchen

Tovia Ringer überlebte die Konzentrationslager Groß-Rosen und Schömberg, bevor sie 1948 nach Israel emigrierte. Nun ist die »Miss Holocaust Survivor 2018« im Alter von 102 Jahren gestorben

von Sara Klatt  18.09.2025

Kurznachrichten

Hotel, Datteln, Pilger

Meldungen aus Israel

von Sabine Brandes  18.09.2025

Tel Aviv

Israel: Entwicklung von Laser-Abwehrwaffe abgeschlossen

Das Hochleistungs-Lasersystem »Iron Beam« markiert einen Wendepunkt: Präzise, schnell und überraschend günstig. Wie verändert dies Israels Schutz vor Bedrohungen aus feindlichen Ländern der Region?

 18.09.2025

Kommentar

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Gaza

»Gebt mir mein Mädchen zurück!«

Ifat Hayman fleht, dass ihre Tochter Inbar, die letzte weibliche Geisel der Hamas, zur Bestattung zurückgebracht wird

von Ifat Hayman  17.09.2025

Europäische Union

Wie die EU-Kommission Israel sanktionieren will

Ursula von der Leyens Kommission will Israel alle Handelsvergünstigungen streichen. Doch eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten ist (noch) nicht in Sicht. Die Hintergründe

von Michael Thaidigsmann  17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025