Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Die israelische Siegerin des Wettbewerbs von 1998, Dana International, bei einer Probe zum ESC 2019 in Tel Aviv Foto: Flash 90

Der Text beruht auf Passagen aus Instagram-Posts von Dana International auf Englisch und Hebräisch. Übersetzung und Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Managements der Künstlerin.

»Guten Abend, die Niederlande, Spanien, Irland und Slowenien!

Ich bin oft in Euren Ländern aufgetreten – auf Euren Bühnen und in TV-Shows. Ich wurde immer mit Wärme und Liebe willkommen geheißen, und Ihr habt mit mir ›Viva La Diva‹ (den israelischen Sieger-Song der Eurovision von 1998, Anm. d. Red.) gesungen, euch mit der Botschaft verbunden, die ich mitgebracht habe: eine Botschaft der Gleichheit, der Akzeptanz, der Menschenwürde und der Grundrechte für jede einzelne Person.

Ihr wisst, dass Israel der einzige liberale Staat in unserer Region ist. Die Pride Parade in Tel Aviv ist eine der größten auf der Welt. Wir sind außerdem das Heilige Land, das Land der Bibel, in dessen Hauptstadt Jerusalem die Heiligen Stätten der drei monotheistischen Religionen liegen, das Land, das Menschen aus der ganzen Welt zum Gebet anzieht. Aber wir sind auch das Land von Tel Aviv, der Strände, einigen der größten Pride Parades weltweit, das Land Lpischer Partys.

Außerdem sind wir sind seit vielen Jahren beim Eurovision Song Contest vertreten. Wir geben unser Bestes im Wettbewerb, und manchmal haben wir sogar Erfolg.

Versteht Ihr, wie brutal und beleidigend diese Entscheidung ist? Wie viel Hass und Schaden sie anrichtet?

Also erklärt uns: Wie und warum habt Ihr Euch gegen uns gewendet und Euren Rückzug angekündigt? Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen? Versteht Ihr, wie brutal und beleidigend diese Entscheidung ist? Wie viel Hass und Schaden sie anrichtet?

(In einem zweiten Post wendet sich die Künstlerin an ihr israelisches Publikum, Anm. d. Red.)

Ich bin schockiert über die Entscheidung der Niederlande, Spaniens, Irlands und Sloweniens, sich von der Eurovision zurückzuziehen wegen der zu erwartenden Entscheidung, dass Israel weiterhin teilnimmt. Ich bin schockiert, und diese Situation schmerzt mich sehr.

Aber unter uns, auf Hebräisch, das nur wir verstehen: Wie sind wir in diese Situation geraten? Wie kam es dazu, dass dieser Ort (die Eurovision), der uns so sehr liebte und umarmte, feindselig geworden ist? Der uns als etwas sieht, was wir nicht sind? Wie kam es dazu, dass wir auf dem Gebiet der Public Relations zum großen Teil verloren haben? Im Krieg um den Mindset? Wie sind wir zu einem der verhasstesten Staaten der Welt geworden?

Es ist zu leicht, es mit Antisemitismus und Israelhass zu erklären, denn das Verhältnis zu Israel war im Lauf der Jahre ein anderes. Nach dem Sechstagekrieg galten wir in der ganzen Welt als starker, mutiger und gelieber Staat. In der Zeit des Oslo-Friedensprozesses hat die Welt den Staat umarmt, die zum Frieden gelangen wollte.

Und jetzt? Die Welt sieht nicht mehr das liberale Israel, die Hightech-Nation, Tel Aviv, die Tourismus-Stadt am Strand, die alle herzlich empfäng. Sogar beim ESC gibt es diejenigen, die Israel nicht singen sehen wollen. Seit ich bei der Eurovision gewonnen hatte, trete ich in der ganzen Welt auf und spreche über das liberale und schöne Israel, arbeite gerne mit dem israelischen Außenministerium und unseren Botschaften zusammen, auch in Videos. Ich liebe Israel wirklich, es ist das Land, das es mir möglich gemacht hat, meinen Traum zu verwirklichen und als Sängerin aufzutreten. Es ist mein geliebtes Haus, ich bin stolz auf Israel. In allen Sprachen.

Lasst uns jemanden dorthin schicken mit dem Potenzial eines europäischen Stars, mit einem fröhlichen, farbigen und optimistischen Popsong.

Aber hey, etwas ist in Verwirrung geraten in der Art und Weise, wie die Welt uns sieht, und wir müssen das anerkennen und alles tun, um es zu ändern. Wer (die Minister, die Red.) Ben-Gvir und Smotrich will, wer es (politisch) rechts ›all the way‹ will und einen nicht endenden Krieg, der muss verstehen, dass dies der Preis ist. Dass dies eine Erfüllung der Prophezeiung ist: ›Ein Volk, das alleine wohnt.‹ (Das entsprechende Zitat aus der Tora lautet: ›Siehe, das ist ein Volk, das abgesondert wohnt und nicht zu den Nationen gerechnet wird. ‹ (4. Mose 23,9)

Und wer will, dass wir wieder das in der Welt geliebte Israel werden, der erhebe seine Stimme, und lasst uns dieses Jahr mit der Eurovision beginnen. Lasst uns jemanden dorthin schicken mit dem Potenzial eines europäischen Stars, mit einem fröhlichen, farbigen und optimistischen Popsong. Lasst uns endlich einen Grund haben, zu feiern.«

Ehrenrettung

Stille, Salz und Sonnenlicht

Das Tote Meer landete auf der weltweiten Rangliste der Sehenswürdigkeiten auf dem zweitschlechtesten Platz – völlig zu Unrecht, findet unsere Korrespondentin

von Sabine Brandes  08.12.2025

Medienbericht

Donald Trump will Benjamin Netanjahu Ende Dezember treffen

Israelischen Medien zufolge soll es bei dem Treffen am 29. Dezember um die zweite Phase des Friedensplans gehen

 08.12.2025

Nahost

Netanjahu: Israel bleibt in Pufferzone im Süden Syriens

Syriens Übergangspräsident al-Scharaa wirft Israel vor, »Geister zu bekämpfen«. Eine Lösung im Streit um ein Gebiet an der Grenze scheitert noch an unterschiedlichen Vorstellungen

 08.12.2025

Nahost

Katar und Türkei wollen keine vollständige Entwaffnung der Hamas

Israel vor neuen diplomatischen Manövern: Katar und die Türkei versuchen, die im ursprünglichen Gaza-Plan vorgesehene vollständige Entwaffnung der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu verwässern

 08.12.2025

Nahost-Krieg

Israels Armeechef: Gelbe Linie bildet operative Grenze zum Gazastreifen

Laut Eyal Zamir gibt es nun einen Schutzriegel für die israelischen Gemeinden am Rand Gazas

 08.12.2025

Jerusalem

Netanjahu sieht »historischen Wandel« in Rüstungskooperation

»Nicht nur Deutschland arbeitet für die Verteidigung Israels, sondern Israel, der jüdische Staat, arbeitet 80 Jahre nach dem Holocaust für die Verteidigung Deutschlands«, sagt der Ministerpräsident

 08.12.2025

Gaza

Wie die Hamas Hilfsorganisationen gefügig machte

Einer Auswertung von »NGO Monitor« zufolge konnten ausländische Organisationen in Gaza nur Hilsprojekte durchführen, wenn sie sich der Kontrolle durch die Hamas unterwarfen

von Michael Thaidigsmann  08.12.2025

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  08.12.2025

Meinung

Eurovision: Mobbing statt Musik

Eigentlich versteht jeder, dass Musiker nicht mit ihren Regierungen identisch sind. Wenn es um den jüdischen Staat geht, scheint diese Logik jedoch nicht zu gelten

von Sabine Brandes  07.12.2025