Ein mit 1200 Tonnen Hilfsgütern beladenes Frachtschiff ist am Morgen im Hafen von Ashdod eingetroffen. Von dort aus soll die Ladung in den Gazastreifen gebracht werden, um die notleidende Bevölkerung mit dringend benötigten Lebensmitteln zu versorgen. An Bord des panamaisch registrierten Schiffs »Henke« befinden sich 52 Container mit Nudeln, Reis, Babynahrung und Konserven.
Der Transport war am Montag vom zyprischen Hafen Limassol aus gestartet. Bereits vor dem Auslaufen hatten israelische Zollbeamte die gesamte Fracht geprüft. Nach Angaben aus Nikosia stammen rund 700 Tonnen der Hilfsgüter aus Zypern.
Finanziert wurde die Hilfe durch Spenden der Vereinigten Arabischen Emirate an den sogenannten Amalthea-Fonds, der im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, um den Seeweg für Hilfslieferungen zu unterstützen. Weitere Beiträge kamen aus Italien, von der maltesischen Regierung, einem katholischen Orden in Malta sowie der kuwaitischen Hilfsorganisation Al Salam Association.
»Jenseits von dramatisch«
Zyprens Außenminister Constantinos Kombos betonte die Dringlichkeit der Mission: »Die Lage im Gazastreifen ist jenseits von dramatisch.«
Die Hilfsaktion sei von den Vereinten Nationen angeführt, werde jedoch von zahlreichen Partnern koordiniert, erklärte Kombos. Nach der Entladung in Ashdod sollen UN-Mitarbeiter die Container in Lagerhallen bringen und die Weitergabe an Verteilzentren organisieren. Vor Ort übernimmt die Hilfsorganisation World Central Kitchen, die in Gaza bereits über funktionierende Strukturen verfügt.
World Central Kitchen hatte schon im vergangenen Jahr ein erstes Hilfsprojekt von Zypern aus initiiert und mit einem Schlepperboot Nahrungsmittel nach Gaza gebracht. Die Organisation gilt in dem von Krieg und Zerstörung gezeichneten Gebiet als verlässlicher Partner. Kombos würdigte die internationale Zusammenarbeit: »Der Beitrag aller Beteiligten ist entscheidend, ihr Einsatz außergewöhnlich.«
Stabiler und planbarer
Im Vergleich zu Abwürfen aus der Luft, die zuletzt von mehreren Staaten durchgeführt wurden, können Schiffstransporte deutlich größere Mengen an Hilfsgütern in die Region bringen. Bislang wurden die meisten Lieferungen jedoch über Lastwagen organisiert. Immer wieder kommt es dabei zu Verzögerungen, da Hunderte bereits durch Israel abgefertigte Lkw mit Hilfsgütern nicht von UNO-Organisationen abgeholt werden oder weil die Hamas die Transporte ausraubt.
Zypern spielte bereits 2024 eine zentrale Rolle bei Hilfslieferungen. Damals wurden insgesamt 22.000 Tonnen Lebensmittel und andere Güter über eine provisorische Anlegestelle in Gaza angeliefert, die von der US-Armee betrieben wurde. Dieses Projekt musste jedoch im Sommer 2024 eingestellt werden, da wiederholte Sicherheitsprobleme und schlechtes Wetter den Betrieb erschwerten und die Menge der gelieferten Güter weit hinter den Erwartungen zurückblieb.
Mit der aktuellen Mission soll nun an diese Erfahrungen angeknüpft werden – mit dem Ziel, die Lieferungen stabiler und planbarer zu gestalten. im