Israels Präsident Isaac Herzog hat die Entscheidung Londons, Ottawas und Canberras, einen Staat Palästina anzuerkennen, scharf kritisiert. Sie werde »die Kräfte der Finsternis stärken« und weder zur Freilassung der noch immer in Gaza festgehaltenen Geiseln noch zu einer Friedenslösung beitragen. Die Hamas hingegen begrüßte die Anerkennungen und sprach von einem »Sieg für die palästinensischen Rechte«.
In Israel wächst nach der Anerkennung eines Palästinenserstaates durch Großbritannien, Kanada und Australien derweil der Druck auf die Regierung von Benjamin Netanjahu. Mehrere Kabinettsmitglieder aus dem rechten Lager verlangen als Reaktion die Annexion großer Teile des Westjordanlands, wie die »Times of Israel« berichtet.
Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir kündigte an, in der nächsten Kabinettssitzung einen entsprechenden Antrag vorzulegen. »Die Anerkennung Palästinas durch westliche Staaten ist eine Belohnung für den Terror«, sagte er. Ähnlich äußerten sich weitere Minister der Likud-Partei, die eine »sofortige Anwendung israelischer Souveränität« in den umstrittenen Gebieten fordern. Dem Zeitungsbericht zufolge versucht das Büro des Premierministers jedoch hinter den Kulissen, diese Forderungen zu bremsen, um internationalen Schaden für Israel zu begrenzen.
Ministerpräsident Netanjahu selbst erklärte in einer Videobotschaft, ein palästinensischer Staat westlich des Jordans werde nicht entstehen. Die Anerkennung nach den Massakern vom 7. Oktober sei »eine Belohnung für den Terror«. Er verwies zugleich darauf, dass sich unter seiner Führung die Zahl der jüdischen Siedlungen im Westjordanland verdoppelt habe.
Die Opposition reagierte gespalten: Während Politiker wie Yair Lapid und Benny Gantz die Entscheidung westlicher Staaten ebenfalls als Fehler bezeichneten, gaben sie Netanjahu die Schuld an dem diplomatischen Rückschlag. Ein fähiger Regierungschef hätte diesen Schritt verhindern können, sagte Lapid.
Nach Angaben der »Times of Israel« informierte das Büro des Premierministers zuletzt ausgewählte Abgeordnete über die Strategie, die Annexionsforderungen vorerst nicht offen zu unterstützen. Zugleich kündigte Netanjahu an, auf internationaler Ebene reagieren zu wollen – voraussichtlich nach seinem Treffen mit US-Präsident Donald Trump in New York. ja