Die Israelis sind an diesem ersten Tag nach den Sommerferien mit schrecklichen Nachrichten aufgewacht: Hersh Goldberg-Polin, Carmel Gat, Almog Sarussi, Ori Danino, Eden Yerushalmi und Alexander Lobanov sind tot. Die Geiseln waren am 7. Oktober während des Massakers auf die südlichen Gemeinden Israels lebend entführt worden und wurden in Gaza von der Hamas ermordet.
Am späten Samstagabend hatte die IDF erklärt, sechs Leichen geborgen zu haben. Die traurige Bestätigung, dass es sich bei allen um verschleppte junge Israelis handelt, kam in den frühen Morgenstunden.
IDF-Sprecher Daniel Hagari erklärte am Sonntagmorgen, dass die sechs Geiseln nach erster Einschätzung der Armee von Hamas-Terroristen getötet worden seien, kurz bevor die israelischen Soldaten sie erreichen konnten. Hagari führte aus, dass die sterblichen Überreste der Israelis in einem Tunnel in Rafah gefunden wurden, etwa einen Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Geisel Kaid Farhan Elkadi in der vergangenen Woche lebend gerettet wurde.
Die sechs Menschen wurden lebend gefangengenommen
Das Forum für Geiseln und Vermisste erklärte: »Das Hostages Families Forum ist in tiefer Trauer um Ori, Almog, Hersh, Carmel, Alexander und Eden. Möge ihre Erinnerung ein Segen sein. Diese sechs Personen wurden lebend gefangen genommen, erduldeten die Schrecken der Gefangenschaft und wurden dann kaltblütig ermordet.«
Und weiter: »Ein Deal für die Rückgabe der Geiseln liegt seit über zwei Monaten auf dem Tisch. Ohne die Verzögerungen, Sabotage und Ausreden wären diejenigen, von deren Tod wir heute Morgen erfahren haben, wahrscheinlich noch am Leben. Es ist Zeit, unsere Geiseln nach Hause zu bringen – die Lebenden zur Rehabilitation und die Gefallenen und Ermordeten zur Beerdigung in ihrer Heimat.«
Das Forum verlangte von Premierminister Benjamin Netanjahu, »vor der Öffentlichkeit zu stehen und die Verantwortung zu übernehmen und sich nicht hinter dem IDF-Sprecher zu verstecken«.
Netanjahu: »Wer Geiseln ermordet, will keinen Deal«
Premier Netanjahu äußerte sich am Morgen zum Mord an den Geiseln: »Wer Geiseln ermordet, will keinen Deal«, sagte er in einer Videobotschaft. »Die Tatsache, dass die Hamas weiter Gräuel begeht wie am 7. Oktober, verpflichtet uns dazu, alles zu unternehmen, damit sie diese Gräuel nicht wieder begehen können«, so Netanjahu weiter. Die Terroristen der Hamas würden sich seit Dezember weigern, echte Verhandlungen zu führen, kritisierte er. Netanjahu versprach, sich für eine Einigung einzusetzen, »die alle unsere Geiseln zurückbringt und unsere Sicherheit und Existenz gewährleistet.«
Kritiker werfen ihm jedoch vor, selbst die Verhandlungen über einen Geiseldeal zu untergraben, um seine Koalition nicht zu gefährden. Die Minister Bezalel Smotrich und Itamar Ben-Gvir hatten gedroht, die Regierung zu verlassen, sollte Netanjahu einem Deal zustimmen, bevor die Hamas zerstört wurde.
»Ich entschuldige mich dafür, dass es uns nicht gelungen ist, sie sicher nach Hause zu bringen.«
Präsident Isaac Herzog, schrieb am Morgen: »Das Herz einer ganzen Nation ist erschüttert von der Nachricht über die Ermordung von Ori, Carmel, Hersh, Alexander, Almog Sarusi und Eden. Im Namen des Staates Israel umarme ich ihre Familien von ganzem Herzen und entschuldige mich dafür, dass es uns nicht gelungen ist, sie sicher nach Hause zu bringen.« Unsere Schwestern und Brüder seien immer noch dort und ertragen die Hölle. »Der höchste Bund zwischen dem Staat und seinen Bürgern besteht darin, ihre Sicherheit zu gewährleisten. Wir haben die heilige und dringende Mission, sie nach Hause zu bringen«, so Herzog weiter.
Der Cousin von Carmel Gat, Gil Dickman sagte: »Wir haben erst im vergangenen Monat ein Lebenszeichen von Carmel bekommen. Sie lebte!« Seit Monaten würden die Familien schreien, dass sie in »Gefangenschaft ermordet werden, wenn wir sie nicht jetzt rausholen«. Wer auch immer beschließe, die Geiseln in Gefangenschaft zu behalten, wer auch immer wie das Sicherheitskabinett entscheidet, dass die Philadelphi-Route oder der Netzarim-Korridor oder die Zukunft des Krieges wichtiger sind, wer auch immer mit einer Handbewegung beschließt, dass er die Geiseln aufgibt, an seinen Händen klebt das Blut der ermordeten Geiseln.«
Dickman fügte hinzu: »Das Land muss zittern, denn sonst wird es das Ende aller Geiseln sein, und es wird das Ende dieses Landes sein. Ich flehe Sie an: Der Regierung ist der Tod gleichgültig, sie ist bereit, die Tatsache zu akzeptieren, dass die Geiseln sterben werden. Seien Sie menschlich, schreien Sie, denn unser Land geht unter!«
Von Hersh wurde ein Propagandavideo der Hamas veröffentlicht
Hersh Goldberg-Polin (23), der Sohn von Jon Polin und Rachel Goldberg wurde in den USA geboren und wanderte er mit seiner Familie im Alter von sieben Jahren nach Israel aus. Am 7. Oktober besuchte Hersh das Nova-Musikfestival. Als der Hamas-Angriff begann, floh er in den »Todesbunker«. Während des Angriffs wurde Hershs Arm verletzt und Zeugen berichten, dass er es geschafft habe, sich selbst eine Aderpresse anzulegen. Am 24. April veröffentlichte die Hamas ein Video von Hersh, in dem er seine amputierte Hand zeigt. Hersh war ein begeisterter Fan des Basketballteams Hapoel Jerusalem. Seine Eltern kämpften in der ganzen Welt unermüdlich für die Freilassung ihres Sohnes.
Alexander Lobanov (32) aus Ashkelon, hat mit seiner Frau Michal ein zweijähriges Kind und ein fünf Monate altes Baby, das geboren wurde, während Alexander in Geiselhaft war. Am 7. Oktober wurde er ebenfalls vom Festival entführt, wo er als Barmanager arbeitete.
Carmel Gat (40) aus Tel Aviv. Ihre Mutter Kinneret wurde bei dem Hamas-Angriff ermordet. Während des Massakers brachen die Terroristen in das Haus ihrer Eltern im Kibbuz Be’eri ein und entführten sie. Nach 50 Tagen ohne Lebenszeichen erzählten befreite Geiseln, dass sie ihr Schutzengel gewesen sei. Um die Gefangenschaft zu überleben, brachte Carmel ihnen Meditations- und Yogaübungen bei.
Almog Sarusi (27) aus Ra’anana. Almog wurde vom Musikfestival entführt, wo er mit seiner Freundin Shahar war. Die beiden waren seit fünf Jahren ein Paar. Shahar wurde getötet. Almog blieb bei ihr und versuchte zu helfen, als sie verletzt wurde, und wurde anschließend gefangen genommen.
»Premierminister Netanjahu zögert, hat Angst und spielt aus politischen Gründen auf Zeit, anstatt zu handeln. Dieses Spiel kostet Leben.«
Eden Yerushalmi (24) aus Tel Aviv, die als Barkeeperin beim Festival arbeitete. Während des Hamas-Angriffs sprach sie vier Stunden lang mit ihren Schwestern, die alles hörten, was sie bei ihrem Fluchtversuch durchmachte. Ihre letzten Worte waren: »Shani, sie haben mich erwischt.«
Ori Danino (25) aus Jerusalem. Er plante, sein Studium der Elektrotechnik zu beginnen. Am 7. Oktober wurde Ori auf dem Rückweg vom Nova-Festival entführt, um anderen bei der Flucht und beim Überleben zu helfen.
Oppositionsführer Gantz: »Netanjahus Spiel kostet Leben«
Nachdem die Familie von Hersh Goldberg-Polin seinen Tod bekannt gegeben hatte, gab US-Präsident Joe Biden eine Erklärung ab: »Wir haben bestätigt, dass eine der von diesen bösartigen Hamas-Terroristen getöteten Geiseln ein amerikanischer Staatsbürger war, Hersh Goldberg-Polin. Ich bin am Boden zerstört und empört.«
In der Erklärung heißt es weiter: »Hersh war einer der Unschuldigen, die am 7. Oktober bei einem Musikfestival für den Frieden in Israel brutal angegriffen wurden. Er verlor seinen Arm, als er Freunden und Fremden während des brutalen Massakers der Hamas half. Er war gerade 23 geworden. Er hatte vor, die Welt zu bereisen. Ich habe seine Eltern, Jon und Rachel, kennengelernt. Sie waren mutig, weise und standhaft, selbst als sie Unvorstellbares erdulden mussten. Sie haben sich unermüdlich und unbeugsam für ihren Sohn und alle Geiseln eingesetzt, die unter unzumutbaren Bedingungen festgehalten wurden. Ich bewundere sie und trauere tiefer mit ihnen, als Worte es ausdrücken können.«
Der Vorsitzende des Oppositionsbündnisses Nationale Einheit und ehemaliger Kriegsminister, Benny Gantz, schrieb auf X: »Premierminister Netanjahu zögert, hat Angst und spielt aus politischen Gründen auf Zeit, anstatt zu handeln. Dieses Spiel kostet Leben. Der Premierminister sollte die Geiseln und die Bürger Israels schützen, nicht seine von Extremisten kontrollierte Koalition.«
Der 1. September ist der erste Schultag in Israel. Gantz sagte: »Heute Morgen gehen unsere Schüler zur Schule, und die Öffentlichkeit muss auf die Straße gehen. Es ist an der Zeit, die Regierung des völligen Versagens abzulösen. Geht raus und protestiert!«