re:publica

»Frauen werden gebraucht«

Karni Wolf Foto: kat

Frau Wolf, Sie nehmen derzeit an der re:publica teil. Was erwarten Sie von den kommenden Tagen?
Alles ist noch sehr neu für mich und sehr überwältigend. Ich finde es spannend zu sehen, wie sich Menschen dem Thema Digitalisierung und Medien nähern. Ich komme ja eher aus dem Bereich des Software Development. Wie das Ganze kreativ umgesetzt wird, ist sehr erfrischend und interessant. Außerdem ist es eine tolle Gelegenheit, Berlin zu sehen.

Haben Sie sich für die re:publica irgendwelche Schwerpunkte gesetzt?
Ich habe am Mittwoch die Keynote von danah boyd, die das Forschungsinstitut Data & Society leitet, gehört. Sie sprach über Meinungsfreiheit im digitalen Zeitalter. Wie Algorithmen unsere Meinungen beeinflussen können. Das ist ein Thema, was sehr aktuell ist und mich sehr interessiert.

Sie werden selbst am Panel »Crafting the Future – VOC-force for tomorrow« teilnehmen. Was ist Ihr Thema?
Ich spreche für unser Unternehmen. Wir geben freie Kurse für Tausende Frauen in Israel. Unser Hauptanliegen ist, mehr Frauen in den Bereich des Software Development zu bringen. Mithilfe von Vorträgen, die wir in über 30 Filialen in Israel halten, wollen wir dieses Ziel umsetzen. Außerdem haben wir seit Kurzem ein neues Projekt, das vom Ministerium für Wohlfahrt und Soziale Dienste mit drei Millionen Dollar für drei Jahre gefördert wird. Wir wollen Frauen auf diesem Gebiet fit machen und junge Frauen dazu ermuntern, Berufe in diesem Arbeitsbereich in Betracht zu ziehen.

Warum scheuen sich Frauen davor, Software-Entwicklerinnen zu werden?
Computer- und Software-Entwickler werden in den Medien überwiegend männlich dargestellt – dieses klassische Image vom Nerd. Wir setzen dem eine andere Vorbildrolle, nämlich die der Frau als Software-Entwicklerin, entgegen. Für Frauen ist die Scheu vielleicht auch deswegen etwas groß, weil sie in diesem Bereich nicht viele andere Frauen sehen und eine Karriere im Software Development nicht in Betracht ziehen. Deswegen möchten wir die Aufmerksamkeit auf diese Problematik legen.

Wie sehen die Kurse, die Sie anbieten, aus?
Wir haben viele Standorte in Israel und organisieren wöchentliche Treffen. Jede kann ihren Computer mitbringen, und dann lernen alle gemeinsam, wie man programmiert. Wir bieten Kurse im Web Development, Android Development und Python Development an. Aus unserer Erfahrung heraus haben Frauen sehr viel Spaß daran, denn sie sehen, dass es eine unheimlich kreative Sache ist. Es ist nicht so schlimm, wie es vielleicht von außen immer aussieht.

Vor einigen Jahren haben US-Forscher in einer Studie herausgefunden, dass Frauen die besseren Programmiererinnen seien. Würden Sie dem zustimmen?
Ich mag es eigentlich nicht, daraus solche Schlüsse zu ziehen. Es geht nicht um »besser« oder »schlechter«. Software-Entwicklung ist generell ein kreativer und interessanter Bereich. Gerade auch in Israel ist es ein spannender Arbeitsbereich. Es ist so schade, dass nicht mehr Frauen darin arbeiten. Sie sollten für diese Option offen sein, denn die Jobs sind da, und Frauen werden gebraucht.

Welche Frauen besuchen Ihre Kurse?
Aus allen Lebensbereichen und in jedem Alter. Von der Schülerin bis zur über 60-Jährigen. Der Großteil unserer Teilnehmerinnen ist zwischen 20 und 30 Jahre alt. Viele Soldatinnen, Ultraorthodoxe, Araberinnen – sie alle lernen gemeinsam. Wichtig ist, dass jede Frau wissen sollte, was sie gerne machen möchte und welche Möglichkeiten in ihr stecken.

Sie sind General Manager von »She Codes«. Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich kam als Studentin zu »She Codes«. Damals gab es nur wenige Filialen von unserem Unternehmen. Ich habe eine Anlaufstelle an meiner Universität gegründet. Wir trafen uns regelmäßig und haben gemeinsam programmiert. Es hat mich sehr inspiriert, so viele programmierende Frauen zu sehen, die unserer Community beigetreten sind und die sich auf diesem Gebiet selbst verwirklichen konnten.

Mit Karni Wolf sprach Katrin Richter.

www.she-codes.org
www.re-publica.com

Israel

Drei Brüder werden an einem Tag Väter - von vier Kindern

Zwillinge inklusive: Drei Brüder und ihre Partnerinnen schenken den Großeltern an einem Tag vier Enkel. Wie es zu diesem seltenen Familienglück kam

von Sara Lemel  03.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  03.12.2025 Aktualisiert

Medien

»Antisemitische Narrative«: Vereine üben scharfe Kritik an Preis für Sophie von der Tann

Die Tel-Aviv-Korrespondentin der ARD soll mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt werden

 03.12.2025

Gesellschaft

Bennett: »Vorschlag für Armeegesetz ist Betrug«

Eine neue Einbringung zur Wehrpflicht für Charedim sorgt für Unruhe in der Koalition

von Sabine Brandes  03.12.2025

Naher Osten

Erstes offizielles Treffen zwischen Israelis und Libanesen

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will eine Grundlage für Beziehungen und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israel und dem Libanon schaffen

 03.12.2025

Geiseldeal

»Funde« aus dem Gazastreifen stammen nicht von einer Geisel

Die Terroristen der Hamas hatten behauptet, es handele sich um die sterblichen Überreste einer Geisel. Forensiker widersprechen dem

 03.12.2025

Netanjahu fordert »entmilitarisierte Pufferzone« in Syrien

 02.12.2025

Israel

Israel erhält »Befunde« aus Gazastreifen

Israel wartet auf die Übergabe der beiden letzten getöteten Geiseln durch die Hamas. Nun ist die Rede von »Befunden«, die übermittelt worden seien. Der genaue Hintergrund ist unklar

 02.12.2025

Ehemalige Geiseln

»In Gaza war ich wie ein toter Mensch«

Der junge Israeli Alon Ohel erlebte in den Tunneln der Hamas unvorstellbare Qualen und sexuelle Gewalt. Jetzt spricht er zum ersten Mal darüber

von Sabine Brandes  02.12.2025