Israel

Feuerwehr kämpft weiter gegen massive Brände

Flammen lodern an vielen Orten Israels, hier bei Mevo Horon. Foto: Flash90

In Israel gilt am 77. Unabhängigkeitstag der nationale Notstand. Die Feuerwehr kämpfte auch am Donnerstag mit mehr als 100 Teams gegen die massiven Waldbrände, die am Mittwoch zwischen Eschtaol und Latrun westlich von Jerusalem ausgebrochen waren und sich im Land weiter verbreiteten. Das Feuer machte Evakuierungen und Straßensperrungen erforderlich.

Wegen der Brände sowie extremer Wetterbedingungen wurden sämtliche Feiern zum 77. Unabhängigkeitstag Israels an diesem Donnerstag abgesagt. In Jerusalem, Tel Aviv und anderen Orten waren öffentliche Konzerte und Partys geplant gewesen. Das am Jom Haazmaut übliche öffentliche Grillen wurde landesweit verboten.

Zur vermuteten Brandstiftung und der Zahl der festgenommen Verdächtigen gab es zunächst widersprüchliche Angaben. »Es ist ein Terroranschlag auf Israel«, sagte Eli Beer, der Präsident der Notfallorganisation United Hatzalah, in einem Interview. Er betonte, dass an 20 verschiedenen Orten Brände gelegt sein wurden. Angeblich seien mehrere Personen festgenommen worden. Der israelische Geheimdienst Shin Bet ist an den Ermittlungen zur Ursache der Waldbrände beteiligt.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach am Donnerstag von 18 festgenommenen Verdächtigen, die Polizei hingegen laut Medienberichten von drei Festnahmen. Diese Personen hätten an verschiedenen Stellen versucht, Feuer zu legen, allerdings nicht in der Nähe des Hauptfeuers in der Region Jerusalem.

Israels Präsident Isaac Herzog sprach am Donnerstag bei einer Auszeichnung von Soldaten anlässlich des Unabhängigkeitstages auch von einem Zusammenhang zur Erderwärmung. »Dieses Feuer ist Teil der Klimakrise, die nicht ignoriert werden darf«, sagte er laut der israelischen Online-Zeitung »The Times of Israel«. »Sie verlangt von uns, dass wir uns auf ernste und bedeutende Herausforderungen vorbereiten und Entscheidungen treffen - inklusive angemessener Gesetzgebung.«

Angefacht durch extrem hohe Temperaturen, niedrige Luftfeuchtigkeit und starken Wind breiteten sich die Feuer extrem schnell aus. Die Polizei evakuierte sieben Gemeinden im Umkreis von 30 Kilometern um Jerusalem mit rund 7000 Bewohnern, während die Feuerwehr gegen die starken Flammen am Boden und aus der Luft kämpfte. Allerdings mussten die Löschflugzeuge zunächst größtenteils aufgrund des starken Windes und des Dunstes am Boden bleiben.

Die Behörden sperrten wichtige Verkehrsadern, darunter die Autobahn 1, die Hauptstraße zwischen Tel Aviv und Jerusalem, und die Autobahn 3. Autofahrer verließen ihre Fahrzeuge und flüchteten zu Fuß, um sich in Sicherheit zu bringen, als Rauch die Straßen einhüllte.

Der Zugverkehr von und nach Jerusalem wurde nach Angaben der israelischen Eisenbahngesellschaft am Donnerstag wieder aufgenommen. Auch alle Straßen, darunter die zentrale Schnellstraße zwischen Tel Aviv und Jerusalem, wurden Medien zufolge wieder für den Verkehr freigegeben. Die israelische Nachrichtenseite »ynet« berichtete, mehr als 100 wegen der Brände zurückgelassene Autos seien auf einen Parkplatz in der Gegend geschleppt worden. Auf Videos war zu sehen gewesen, wie Menschen am Tag zuvor wegen des dichten Rauchs auf der Straße aus ihren Autos flüchteten und diese stehenließen.

Mehrere Menschen mussten mit Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Nach Angaben der Feuerwehr wurden bis Donnerstagmorgen 17 Feuerwehrleute verletzt. Zwei von ihnen kamen ins Krankenhaus. Berichten zufolge gab es in einem Vorort von Tel Aviv ein Feuer in einem Pflegeheim, mehrere Bewohner der Einrichtung seien gerettet worden. Mehrere Menschen seien leicht verletzt worden.

Der Jüdische Nationalfonds (KKL-JNF) meldete, insgesamt seien bislang 2000 Hektar Land, darunter vor allem Waldgebiete, abgebrannt. Dies entspricht in etwa der Fläche des Frankfurter Flughafens. Israelischen Medien verbreiteten Aufnahmen, die unter anderem verkohlte Felder und Waldstücke zeigen.

Temperaturen lagen bei 36 bis 38 Grad

Der israelische Wetterdienst hatte aufgrund des heißen und trockenen Wetters bereits am Mittwochmorgen eine hohe Brandgefahr gemeldet, vor allem in Zentralisrael. Die Durchschnittstemperaturen betrugen dort zwischen 36 und 38 Grad Celsius.

Insgesamt sind etwa 120 Feuerwehrmannschaften, zehn Löschflugzeuge, zwei Hubschrauber und Spezialfahrzeuge im Einsatz. Zur Koordinierung der Einsätze wurde in Latrun ein zentraler Kommandoposten eingerichtet. Laut Beer helfen derzeit rund 400 Freiwillige der United Hatzalah, zusätzlich zu den 7600 Freiwilligen, die für andere Notfälle auf Abruf bereitstehen.

Der Koordinator für Katastrophenschutz beim Rettungsdienst Magen David Adom, Haim Rafalowski, bezeichnete die Lage als »sehr ernst«. Man hoffe, dass die Feuerwehr die Lage unter Kontrolle bekommt, »damit es nicht zu einer Katastrophe kommt«.

»Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich fette Rauchschwaden. Alles ist grau.«

Während sich das Hauptfeuer von Jerusalem in Richtung Zentralisrael ausbreitete, brachen an verschiedenen Orten in Israel weitere Brände aus. Von den Außenbezirken der Küstenstadt Ashdod bis hin zu Wäldern und Hainen weiter südlich in Richtung der Negev-Wüste wurden Gemeinden in ganz Israel evakuiert.

Italien und Kroatien haben mittlerweile Flugzeuge zur Unterstützung der Löscharbeiten entsandt, wie das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu bestätigte. Laut dem Außenministerium werde Rumänien ein Löschflugzeug sowie ein Flugzeug zur logistischen Unterstützung entsenden, während auch andere Länder, darunter Frankreich, Zypern, Griecheland die Ukraine und Ecuador, Hilfe nach Israel schicken. Auch die Palästinensische Autonomiebehörde bot an, Feuerwehren nach Israel zu senden, wie sie es bereits bei vergangenen Bränden getan hatte.

Viele Menschen steckten am Mittwochabend in Büros fest, obwohl der Arbeitstag am Mittag wegen des Erew Yom Haatzmaut geendet hatte. Wie Dan Paz, der in einem Startup in Modi’in arbeitet und vorhatte, am Nachmittag in seinen Wohnort Hod Hascharon zurückzufahren.

Doch am Abend war der Ingenieur noch immer im Büro. »Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich fette Rauchschwaden. Die Autobahn Nummer 1, die ich sonst immer nehme, ist gesperrt und die Ausweichstraßen sind auch nicht sicher. Wer weiß, wie lange ich hier noch sitze … Ich fahre aber erst los, wenn es keine unmittelbare Gefahr mehr gibt.«

Laut Israels Feuerwehrchef Eyal Caspi wurde am Mittwochabend erwartet, dass die Waldbrände noch einen Tag lodern werden. »Die Bedingungen verschlechtern sich, und wir hoffen, dass es endlich Mitternacht ist, wenn die Winde abschwächen sollen«, so Caspi. »Alle hoffen, dass die Feuer bis dahin nicht auf eine der Städte übergreifen - und wir sie endlich unter Kontrolle bringen.«

Der Bezirksleiter der Jerusalemer Feuerwehr sprach im israelischen Fernsehen von dem »vielleicht größten« Waldbrand, den es je in Israel gegeben habe. 2010 waren bei der schlimmsten Feuersbrunst in der israelischen Geschichte im Karmel-Gebirge mehr als 40 Menschen getötet worden.

Die Temperaturen sind nach der Hitzewelle im Land über Nacht gefallen. Nach Angaben des israelischen Wetterdienstes wurde ab Donnerstagnachmittag aber wieder mit starkem Wind gerechnet, so dass erneut Brandgefahr bestehe. (mit dpa)

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