Ein aktueller Bericht des Israel Democracy Institute (IDI) zeigt eine bemerkenswerte Entwicklung: Rund ein Viertel der jüdischen Bevölkerung Israels und ein Drittel der arabischen Israelis ziehen in Erwägung, das Land zumindest vorübergehend zu verlassen. Die Studie macht deutlich, dass die Motive der beiden Gruppen zwar unterschiedlich sind, der Grundtrend aber vergleichbar ist. Der Wunsch nach einem Neustart außerhalb Israels gewinnt an Gewicht.
Die Daten zeigen große Unterschiede innerhalb der jüdischen Bevölkerung. Besonders ausgeprägt ist der Auswanderungswunsch unter säkularen Juden, von denen 39 Prozent über einen Wegzug nachdenken. In religiösen Gruppen liegt der Anteil deutlich niedriger. Unter arabischen Israelis sind vor allem Menschen zwischen 35 und 54 Jahren migrationsbereit – etwa 34,5 Prozent dieser Altersgruppe spielen laut IDI-Studie mit dem Gedanken, das Land zu verlassen.
Als wichtigste Gründe werden in der Umfrage die hohen Lebenshaltungskosten genannt – ein Dauerthema in Israel. Hinzu kommen Sorgen um die Zukunft der Kinder und die Frage, ob das Land langfristig ausreichende Perspektiven bietet. Ein festes Ziel haben die meisten, die einen Wegzug erwägen, allerdings nicht. Europa wirkt attraktiver als Nordamerika, doch konkrete Pläne gibt es kaum.
Familie und Verbundenheit halten viele im Land
Trotz des wachsenden Interesses an einem Leben im Ausland bleibt die Bindung an Israel stark. 90 Prozent der jüdischen und 79 Prozent der arabischen Befragten betonen, wie wichtig ihnen das Leben im Land ist. Familie, kulturelle Identität und ein grundlegendes Zugehörigkeitsgefühl sind laut IDI die zentralen Gründe, trotz aller Schwierigkeiten zu bleiben.
In beiden Bevölkerungsgruppen wird die steigende Zahl von Auswanderungswilligen kritisch gesehen. 64 Prozent der arabischen Israelis und 54 Prozent der jüdischen Bevölkerung betrachten die Entwicklung als Gefahr für die Zukunft des Landes.
Besonders die mögliche Abwanderung gut ausgebildeter Fachkräfte – der sogenannte »Brain Drain« – wird als ernsthafte Bedrohung eingeschätzt. Politische Unzufriedenheit oder Sicherheitsängste spielen dagegen in der Umfrage nur eine untergeordnete Rolle. im