Gaza

Er soll Hamas-Mitglied gewesen sein: Israel tötet Al-Jazeera-Reporter

Palästinenser in Gaza Stadt tragen die Leiche von Anas al-Sharif. Foto: picture alliance / Anadolu

Bei einem israelischen Luftangriff in Gaza-Stadt am Sonntagabend kam der bekannte palästinensische Journalist Anas al-Sharif ums Leben. Der 28-Jährige arbeitete für den katarischen Sender Al Jazeera. Das israelische Militär bezeichnete ihn als Hamas-Terroristen, der eine Raketenabteilung leitete.

Neben al-Sharif wurden nach Angaben von Al Jazeera auch die Journalisten Mohammed Qreiqeh, Ibrahim Zaher, Mohammed Noufal und Moamen Aliwa bei dem Angriff getötet, der nahe dem Shifa-Krankenhaus stattfand. Ein Krankenhausmitarbeiter bestätigte zudem zwei weitere Todesopfer.

Die israelischen Streitkräfte (IDF) bestätigten den Angriff und bezeichneten al-Sharif als »Terroristen, der unter dem Deckmantel eines Journalisten operierte«. Sie verwiesen auf Dokumente, die sie im Oktober aus Gaza sichergestellt hatten und die angeblich »eindeutig« al-Sharifs militärische Verbindungen zu Hamas belegen. Demnach leitete er eine Raketen-Einheit und gehörte einer Elitegruppe der Hamas an.

Präzise Waffen

Al Jazeera wies die Vorwürfe zurück und kritisierte Israel scharf dafür, gezielt Mitarbeiter des Senders in Gaza anzugreifen. Der Sender bezeichnete den Angriff als verzweifelten Versuch, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen, bevor eine mögliche Besetzung Gazas erfolgt. Israel will Gaza allerdings gar nicht dauerhaft besetzen, wie Ministerpräsident Benjamin Netanjahu regelmäßig versichert.

Lesen Sie auch

Die IDF erklärte, beim Luftschlag seien präzise Waffen eingesetzt worden, unterstützt durch Luftüberwachung und Geheimdienstinformationen, um zivile Opfer zu minimieren.

Nur wenige Minuten vor seinem Tod hatte al-Sharif einen Bericht über israelische Luftangriffe in Gaza-Stadt auf Social Media veröffentlicht. Sein Account auf X mit über 500.000 Followern veröffentlichte nach seinem Tod eine hinterlegte Botschaft, in der er seine Unerschrockenheit betonte und »die Wahrheit ohne Verzerrung« berichten wollte.

»Terrorist mit Kamera«

NGOs hatten zuvor gewarnt, dass al-Sharif durch seine Berichterstattung in Gefahr sei. Die UN-Sonderberichterstatterin Irene Khan bezeichnete Israels Vorwürfe gegen ihn als unbelegt. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) kritisierte Israel scharf, da keine glaubwürdigen Beweise für die Anschuldigungen vorgelegt worden seien.

Pro-israelische Aktivisten lobten die Tötung al-Sharifs und veröffentlichten Fotos, die ihn mit dem inzwischen getöteten Hamas-Führer Yahya Sinwar zeigen, sowie eine Telegram-Botschaft von ihm vom 7. Oktober 2023, in der er die Angriffe und Entführungen der Hamas an diesem Tag begrüßte.

Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, erklärte: »Ein Terrorist mit einer Kamera bleibt ein Terrorist. Ich danke unseren Sicherheitskräften für die Eliminierung des Terroristen Anas Jamal Mahmoud Al-Sharif, der sich als Al-Jazeera-Journalist tarnte.« ja

Gaza

Bericht: USA und Israel setzen Hamas Frist für Waffenabgabe

Die USA und Israel haben sich auf eine Frist für die Entwaffnung der Hamas geeinigt. Diese ist Voraussetzung für Frieden in Gaza

 31.12.2025

USA

Die Eltern der letzten Geisel treffen Trump

Die Eltern von Ran Gvili kämpfen dafür, dass die zweite Phase von Trumps Gaza-Plan erst beginnt, wenn ihr Sohn wieder zu Hause ist

 31.12.2025

Deutschland

Bildungszentrum von Yad Vashem soll Leerstelle füllen

Das in Deutschland geplante Bildungszentrum der Gedenkstätte Yad Vashem soll ein größeres Bild in den Dialog der Erinnerungskultur bringen

 31.12.2025

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025