Jerusalem

Ein Wahrzeichen wird erneuert

Davidszitadelle bei Nacht Foto: Sabine Brandes

Wer sich von Westen her der Jerusalemer Altstadt nähert, kommt optisch nicht an ihr vorbei. So majestätisch wie elegant thront die sogenannte Davids-Zitadelle rechts neben dem Jaffa-Tor über dem nördlichen Teil des Hinnom-Tals.

Jetzt erhält eines der Wahrzeichen Jerusalems und Zwischenstopp für jährlich über 500.000 Besucher eine gründliche Überholung. Hinter den coronabedingt geschlossenen Türen wird hart gearbeitet – und dabei manche Tür geöffnet, die über die Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war.

ERNEUERUNG Nach siebenjähriger Planungszeit kam im Juli Grünes Licht: Über einen Zeitraum von drei Jahren sollte die Zitadelle bei laufendem Betrieb Stück für Stück grunderneuert werden.

Als stattdessen Israel im September einen zweiten Lockdown verhängte, ergriff Museumsdirektorin Eilat Lieber die Gelegenheit beim Schopf und nutzte die ungewollte Schließung, um die Arbeiten voranzutreiben.

Die britische Clore Israel Foundation, die Stadt, das Jerusalem-Ministerium und das Tourismusministerium finanzieren das Projekt maßgeblich.

Umgerechnet rund 34 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt, finanziert vor allem durch die britische Clore Israel Foundation in Kooperation mit der Stadt, dem Jerusalem-Ministerium und dem Tourismusministerium.

NACHHALTIGKEIT An seinem Ende soll das Museum nicht nur mit einem neuen Design und zeitgemäßem Ausstellungskonzept überzeugen. Auch Aspekte wie behindertengerechte Zugänge, Konservierung, Nachhaltigkeit, und Integration in die Stadtentwicklung sollen ihren Niederschlag finden, erklärt Lieber.

Ein halb in die Erde gebauter zweistöckiger Eingang mit Besucherzentrum soll ebenso hinzukommen wie ein neuer pädagogischer Flügel mit einem Auditorium. Römisch-byzantinische Ausgrabungen unter dem heutigen Platz vor dem Jaffa-Tor sollen in das Museum integriert und die bisherige Ausstellungsfläche auf 20.000 Quadratmeter verdoppelt werden.

In der künftigen Dauerausstellung werden Funde aus dem alten Jerusalem präsentiert.

Dort werden in der künftigen Dauerausstellung Funde aus dem alten Jerusalem präsentiert – darunter wohl auch der ein oder andere überraschende Fund der jetzigen Arbeiten.

ARCHÄOLOGIE »Die Tür ist so lange nicht geöffnet worden, dass sie quasi Teil des Steins geworden ist«, scherzt Amit Re’em. Der Bezirksarchäologe der Israelischen Antikenbehörde, der den archäologischen Teil der Arbeiten in und um die Zitadelle leitet, deutet auf einen Durchgang in den dicken Kalksteinwänden.

Als die Archäologen die Tür unlängst öffneten, fanden sie hinter jeder Menge Gerümpel eine mittelalterliche Latrine mit einem Abwasserkanal von beeindruckender Größe.

»Meiner Einschätzung nach ist dies nicht nur ein Abwassersystem«, so der Archäologe. »Der Tunnel ist riesig. Er könnte in der Kreuzfahrerzeit als Fluchtweg genutzt worden sein.«

Mittels Lasertechnologie soll der gesamte Bau vermessen und ein 3-D-Modell erstellt werden.

Aus geplanten Untersuchungen der Ablagerungen der antiken Toilette erhoffen sich die Forscher zudem Aufschlüsse über die mittelalterliche Ernährung und verbreitete Krankheitserreger.

WAHRZEICHEN Selbst für Re’em sind die Arbeiten in und an der Zitadelle etwas Besonderes. »Man bekommt nicht jeden Tag die Gelegenheit, in einem Wahrzeichen Jerusalems zu graben«, sagt er.

Das Erneuerungsprojekt für das Museum am Jaffator sei entsprechend eine »rare Gelegenheit, die Geheimnisse und die Geschichte des Baus zu erforschen«.

Mittels Lasertechnologie soll dabei der gesamte Bau in all seinen Schichten vermessen und ein 3-D-Modell erstellt werden. Insbesondere bislang vernachlässigten Epochen soll dabei laut Re’em die Aufmerksamkeit gelten.

Bis Frühjahr 2022 soll das renovierte Haus wieder voll zugänglich sein.

»Die mittelalterliche Geschichte der Zitadelle wurde von der bisherigen Erforschung stiefkindlich behandelt, ebenso die frühe osmanische Zeit. Niemand hat bisher die Frage gestellt, wer die mittelalterliche Zitadelle gebaut hat oder warum.«

LOCKERUNG Diese Lücke soll mit den neuen Untersuchungen geschlossen werden – ohne natürlich die älteren Schichten aus der Zeit des Herodes, der Römer, der byzantinischen Zeit zu vernachlässigen, erklärt Caroline Schapiro. Für die PR-Chefin des Museums ist es Ironie des Schicksals, dass das Projekt gerade jetzt volle Fahrt aufnehmen kann.

Habe man sich noch im Januar den Kopf zerbrochen, wie sich Museumsbetrieb und Renovierung vereinbaren ließen, sei das coronabedingt geschlossene Museum gegenwärtig nur dank der Arbeiten nicht verwaist.

Wenn mit der nächsten Lockerung der Lockdown-Regelungen Museen wieder öffnen dürfen, will auch der Davidsturm Sonderausstellungen, geführte Touren und Aktivitäten anbieten.

Bis Frühjahr 2022, über ein Jahr schneller als ursprünglich angedacht, soll das Haus dann in aufgehübschter Form wieder voll zugänglich sein.

Naher Osten

Herzog: Ziehen USA nicht in Krieg mit Iran

«Wir haben nicht die Absicht und wir fordern nicht, dass Amerika jetzt in den Krieg zieht, weil die Iraner Israel bedrohen«, so der israelische Präsident

 22.06.2025

Nahost

Israel hebt Schließung des Luftraums auf

Ab 14 Uhr Ortszeit dürfen am Flughafen Ben Gurion wieder Flieger starten und landen

 22.06.2025

Krieg gegen Iran

USA warfen 14 bunkerbrechende Bomben auf Atomanlagen ab

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth informierte bei einer Pressekonferenz über die Angriffe

 22.06.2025 Aktualisiert

Kommentar

God bless America!

Die USA lassen Israel im Iran nicht allein die »Drecksarbeit« machen, nicht nur, weil sie hinter dem Existenzrecht des jüdischen Staates stehen, sondern, weil auch unsere Sicherheit durch das Teheraner Regime bedroht ist

von Rafael Seligmann  22.06.2025

Gaza

Leichen von drei Geiseln geborgen

IDF bringt die von der Hamas ermordeten Israelis Jonathan Samerano, Ofra Keidar und Shay Levinson nach Hause

von Sabine Brandes  22.06.2025

Kommentar

Regime Change im Iran? Totgesagte leben länger

Auch jene, die dem Regime feindlich eingestellt sind wissen, dass eine erneute Revolution durchaus schlimmeres hervorrufen kann. Auch deshalb braucht es einen Plan, meint Nathan Peres

von Nathan Peres  22.06.2025

Diplomatie

Europäer nach US-Angriff auf Iran düpiert

Noch am Freitag hatten die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens, Deutschlands und der EU versucht, Iran mit diplomatischen Mitteln vom Atomprogramm abzubringen

von Jörg Blank  22.06.2025

Krieg gegen Iran

Angela Merkel: Israel muss sich wehren können

Die Altkanzlerin hat auch eine Meinung zum Nahost-Konflikt. Das Recht Israels, sich gegen eine Auslöschung zur Wehr zu setzen, steht für sie außer Frage

 22.06.2025

Naher Osten

So reagieren Israels Nachbarn auf den US-Angriff auf das Atomprogramm

Die Angriffe dürften das Machtgefüge in der Region verändern

 22.06.2025