Pandemie

Dritte Impfung für Israelis über zwölf Jahre

Verteilung der Heimtestkits vor dem Schulbeginn Foto: Flash90

In Israel können sich seit dem Wochenbeginn alle Bürger die Auffrisch-Spritze gegen das Coronavirus abholen. Die Regierung gab bekannt, dass die Drittimpfung für jeden ab zwölf Jahre erhältlich ist, wenn dessen zweite Impfung bereits fünf Monate oder länger zurückliegt. Auf diese Weise versucht Israel, die Deltavariante einzudämmen, die für einen massiven Anstieg der Infektionen verantwortlich ist.

Am Montag lag die Zahl der Neuinfektionen bei 6576. Die Positivrate der Tests stieg auf 7,8 Prozent an. Derzeit werden 1175 Menschen in den Krankenhäusern behandelt, 731 von ihnen gelten als schwerkrank, 160 müssen künstlich beatmet werden. Bislang sind in Israel 6990 Menschen an den Folgen einer Erkrankung mit Covid-19 gestorben, gab das Gesundheitsministerium an.

PRIVILEG Premierminister Naftali Bennett sprach von einem »Privileg, das es in keinem anderen Land gibt«. Er forderte alle Israelis auf, sich den sogenannten »Booster shot« abzuholen. Die Kampagne hatte am 31. Juli für über 60-Jährige begonnen und war erst in der vergangenen Woche auf über 30-Jährige ausgeweitet worden. Am Wochenbeginn hatten sich bereits mehr als zwei Millionen Einwohner des Nahoststaates die Spritze setzen lassen.

»Auch unter dem immensen Druck versuchen wir, eine ausgewogene und verantwortungsbewusste Politik zu machen.«

Gesundheitsminister Nitzan Horowitz

Eine Änderung für jene, die die Auffrischung erhalten haben, ist die Befreiung von der Quarantäne, sollten sie aus dem Ausland nach Israel zurückkommen. Die Regel gilt ab 3. September für Rückkehrer aus Ländern mit niedriger oder mittlerer Ansteckungsgefahr. Sie müssen sich lediglich für 24 Stunden in Quarantäne begeben, bis sie ein negatives Coronatest-Ergebnis erhalten haben.

ISOLATION Derzeit gelten noch sieben Tage Heimisolation für Rückkehrer aus nahezu allen Ländern. Wenige Ausnahmen sind jene Staaten, die derzeit eine niedrige Infektionszahl haben. Diese Liste wird ständig aktualisiert.

Der grüne Gesundheitspass, der den Eintritt zu Veranstaltungen, in Restaurants, Schwimmbäder und ähnliches ermöglicht, wird ein halbes Jahr nach Gabe der zweiten oder dritten Impfung ablaufen, gab das Gesundheitsministerium an. Vollständig Geimpfte und Genesene erhalten das Zertifikat automatisch von ihrer Krankenversicherung. Diese Änderung ist ab 1. Oktober gültig.

»Auch unter dem immensen Druck versuchen wir, eine ausgewogene und verantwortungsbewusste Politik zu machen, die den Wert des Lebens schätzt. Wir wissen aber auch, dass Restriktionen und Schließungen einen hohen Preis haben«, so Gesundheitsminister Nitzan Horowitz. »Wir müssen weiter schnell impfen.« Ob eine vierte Dosis benötigt werde, könne man derzeit noch nicht sagen.

»Die Restriktionen an der Kotel werden von Sicherheitsbehörden aufs Schärfste überwacht.«

Premier Naftali Bennett

Von einem Lockdown während der Hohen Feiertage, der bis vor Kurzem von Politikern und Gesundheitsexperten diskutiert wurde, scheint die Regierung abzusehen. Während es bislang keine offizielle Erklärung dazu vom Corona-Kabinett gibt, äußerte sich Innenministerin Ayelet Shaked am Samstag zum Thema Lockdown. Es sei wahrscheinlich, dass die gesamten Hohen Feiertage ohne nationale Abriegelung im Kreis der Familien begangen werden könnten. Eine Zusicherung könne sie allerdings nicht über Rosch Haschana hinaus machen.

KOTEL Am Montag erklärte der Premierminister, dass er die Zahl der Gläubigen für die Selichot-Gebete an der Kotel in Jerusalem auf 8000 beschränken werde. Diese werden in Kapseln aufgeteilt. Alle Anwesenden müssten zudem Masken tragen. Die Restriktionen werden aufs Schärfste von Sicherheitsbehörden überwacht, hob Bennett hervor.

Vor den Feiertagen steht eine weitere Herausforderung an: Am Mittwoch, dem 1. September, öffnen landesweit die Schulen nach den Sommerferien. Alle Schüler sollen zuvor einen Schnelltest zu Hause machen müssen. Die Verteilung der Kits hat am Sonntag in den Schulen begonnen. 1,9 Millionen Mädchen und Jungen warten darauf, nach zwei Monaten Ferien wieder die Schulbank drücken zu dürfen.

Nachrichten

Angriff, Solidarität, Soldaten

Kurzmeldungen aus Israel

von Ralf Balke  vor 3 Stunden

Iran

Ajatollah Chamenei droht den USA für den Fall weiterer Angriffe

Nach rund einer Woche ohne Lebenszeichen von Irans Staatsoberhaupt meldet sich dieses nun zurück. Unklarheiten gibt es weiter über die Schäden an Irans Atomanlagen

 vor 4 Stunden

Vermisst

Der Mann, der die Pferde liebte

Eliyahu Margalit wurde im Kibbuz Nir Oz von Hamas-Terroristen ermordet und verschleppt

von Sophie Albers Ben Chamo  vor 5 Stunden

Israel

Opfer nennt Mörder in letzter Sprachnachricht an Frau

Das Opfer eines tödlichen Gewaltverbrechens hat selbst entscheidend zur Lösung des Falls beigetragen. Den Hinweis auf seinen Mörder gab er nur Momente vor seinem Tod

 vor 6 Stunden

Israel

Früherer Geheimdienstchef der israelischen Armee: Jerusalem musste das Atomprogramm der Mullahs stoppen

Im Juni 1981 war Amos Yadlin an der Zerstörung von Saddam Husseins Kernreaktor beteiligt. Nun hat er ausführlich über Israels Präventivschlag gegen das Mullah-Regime und den angeblichen »Völkermord« in Gaza Auskunft gegeben

von Imanuel Marcus  vor 6 Stunden

Israel

Student wegen Verdachts der Spionage für Iran festgenommen

Ein junger Mann wird verdächtigt, im Auftrag iranischer Agenten spioniert zu haben. Ihm werden sicherheitsgefährdende Aktivitäten vorgeworfen. In den vergangenen Jahren haben solche Fälle zugenommen

 vor 10 Stunden

Washington D.C./Jerusalem

Trump fordert, Prozess gegen Netanjahu einzustellen

Der israelische Ministerpräsident ist wegen Betrugs, Untreue und Bestechlichkeit angeklagt. Jetzt springt ihm der US-Präsident zur Seite, der selbst immer wieder Ärger mit der Justiz hat

 vor 10 Stunden

Balkan

Bosnien entschuldigt sich bei Rabbinerkonferenz

Über eine Tagung der Europäischen Rabbinerkonferenz in Sarajevo kam es zum judenfeindlichen Eklat. Mit der jetzt erfolgten Entschuldigung ist der Fall indes noch nicht bereinigt

 vor 11 Stunden

Ramat Gan

Die heimlichen Heldinnen und Helden

Wie gingen die Menschen in Elternheimen mit den ständigen Raketenalarmen um? Ein Mitarbeiter berichtet von seinen Erfahrungen

von Oliver Vrankovic  gestern, 16:41 Uhr