Coronavirus

Die Panik wächst

Mitarbeiter des Tel-HaShomer-Krankenhauses erwarten die heimgekehrten Passagiere des Kreuzfahrtschiffs »Diamond Princess«. Foto: Flash 90

Während internationale Gesundheitsexperten davon sprechen, dass die Welt kurz vor einer Pandemie steht, wächst auch in Israel die Angst vor dem Coronavirus. Die Behörden versuchen, die Ausbreitung zu verhindern – allerdings mit teils umstrittenen Maßnahmen.

COVID-19 Bei Redaktionsschluss gab es zwei bestätigte Fälle des Virus, beides Passagiere des Kreuzfahrtschiffs »Diamond Princess«, die nach Israel zurückgeholt wurden. Der Mann und die Frau wurden in Japan zunächst negativ auf COVID-19 getestet, später dann aber doch positiv.

Derweil müssen Touristen aus Südkorea, meist christliche Pilger, Israel verlassen, nachdem Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dies anordnete. Zuvor war bekannt geworden, dass 18 Teilnehmer einer Reisegruppe aus dem fernöstlichen Land nach ihrer Rückkehr aus Israel mit dem Virus diagnostiziert wurden.

VERANSTALTUNGEN Netanjahu öffnete im Angesicht der Bedrohung einen nationalen Lagebesprechungsraum. Das Forum kommt täglich zusammen, um sich über die Entwicklungen auszutauschen. Vorsitzender ist der nationale Sicherheitsberater Meir Ben-Shabbat. Die Wahlen müssten wegen dem Coronavirus nicht abgesagt werden, so Netanjahu. Andere Massenveranstaltungen allerdings werden verschoben oder zumindest eingeschränkt.

Beim Tel-Aviv-Marathon sind keine ausländischen Läufer zugelassen.

So etwa der Marathon in Tel Aviv. Die Stadtverwaltung veröffentlichte eine knappe Erklärung: »Als Vorsichtsmaßnahme gegen die potenzielle Verbreitung des Coronavirus hat das Gesundheitsministerium angewiesen, die Teilnahme von internationalen Läufern am Tel Aviv Samsung Marathon am kommenden Freitag nicht zuzulassen.« Die Verwaltung werde alle registrierten Teilnehmer darüber informieren, die Gebühren werden erstattet.

Das Gesundheitsministerium ordnete an, dass sich alle Israelis, die aus China, Hongkong, Singapur, Macau, Thailand, Südkorea und Japan zurückkehren, in private Isolation begeben müssen. Sie dürfen ihre eigenen vier Wände nicht verlassen, es darf sie auch niemand besuchen. Eine Maßnahme, die von Experten kritisiert wird, weil sie schwer bis unmöglich zu überprüfen ist.

Derweil sind bereits rund 200 Beschwerden bei der Polizei eingegangen, die von Rückkehrern aus den genannten Ländern sprechen, die sich nicht an die Vorgaben halten. Das Gesundheitsministerium erließ zudem eine Reisewarnung für Norditalien, wo viele neue Fälle des Coronavirus gemeldet werden.

PROZESS Währenddessen kritisierte der Vorsitzende der Ärztevereinigung, Hagai Levine, den Gesundheitsminister Yaakov Litzman. »Wenn es einen Ausbruch einer gefährlichen Infektionskrankheit gibt, ist es von großer Bedeutung, dass die Entscheidungen aufgrund von wissenschaftlichen Beweisen in einem ordentlichen Ablauf getroffen werden. Dieser Prozess muss von professionellen Experten angeführt werden. Nicht von Politikern.«

Levine betonte, dass er sowie andere Fachleute und Akademiker dabei nicht einbezogen würden und lediglich stumm zuschauen könnten. »Es geht nicht darum, ob die eine oder andere Entscheidung korrekt ist. Dabei können Fehler passieren. Es geht darum, ob der Prozess in Ordnung ist.« Und das bezweifelt Levine vor allem im Hinblick auf die anstehenden Wahlen. Litzman, Vorsitzender der ultraorthodoxen Partei Vereinigtes Tora-Judentum, ist Mitglied des rechtsreligiösen Blocks um Netanjahus Likud.

Das Finanzministerium gab die Einschätzung heraus, dass der Ausbruch die Wirtschaft zwischen einer und vier Milliarden Schekel kosten könnte. Transportminister Bezalel Smotrich meldete, die Fluggesellschaft EL AL habe schon jetzt rund 50 Millionen Euro Verlust erlitten. Der Tourismus ist besonders betroffen.

Dazu gehören auch die Besucher aus Südkorea, die aus Israel ausgewiesen werden. Am Montagmorgen hatten bereits 622 von ihnen das Land mit Sonderflügen verlassen. 900 seien nach wie vor in Israel. Viele von ihnen waren gezwungen, die Nacht am Ben-Gurion-Flughafen zu verbringen, nachdem sie von Hotels abgewiesen wurden. Auch jüdische Siedler protestierten gegen ihre Unterbringung in einer Militärbasis in der Nähe ihrer Siedlung bei Jerusalem.

Viele Koreaner mussten die Nacht am Flughafen verbringen.

Am Flughafen versuchten die Angestellten ihr Bestes, um die Reisenden mit Matratzen, Essen und Trinken zu versorgen. »Wir verstehen, dass die Angst umgeht, und wollen wirklich nach Hause«, sagte ein Südkoreaner in der Abflughalle. »Aber wir verstehen nicht, warum Israel uns so behandelt. Wir haben doch keine Lepra.«

QUARANTÄNE Am Wochenbeginn waren Hunderte von Israelis in Quarantäne, nachdem bekannt geworden war, dass 18 Mitglieder einer Reisegruppe aus Südkorea positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Die Gruppe ist zwar wieder zurück in ihrer Heimat, doch noch ist unklar, ob Teilnehmer bereits während der Reise vom 8. bis 15. Februar infiziert waren. Ein Flugzeug aus Südkorea wurde am Samstagabend am Ben-Gurion-Flughafen abgewiesen.

Die Regierung in Seoul protestierte gegen die Abweisung der Maschine von Korean Air und versuchte, die israelische Regierung umzustimmen. Doch ohne Erfolg. Die Entscheidung wurde zwei Stunden vor der Landung getroffen. Lediglich den zwölf Israelis an Bord war es erlaubt, die Maschine am Flughafen zu verlassen. Sie wurden in Quarantäne gebracht, alle anderen flogen zurück nach Seoul.

In einer Pressekonferenz erklärte der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Moshe Bar Siman Tov, es gebe die Möglichkeit, dass das Virus sich durch den Aufenthalt der koreanischen Gruppe in Israel verbreitet, und resümierte: »Wer sich nicht in Quarantäne begibt, gefährdet die gesamte Öffentlichkeit.«

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