Nahost

Hisbollah bricht den Waffenstillstand

Eigentlich hatten die Aufbauarbeiten nach dem Krieg in Metula schon begonnen. Doch am Samstag schoss die Hisbollah erneut auf Israel. Foto: Flash90

Dreieinhalb Monate hielt der Waffenstillstand zwischen der Hisbollah und Israel – dann war es mit der Ruhe vorbei. Am frühen Samstagmorgen brach die Terrororganisation das Abkommen und feuerte vom Libanon aus auf israelisches Gebiet. Drei Raketen wurden von der IDF über der Kleinstadt Metula in Obergaliläa abgefangen, drei weitere überquerten die Grenze nicht.

Das israelische Militär flog anschließend Vergeltungsangriffe im Süden des Libanons auf Stellungen der Terrororganisation, um die Gefahr für die Bürger Israels einzudämmen.

Lesen Sie auch

Als Reaktion auf den Raketenbeschuss hieß es am Mittag aus dem Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu, dass er und Verteidigungsminister Israel Katz die Streitkräfte angewiesen haben, »mit Gewalt gegen Dutzende terroristischer Ziele im Libanon vorzugehen«. Die libanesische Regierung trage die Verantwortung für alle Vorgänge auf ihrem Territorium, hieß es.

Letzte Hisbollah-Raketen wurden am 2. Dezember abgefeuert

»Israel wird keinen Schaden für seine Bürger und seine Souveränität dulden und alles in seiner Macht Stehende tun, um die Sicherheit der Bürger Israels und der Gemeinden im Norden zu gewährleisten«, so die Erklärung weiter.

Anschließend berichteten die libanesischen Medien über Artillerieangriffe der israelischen Armee auf den Süden des Landes und von libanesischen Kontakten mit dem Komitee, das das Waffenstillstandsabkommen mit Israel überwacht. Der Libanon wolle angeblich eine weitere Eskalation zwischen den Nachbarn verhindern.

Die letzten Raketen aus dem Libanon wurden am 2. Dezember auf Israel abgefeuert. Der jetzige Beschuss der Hisbollah schließt sich dem aus Gaza und dem Jemen an, der diese Woche wieder begonnen hatte, nachdem die IDF nach dem Scheitern des Deals zur Geiselbefreiung die Kämpfe im Gazastreifen gegen die Hamas wieder aufgenommen hatten. Die Terrorgruppe hatte sich wiederholt geweigert, die noch 59 Geiseln in ihrer Gewalt freizulassen.

IDF: »Wir werden auf die Schüsse von heute Morgen mit aller Härte reagieren.«

Ein IDF-Sprecher sagte, Generalstabschef Eyal Zamir habe nach den Schüssen aus dem Libanon eine Lagebeurteilung durchgeführt und erklärt, dass die »IDF auf die Schüsse heute Morgen mit aller Härte reagieren wird«. Der libanesische Staat trage die Verantwortung für die Einhaltung der Vereinbarung. An den Anweisungen des Heimatfrontkommandos habe sich jedoch nichts geändert.

In Metula, das Städtchen, das in unmittelbarer Nähe zur libanesischen Grenze liegt, wurden die meisten Häuser während des Krieges zerstört oder beschädigt. Eigentlich hatten die Aufbauarbeiten an manchen Stellen bereits begonnen.

Allerdings waren bislang weniger als zehn Prozent Bewohner in ihre Heimat zurückgekehrt, obwohl die Regierung die Menschen dazu aufgefordert hatte. Viele haben Zweifel, dass ihre Sicherheit gewährleistet ist. Dass die Sorge berechtigt ist, bestätigte sich am Samstagmorgen auf dramatische Weise.

»Wir sind von Haus zu Haus gegangen und fragten die Menschen, wie sie sich fühlen, nachdem die israelische Armee erklärt hatte, es bestehe kein Sicherheitsrisiko mehr«, berichtete Metulas Bürgermeister David Azulay im öffentlich-rechtlichen Sender Kan nach dem Beschuss. »Und jetzt haben wir den Beweis: Es gibt keinerlei Sicherheit.«

Bürgermeister Azoulay: »Seit 23 Jahren sporadische Angriffe«

»Wir leben seit 23 Jahren unter sporadischen Angriffen, und die Regierung bezeichnet das als normal«, wetterte der Bürgermeister und forderte die komplette Zerstörung der vom Iran finanzierten Terrororganisation Hisbollah. »Keine einzige Kugel, Rakete oder Flugkörper dürfen auf Galiläa abgefeuert werden. Einzig die libanesische Armee darf bewaffnet an der Grenze zu Israel stationiert sein.«

Momentan gelte »wieder dieselbe Beschwichtigungspolitik wie vor dem 7. Oktober«, kritisierte er. »Doch wir werden sie nicht mehr akzeptieren. Die Regierung muss aufhören, Zeit zu verschwenden und anfangen, ihre Bürger zu schützen.«

Nur wenige Tage vor dem erneuten Angriff der Hisbollah hatte sich Azoulay mit einem Brief an den neuen Stabschef Zamir und den Ministerpräsidenten gewandt. Er schrieb: »Metula ist noch immer nicht sicher. Es wurden keine Pläne zur Verteidigung unserer Siedlungen ausgearbeitet, keine Lehren aus dem Krieg gezogen und keine Untersuchungen zu den Ereignissen im Norden durchgeführt.« Doch all das, meint er, müsse unbedingt geschehen, »damit sich die Bürger hier wieder sicher fühlen«.

Hintergrund

Das steckt hinter »Katargate«

Die Affäre um vermeintliche Zahlungen von Doha an Netanjahu-Berater und Medien-Leaks zieht immer weitere Bahnen

von Sabine Brandes  30.12.2025

Terror

Warum?

Die nichtjüdische Deutsche Carolin Bohl wurde am 7. Oktober 2023 von der Hamas brutal ermordet. Hier nimmt ihre Mutter Abschied von der geliebten Tochter

von Sonja Bohl-Dencker  30.12.2025

Afrika

Somalier protestieren gegen Israel

Sprechchöre, geschlossene Unis, kämpferische Reden: In Somalia entlädt sich Wut über Israels Anerkennung von Somaliland. Die Proteste ziehen sich quer durch die Gesellschaft.

 30.12.2025

Einspruch

Solidarität mit Somaliland

Sabine Brandes findet Israels Anerkennung der Demokratie am Horn von Afrika nicht nur verblüffend, sondern erfrischend

von Sabine Brandes  30.12.2025

Jerusalem/Fremont

Benjamin Netanjahu spricht mit Elon Musk über KI-Zukunft Israels

Im Mittelpunkt stand die strategische Ausrichtung Israels im Bereich künstlicher Intelligenz. Netanjahu will das Land technologisch an die Weltspitze führen

 30.12.2025

Jerusalem

Mikwe aus der Zeit des Zweiten Tempels unter der Klagemauer entdeckt

Der Fund gilt als eindrucksvoller archäologischer Beleg für die Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christus

 30.12.2025

Schicksalbericht

»Der Terrorist betete, dass mein Kind stirbt«

Der 36-jährige Elkana Bohbot spricht zum ersten Mal über seine persönlichen Erlebnisse als Hamas-Geisel in Gaza

von Sabine Brandes  30.12.2025

Medizin

Studie aus Tel Aviv: Hautkrebs setzt Immunsystem gezielt außer Gefecht

Weltweit sterben jährlich 57.000 Menschen an Melanomen. Die neuen Erkenntnisse aus Israel könnten Medizinern helfen, diese Krebsform zu bekämpfen

 30.12.2025

Jerusalem

Knesset beschließt Gesetz gegen Versorgung von UNRWA-Einrichtungen

Israel wirft der UN-Organisation eine Nähe zur Hamas vor. Jetzt werden ihr der Strom, das Wasser und die Datenverbindungen gekappt

 30.12.2025