Nachruf

Der Jahrtausend-Gelehrte

Rabbi Adin Even Steinsaltz sel. A. (1937–2020) Foto: dpa

Der führende israelische Rabbiner und Talmud-Gelehrte Adin Even Israel Steinsaltz ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 83 Jahren in einem Jerusalemer Krankenhaus an einer Lungenentzündung und wurde auf dem Ölberg bestattet.

Im Jahr 1988 war Steinsaltz der renommierte Israel-Preis verliehen worden. Das US-Magazin »Time« nannte ihn damals einen »Jahrtausendgelehrten«.

TALMUD-ÜBERSETZER Steinsaltz machte sich vor allem mit seiner Übersetzung sowohl des Babylonischen wie auch des Jerusalemer Talmuds ins Neuhebräische (Iwrit) und später auch in andere moderne Sprachen einen Namen. Damit wurde das komplexe theologische Werk einem breiteren Publikum zugänglich. Seine Talmud-Übersetzungen und -Kommentare verkauften sich millionenfach; die Erstauflagen waren oft binnen Tagen schon vergriffen.

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Adin Steinsaltz wurde in Jerusalem geboren und war Einzelkind. Er wuchs in einer Familie säkularer Juden auf, besuchte aber schon bald eine religiöse Schule. Später studierte er Naturwissenschaften an der Hebräischen Universität in Jerusalem und nahm parallel dazu ein Religionsstudium auf.

In den 60er-Jahren fing er mit der Übertragung des Talmuds, der überwiegend auf Aramäisch verfasst ist, in modernes Hebräisch an. Steinsaltz war überzeugt davon, dass das Judentum langfristig nur dann überlebensfähig sei, wenn dessen grundlegende Texte, Lehren und Interpretationen einer größeren Zahl an Juden verständlich seien. »Das Judentum ist in Gefahr, wenn ein beträchtlicher Teil unseres Volkes vom Talmud abgeschnitten ist«, sagte er dem »Time«-Magazin im Jahr 1987.

werk Es dauerte insgesamt 45 Jahre, bis Steinsaltz 2010 mit seinem monumentalen Vorhaben fertig wurde. Er übersetzte nicht nur als Erster den Talmud in ein verständliches Hebräisch, sondern fügte auch eigene Kommentare an. Insgesamt 41 Bände umfasst das Werk, das er hinterlässt und ihm Vergleiche mit den mittelalterlichen jüdischen Ausnahmegelehrten Raschi und Maimonides einbrachte. Seit 2017 ist es auch im Internet zugänglich.

Moskaus Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, würdigte den Verstorbenen als »intellektuellen Riesen unserer Generation«. Er habe den Talmud einem breiteren Publikum näher gebracht und damit »die Tora mit neuem Licht erfüllt«, schrieb Goldschmidt auf Twitter.

SCHULEN Steinsaltz, der Mitglied der Chabad-Lubawitsch-Bewegung war, war aufgrund seiner zugänglichen und freundlichen Art in Israel und darüber hinaus sehr beliebt. Er veröffentlichte insgesamt 60 Bücher und trat häufig als Vortragsredner auf.

Neben seiner Arbeit am Talmud war er zudem Gründer einer Reihe von Schulen und Bildungseinrichtungen, darunter die Makor-Haim-Jeschiwa in Gusch Etzion, südlich von Jerusalem gelegen, an der rund 300 orthodoxe und ultraorthodoxe Jugendliche und junge Erwachsene studieren. 2014 entführten Hamas-Terroristen von dort drei Schüler, die später ermordet aufgefunden wurden. Auch in Moskau gründete Rabbiner Steinsaltz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ein jüdisches Studienzentrum.

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Es habe ihm geholfen, dass er schon in relativ jungen Jahren mit seiner Talmud-Übersetzung angefangen habe, sagte Steinsaltz einmal. »Ich wusste natürlich damals noch nicht, welchen immensen Aufwand, auch in logistischer Hinsicht, das Ganze erfordern würde,« sagte er der Zeitung Yedioth Ahronoth im Jahr 2009. »Manchmal, wenn man zu viel weiß, führt das nur dazu, dass man nichts tut. Es erscheint mir besser, wenn man als Person oder als Menschheit nichts weiß über die Schwierigkeiten, die vor einem liegen, und besser an das glaubt, was alles möglich ist.«

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