Israel

Der Fall Lara Alqasem

Lara Alqasem war am 2. Oktober nach Israel eingereist. Foto: Flash 90

Die amerikanische Studentin Lara Alqasem hat ihre Ausweisung angefochten. Am Donnerstag ist sie von einem Gericht in Tel Aviv gehört worden. Bis zu der Verkündigung des Urteils werde die 22-Jährige in Haft am Ben-Gurion-Flughafen verbleiben, so Richter Kobi Vardi, »bis die Risiken und möglichen Schäden für den Staat Israel abgeklärt sind.«

Alqasem, US-Bürgerin mit palästinensischen Großeltern, war am 2. Oktober nach Israel eingereist. Sie hatte ein gültiges Studentenvisum, ausgestellt in den USA, um ab 14. dieses Monats an der Hebräischen Universität in Jerusalem zu studieren. Doch statt im Hörsaal zu sitzen, wurde ihr die Einreise verwehrt und sie in Abschiebehaft überführt. Die israelischen Behörden werfen ihr vor, eine Aktivistin der Boykottbewegung gegen Israel zu sein.

BDS Verschiedene Medien berichteten, dass sie in der Vergangenheit Präsidentin der studentischen Gruppe »Für die Gerechtigkeit von Palästina« an der Universität von Florida gewesen sei. Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der BDS-Bewegung. Strategieminister Gilad Erdan bezeichnete sie als »extremistische Gruppierung«. Im vergangenen Jahr hatte die Knesset ein Gesetz erlassen, das besagt, dass »Aktivisten, die wissentlich und öffentlich zum Boykott gegen Israel aufrufen, nicht ins Land einreisen dürfen«.

Die Amerikanerin hatte ihren Abschluss an der der Universität von Florida gemacht. Mehrere ihrer Professoren bescheinigten ihr öffentlich, sich nicht israelfeindlich geäußert zu haben, sondern stattdessen Hebräisch gelernt und an Lesungen von Holocaust-Überlebenden teilgenommen zu haben. Darunter befindet sich auch ihr Hebräisch-Professor Dror Abend-David. Auch die Hebräische Universität hat sich dem Protest für die junge Frau angeschlossen und fordert ihre sofortige Einreise.

Verschiedene Knessetmitglieder der Opposition hatten sie vor einigen Tagen in der Haft besucht, nach eigenen Angaben, »um zu sehen, dass es ihr an nichts fehlt«. Sie bestätigten, dass es Alqasem gut gehe. Auch ihre Mutter in den USA bestätigte, dass Lara »optimistisch« sei. Dennoch hat die Handhabung des Falles der jungen Studentin im In- und Ausland heftige Kritik ausgelöst und in Israel für eine Debatte der Legitimität von Befragungen an der Grenze losgetreten.

einreiseerlaubnis Strategieminister Gilad Erdan hatte daraufhin erklärt, dass es tatsächlich nicht zulässig sei, Einreisende zu ihrer politischen Auffassung zu befragen, etwa, ob sie die Regierung in Jerusalem gutheißen, und Alqasem angeboten, ihre Einreiseerlaubnis noch einmal zu überprüfen. Dafür müsse sie allerdings ihren Boykottaufruf öffentlich widerrufen und sich entschuldigen.

Während der Gerichtsverhandlung erklärte ihr Anwalt, Yotan Ben-Hillel, dass Alqasem einer kleinen Gruppe vorgesessen habe, die maximal acht Mitglieder hatte. »Es gab keinen öffentlichen Aufruf zum Boykott. Sie beendete zudem Monate vor dem Erlass des Gesetzes in Israel diese Tätigkeit und kann somit nicht entsprechend dieser Gesetzgebung verurteilt werden.« Außerdem werde sie in Israel an keinerlei Boykottaktivitäten teilnehmen und habe nicht vor, ins Westjordanland zu reisen. Der Staatsanwalt indes sagte, dass ihre Aktivitäten und Teilnahmen an BDS-Veranstaltungen bis ins Jahr 2018 reichten.

Der Knessetabgeordnete Mossi Raz rief Erdan auf, Alqasem sofort einreisen zu lassen, um einen Schneeballeffekt zu stoppen. »Hören Sie mit diesem Zirkus auf. Er fügt Israel immensen Imageschaden zu.« Innenminister Arie Deri indes widersprach dem im Israel-Radio. Er meint: »Es ist an der Zeit für etwas Nationalstolz.« Die Regierung betont, dass Alqasem das Land jederzeit freiwillig verlassen könne.

Einspruch Unterdessen hat am Sonntag, nur wenige Stunden vor der geplanten Ausweisung von Lara Alqasem, der Oberste Gerichtshof in Israel entschieden, dass die Abschiebung verschoben wird. Die Richter argumentierten, dass man auf die Entscheidung des Tel Aviver Gerichtes warten müsse, bei dem Alqasem am vergangenen Mittwoch Einspruch gegen das Einreiseverbot erhoben hatte, das gegen sie verhängt worden war. Noch in dieser Woche soll entschieden werden.

Währenddessen veröffentlichte die Hebräische Universität in Jerusalem, an der die 22-Jährige studieren möchte, eine Erklärung. »Alqasem ist nach Israel gekommen, um an der Hebräischen Universität ihren Magister zu machen. Darüber hinaus hat sie offen ihre Opposition zur BDS-Bewegung kundgetan«, heißt es in dem offenen Brief.

Und weiter: »Wir glauben, dass die Entscheidung der Ministerien für Strategie und Inneres falsch ist. Diese Handlung trägt nicht dazu bei, den Kampf gegen BDS zu führen, und schadet den Bemühungen der akademischen Gemeinde, Studenten und Lehrende aus der ganzen Welt zu ermutigen, nach Israel zu kommen, um hier zu studieren.« Der Staat Israel habe viel Geld in den akademischen Austausch investiert, so die Universität. »Die Ausweisung von Lara Alqasem schadet ebendiesem, nämlich dem akademischen Austausch.«

Nachrichten

Wasser, Armee, Mädchen

Kurzmeldungen aus Israel

von Sabine Brandes  09.12.2025

Geiseln

Israel nimmt Abschied von Sudthisak Rinthalak

Der Thailänder wurde am 7. Oktober von Terroristen des Islamischen Dschihad ermordet und in den Gazastreifen verschleppt

 09.12.2025

Pressefreiheit

Ausländische Journalisten dürfen weiterhin nicht allein nach Gaza

Der Auslandspresseverband wirft Israels höchstem Gericht vor, eine Entscheidung in der Angelegenheit zu verzögern

 09.12.2025

Libanon

Israel greift Hisbollah-Trainingslager an

Auf dem Gelände wurden laut israelischer Armee Anschläge geplant

 09.12.2025

Ehrenrettung

Stille, Salz und Sonnenlicht

Das Tote Meer landete auf der weltweiten Rangliste der Sehenswürdigkeiten auf dem zweitschlechtesten Platz – völlig zu Unrecht, findet unsere Korrespondentin

von Sabine Brandes  08.12.2025

Medienbericht

Donald Trump will Benjamin Netanjahu Ende Dezember treffen

Israelischen Medien zufolge soll es bei dem Treffen am 29. Dezember um die zweite Phase des Friedensplans gehen

 08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Nahost

Netanjahu: Israel bleibt in Pufferzone im Süden Syriens

Syriens Übergangspräsident al-Scharaa wirft Israel vor, »Geister zu bekämpfen«. Eine Lösung im Streit um ein Gebiet an der Grenze scheitert noch an unterschiedlichen Vorstellungen

 08.12.2025

Nahost

Katar und Türkei wollen keine vollständige Entwaffnung der Hamas

Israel vor neuen diplomatischen Manövern: Katar und die Türkei versuchen, die im ursprünglichen Gaza-Plan vorgesehene vollständige Entwaffnung der palästinensischen Terrororganisation Hamas zu verwässern

 08.12.2025